Essen-Rüttenscheid. . Der Waldkindergarten im Grugapark ist der einzige seiner Art in der Stadt. 50 Kinder stehen zurzeit auf der Warteliste für einen Platz.

Das Thermometer zeigt knapp fünf Grad, feuchte Kälte hängt in der Luft. Den 22 Kindern des Waldkindergartens im Grugapark ist das egal. Toben, rennen und spielen lässt es sich schließlich dank Matschhose, Gummistiefeln, Funktionsjacken und Mützen auch im Winter unter freiem Himmel.

Dennoch setzt sich das Team um Kita-Leiterin Sabine Eigner-Wölm schon länger für einen zweiten Bauwagen ein. „Bei den jüngeren Kindern haben wir gemerkt, dass unsere Rückzugsmöglichkeiten gerade im Winter zu knapp sind“, sagt Eigner-Wölm.

Bezirksvertretung II sagt 5000 Euro für Bauwagen zu

In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung II beschlossen die Stadtteilpolitiker einen Zuschuss in Höhe von 5000 Euro, um den Traum vom zweiten Bauwagen möglichst noch in diesem Jahr wahr zu machen. „Für einen komplett ausgebauten Wagen sind 40.000 Euro notwendig. Wir stehen noch in Kontakt zu diversen Stiftungen, zudem hat die Sparkasse zugesagt, uns zu unterstützen“, sagt Vater Tobias Stadtmann, der sich seit dem vergangenen Jahr um das Projekt bemüht.

Kita-Leiterin
Kita-Leiterin © Sara Schurmann

Da der Waldkindergarten von einer Elterninitiative getragen wird, sind vor allem solche Langfrist-Projekte wie der Bauwagen oft schwer umzusetzen: Schließlich sind die Eltern im Vorstand meist nur so lange aktiv, wie ihre Kinder betreut werden. Auch deswegen wünscht sich Eigner-Wölm mehr Unterstützung seitens der Stadt: „Ich würde unser Angebot gern ausbauen, zum Beispiel längere Betreuungszeiten oder eine weitere Gruppe anbieten. Das ist im Moment aber nicht zu stemmen.“ Der Bedarf wäre da: aktuell stehen noch 50 Kinder auf der Warteliste für den Waldkindergarten. „Würden wir länger als aktuell 14 Uhr betreuen, wäre die Liste noch länger“, weiß Sabine Eigner-Wölm.

Bedarf für naturnahes Betreuungskonzept ist da

Dass die alternative Betreuungsform mit jeder Menge Natur und frischer Luft in Essen Potenzial hat, zeigte zuletzt auch die Initiative der Waldbienen: Aus dem Stand hätte die Elterninitiative 20 Kinder betreuen können – scheiterte aber an vielen bürokratischen Hürden wie einem kostspieligen Baumgutachten. „Es ist einfach schade, welche Knüppel den Waldbienen zwischen die Beine geworfen wurden“, bedauert auch Eigner-Wölm. Sie ist seit der Eröffnung des Waldkindergartens 2004 an Bord und weiß daher aus eigener Erfahrung, wie schwer der Anfang sein kann.

„Es fand sich damals kein Förster, der bereit war, uns eine Fläche zur Verfügung zu stellen. Dank des ehemaligen Grugapark-Leiters Thomas Hanster kamen wir schließlich im Park unter und können außerdem ein Waldstück in Schuir nutzen“, erklärt Sabine Eigner-Wölm. Da die Waldfläche Landschaftsschutzgebiet werden könnte, stehe auch dieser Platz zurzeit auf der Kippe. Für eine ehemalige Grüne Hauptstadt ein Armutszeugnis, findet die Erzieherin: „In anderen Städten wie Köln und Düsseldorf gibt es deutlich mehr Waldkindergärten. Da scheint die Bereitschaft zur Unterstützung größer zu sein.“