Essen-Heidhausen. Weil die Essener Stadtverwaltung doch grünes Licht gibt, kann das Kita-Projekt auf dem ehemaligen Sportplatz 2023 starten. Hier alle Infos dazu.

  • Einst kickte der SC Werden-Heidhausen auf dem Sportplatz am Volkswald. Doch diese Glanzzeit ist lange her. Zuletzt war hier ein Zeltdorf für Geflüchtete. Seit dessen Abbau ist das Gelände eine Brache.
  • Pläne gab es viele, was hier entstehen könnte. Doch im Behörden-Dschungel kamen die Ideen nicht voran.
  • Die Bezirksvertretung IX hat sich für eine Wald-Kita stark gemacht. Und dieses Vorhaben hat nun auch bei der Essener Stadtverwaltung Gehör gefunden.

Große Freude am Volkswald: Nachdem sich bis zuletzt ungeahnte Hürden auftürmten, konnte Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt nun verkünden: „Der Waldkindergarten kommt. Er bereichert das Angebot in Heidhausen nicht nur zahlenmäßig, sondern auch konzeptionell.“

Der Betrieb des Kindergartens soll bereits 2023 starten

Sie freue sich auch deswegen sehr über den Waldkindergarten, weil sie sich dessen Errichtung als persönliches Ziel gesetzt habe. Bauplanung und Bauordnung hätten grünes Licht gegeben, so dass 2023 der Betrieb starten könne.

Besichtigten das Gelände (v.l.) in Heidhausen: Ludger Hicking-Göbels, Gabriele Kipphardt, Fabian Schrumpf und Wilhelm Steitz.
Besichtigten das Gelände (v.l.) in Heidhausen: Ludger Hicking-Göbels, Gabriele Kipphardt, Fabian Schrumpf und Wilhelm Steitz. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Bedarf ist da: Junge Familien strömen nach Heidhausen, Betreuungsplätze sind aber rar. Daher hatten zum Beispiel Yannick Lubisch und Stephan Sülzer von der örtlichen CDU immer wieder eine Kita mit Waldanbindung gefordert, auch als Initialzündung für eine Revitalisierung der verlassenen Sportanlage.

Stadtkinder sollen Bewegungsdrang ausleben können

Wo können Stadtkinder heutzutage noch ihrer Entdeckungsfreude nachgehen, wo Bewegungsdrang ausleben, wo ihre Grenzen austesten? Genau hier setzt das Konzept des Waldkindergartens an. „So ein Wald ist eine schier unerschöpfliche Erlebnis- und Erfahrungswelt“, sagt Wilhelm Steitz vom Unternehmen „ZukunftsOrientierte Kinderbetreuung“ aus Mülheim.

Einige Gebäude stehen noch auf dem Grundstück, an deren Nutzung andere Vereine schon ihr Interesse bekundet haben.
Einige Gebäude stehen noch auf dem Grundstück, an deren Nutzung andere Vereine schon ihr Interesse bekundet haben. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Diese gemeinnützige GmbH betreibt schon drei Kitas in Duisburg und in Mülheim einen Waldkindergarten und interessiert sich für das Heidhauser Gelände. Zurzeit sind weitere vier Einrichtungen in Planung oder bereits im Bau, wie in Dortmund eine Natur-Kita auf einem bewirtschafteten Lern-Bauernhof.

Eine zweite Ausbaustufe wäre für den Betreiber denkbar

In der Wald-Kita verbringen die 20 Kinder ihre Zeit weitgehend draußen in der Natur, bei schlechten Witterungsbedingungen dient ein Zirkuswagen ihnen und dem vierköpfigen Erzieherteam als Aufenthalts- und Schutzraum. Die Gesamtfläche wird 1000 Quadratmeter betragen, also wäre später eine zweite Ausbaustufe denkbar.

Der Sportplatz am Volkswald in Heidhausen in den 1950er Jahren. Dort kickte damals der TuS Heidhausen.
Der Sportplatz am Volkswald in Heidhausen in den 1950er Jahren. Dort kickte damals der TuS Heidhausen. © Unbekannt | Daniel Henschke

Auch interessant

ZOK-Prokurist Wilhelm Steitz hatte sich schon im Juni 2019 geeignete Flächen in Heidhausen zeigen lassen, es gab am Volkswald Treffen mit den versammelten zuständigen Ämtern, doch die Bemühungen verpufften im Behörden-Dschungel. Im Oktober 2021 hatte Steitz daher Kontakt aufgenommen zu Gabriele Kipphardt und die Bezirksbürgermeisterin wiederum hatte versprochen, Schützenhilfe zu geben. Bei ihren Verhandlungen mit der Verwaltung sei sie unterstützt worden von ihrem Gatten Guntmar Kipphardt, Vorsitzender des Essener Bau- und Planungsausschusses.

Interfraktioneller Arbeitskreis sammelt Ideen zum Volkswald

Und der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion Fabian Schrumpf habe die Verwaltung letztlich dazu bewegen können, in Sachen Waldkindergarten am Volkswald ihren Ermessensspielraum auszunutzen. Als stolzer Vater vierer Töchter wisse der bau- und wohnungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion nämlich ganz genau, wie wichtig jeder einzelne Kitaplatz sei. Auch hätten die Dezernatsspitzen Simone Raskob und Martin Harter das Projekt „Waldkindergarten“ befürwortet.

Verschiedene Nutzungen der Sportanlage

Der rund hundert Jahre alte Sportplatz drohte nach dem Umzug des Fußballvereins SC Werden-Heidhausen ins Löwental völlig aus dem Fokus zu geraten. Eine Zwischennutzung war ein Zeltdorf für Flüchtlinge. Danach lag die Fläche wieder brach.Die Emotionen kochten hoch, als Brandstifter das frühere Sportlerheim in Schutt und Asche legten. Kurzfristig wurde Sperrmüll aus dem im Sommer überschwemmten Kettwig vor der Brücke zwischengelagert. Dabei wurden leider auch von Skatern vorgenommene Einbauten zerstört.Zuletzt sollten am Volkswald Bäume gepflanzt werden als Ersatz für wegen einer Baumaßnahme an der Barkhovenallee zu fällende. Dagegen hatte es Proteste aus Bevölkerung und Politik gegeben.

Auf Anregung des ersten stellvertretenden Bezirksbürgermeisters Ludger Hicking-Göbels tagt seit Monaten ein interfraktioneller BV-Arbeitskreis, der die Ideen zum Volkswald sammelt und Möglichkeiten auslotet. Ende November befürworteten die Fraktionen der BV IX gemeinsam die Errichtung eines Waldkindergartens. Zunächst aber signalisierte die Verwaltung rotes Licht.

Es gibt weitere ernsthafte Interessenten für das Gelände

Nach einer ersten „Schockstarre“ habe man dagegengehalten, betonte Hicking-Göbels. Man könne das Planungsrecht für einen „Außenbereich“ wie am Volkswald auch ganz anders auslegen. Nun sei die Wald-Kita ein erster Erfolg auf dem Weg zu einer umfassenden Nutzung der Fläche. Dafür gebe es ernsthafte Interessenten wie etwa den Rollsportverein „Dicke Knöchel“ und das Jugendwerk der Awo.

Gabriele Kipphardt stellte klar: „Dieses Treffen in ganz kleiner Runde ist lediglich der pandemischen Lage geschuldet, ansonsten wären hier alle Fraktionen der BV vertreten. Mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, ein wichtiges Ziel zu erreichen. Das motiviert für weitere gemeinsame Schritte.“