Essener Süden. Aus der Skater- und Bikerszene hagelt es Kritik am Angebot für die Freizeitsportler im Essener Süden. Wie das attraktiver und besser werden soll.

Die Wald-Kita kommt am Heidhauser Volkswald. Groß die Freude gerade bei der örtlichen CDU, die immer wieder gepocht hatte auf solch einen Kindergarten inmitten der Natur. Doch was ist mit Angeboten für Jugendliche? Schauen die wieder mal in die Röhre? Es waren doch ein Skatepark in der Diskussion, ein Jugendtreff, weitere sportliche Möglichkeiten für Alt und Jung.

Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt möchte nun gemeinsam mit dem Verein „Dicke Knöchel“ die vorhandenen Skater-Flächen attraktiver gestalten, ohne die große Lösung für den Bezirk außer Acht zu lassen. Sie hatte nämlich von Oberbürgermeister Thomas Kufen erfahren, dass man im Rathaus intensiv darüber nachdenke, alle Bezirke mit Anlagen für die Trendsportarten Skaten und Biken zu versorgen.

Bereitschaft für Skatepark am Volkswald ungebrochen

Auf dem stillgelegten Heidhauser Fußballplatz hatten die Skater aus eigenen Mitteln und mit viel Muskelschmalz eine Sportfläche improvisiert, eigens den Verein „Dicke Knöchel“ gegründet. Deren Vorsitzender Fabian Busch fände es überaus irritierend, wenn jetzt am Volkswald nur die Wald-Kita realisiert werde: „Wir sind immer noch bereit, den Skatepark zu bauen.“

Bei der Gestaltung der Skateanlagen im Essener Süden habe es keine Rücksprache gegeben, so der Vorwurf des Rollsportvereins.
Bei der Gestaltung der Skateanlagen im Essener Süden habe es keine Rücksprache gegeben, so der Vorwurf des Rollsportvereins. © Kipphardt

Doch mit der Kommunikation habe es gehapert in letzter Zeit. Busch flüchtet sich in Ironie: „Fußballplätze ohne Tore sieht man eher selten. Aber bei einem Sport, den die Hälfte der betagten Politiker nicht versteht, werden die Prioritäten eben anderes gesetzt.“

„Es gab keinerlei Rücksprache mit uns Skatern“

Diese harsche Kritik ließ die Bezirksbürgermeisterin nicht ruhen. Gabriele Kipphardt nahm Kontakt auf zu Fabian Busch und bereiste mit ihm die Skater-Areale auf dem Sportplatz an der Ruhrtalstraße und im alten Strandbad Löwental. Der Fachmann erklärte der Politikerin im Detail, wieso manche Elemente fehl am Platze sind, weil zu schwierig. Überhaupt gab Busch ein vernichtendes Urteil ab: „Es gab keinerlei Rücksprache mit uns Skatern.“ Die Kettwiger Fläche biete daher überhaupt keinen sportlichen Anreiz und die in Werden sei eher ein Kinderspielplatz.

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Gabriele Kipphardt gab aber auch zu Protokoll, dass die Genehmigung einer Wald-Kita am Volkswald ausdrücklich eine Ausnahme darstelle. Für weitergehende Projekte bestehe die Stadt darauf, dass im sogenannten Außenbereich erst neues Planungsrecht geschaffen werden müsse. Das habe ihr OB Kufen persönlich mitgeteilt. War ‘s das für den Volkswald?

Die Grünen setzen weiter auf den Arbeitskreis Volkswald

Bestimmt nicht, sagen zwei Stellvertretende Bezirksbürgermeister. Ludger Hicking-Göbels von den Grünen hatte den BV-Arbeitskreis Volkswald angeregt und möchte die Flinte nicht ins Korn werfen: „Wir sind in der Pflicht, etwas zu bewegen für die Jugendlichen im Stadtteil.“

Aufräumaktionen und Kinder-Kurse

Die Mitglieder des Vereins „Dicke Knöchel“ wären bereit, sich um beide Skate-Anlagen des Bezirks zu kümmern. Ihr Vorsitzender Fabian Busch erklärte, man wolle demnächst dort Aufräumaktionen starten mit Jugendlichen. Ihre improvisierte Anlage am Volkswald hatten die Skater immer picobello in Schuss gehalten.

Zudem würde der Verein gerne Kurse für Kinder anbieten. Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt wiederum könnte sich gut vorstellen, dass neue Skate-Elemente aus BV-Mitteln finanziert werden: „Mithilfe der Expertise des Vereins können wir als Bezirksvertretung die beide Skater-Flächen aufmöbeln und attraktiver gestalten.“

Weitere Schritte könnten aber nicht nur auf Bezirksebene angeschoben werden: „Da werden wir die jeweiligen Fachleute der Ratsfraktionen mit ins Boot holen. Es gibt sicherlich Flächen in Essen, wo das Bau- und Planungsrecht nicht so im Weg steht wie am Volkswald.“ Aber man bleibe da dran und setze den Dialog mit der Verwaltung fort.

Die SPD kritisiert die Haltung des Oberbürgermeisters

SPD-Politiker Benjamin Brenk ist sauer: „Hier sehen wir beispielhaft, wofür Oberbürgermeister Thomas Kufen Einsatz zeigt und wofür nicht.“ Seit der Schließung des Zeltdorfes für Geflüchtete habe man die Anlage sich selbst überlassen: „Die Heidhauser wurden wieder einmal vergessen.“ Offenbar schwinde bei zunehmender Entfernung zum Rathaus das Interesse. Das habe es in der Vergangenheit oft schwer gemacht für die Bezirkspolitik: „Die Verwaltung kann so was locker aussitzen.“

Brenk hatte als Erster mit den Skatern gesprochen und ist begeistert von deren Eigeninitiative: „Ich werde die Jungs mit aller Kraft unterstützen. Eine Skater- und Biker-Anlage ist schließlich ausdrücklicher Wunsch der Kinder und Jugendlichen.“ Und aktuelle Beschlusslage der Bezirksvertretung: „Da müssen wir als BV auch mal standhaft bleiben.“ Auch sei er guter Hoffnung, dass sich die Stadt lernfähig zeige: „Ich halte es nämlich für höchst kritisch, dass es in Fischlaken und Heidhausen überhaupt keine Angebote mehr gibt für Jugendliche.“