Essen-Schuir. Der Kreislauf der Natur: Wie funktioniert das auf einem Bauernhof? Schüler der Friedenschule besuchen dazu den Oberschuirshof im Essener Süden.
An der Saftpresse hat Nikolas Weber gut zu tun: Neugierige Kinderaugen verfolgen, welche Handgriffe der Landwirt ausführt und was mit den Äpfeln passiert, die in einer großen Wanne daneben liegen und nun nach und nach zerquetscht werden.
„Bei uns wird nichts weggeschmissen. Zu Saft verarbeiten wir das Obst, das nicht in den Verkauf kommt“, erläutert Weber und deutet auf die Exemplare, die Käufer gemeinhin als nicht so ansehnlich bezeichnen würden. Denn Nachhaltigkeit ist ein großes Thema auf dem Oberschuirshof.
Der Weg des Apfels von der Blüte bis zur Saftpresse
Was Nachhaltigkeit bedeutet und wie das überhaupt praktisch funktioniert mit dem Kreislauf der Natur, das sollen an diesem Tag Kinder der Friedenschule aus dem Südostviertel bei ihrem Besuch in einem landwirtschaftlichen Betrieb erleben. Auf dem Oberschuirshof im Essener Süden lernen die Zweitklässler verschiedene Stationen kennen.
So geht es zunächst einmal raus aufs Feld. Die Stiefel werden schmutzig und auch einige Hosen und Jacken, wenn die Gedanken schneller sind als die Beine laufen können – und manches Kind in der Matschkuhle hängen bleibt.
Klassenlehrerin Nadine Breidenbend freut sich, dass die Zweitklässler mit so viel Eifer dabei sind. Im Unterricht waren die Ernährungspyramide und verschiedene Lebensmittel bereits Thema. Doch durch so einen Erlebnistag werde alles noch viel anschaulicher.
Landwirt Weber zeigt also beispielsweise, wo Kartoffeln angebaut werden und wie die Blüten eines Apfelbaums aussehen. „Von der Blüte kommen wir dann zu den Bienen und ihren wichtigen Aufgaben“, sagt Weber. Die Bienenstöcke sind nicht weit, auch dort können die Mädchen und Jungen zuschauen, was die Immen von ihrem Flug nach Hause bringen.
Grundschüler bepflanzen eine Schale mit Salat und Sonnenblumen
Danach dürfen sie auch selbst Hand anlegen: In der Frühstückspause pflanzt jede Schülerin und jeder Schüler Kresse, Pflücksalat und Sonnenblumen in eine Schale, die anschließend mit nach Hause genommen werden soll. „Die müssen wir dann regelmäßig gießen“, erklärt eine achtjährige Schülerin. Ihre Großeltern, so berichtet sie, hätten ebenfalls einen Bauernhof. So ganz unbekannt sei ihr das Ganze also nicht.
Ihre Freundin hat dagegen erst einmal die Nase rümpfen müssen, als die Klasse früh morgens in Schuir aus dem Bus gestiegen ist. „Es stinkt so“, sagt die Siebenjährige. Zwei Stunden später empfindet sie den etwas anderen Geruch aber als „völlig normal“, bekundet sie. „Das gehört dazu, hat uns der Bauer erzählt.“
Nikolas Weber hat sichtlich Spaß daran, den Mädchen und Jungen etwas über seinen Beruf zu berichten: „Viele Stadtkinder wissen gar nicht, was Obst und was Gemüse ist. Wie Pflanzen wachsen und was wir alles tun müssen, damit diese zu Lebensmitteln verarbeitet werden können.“ Das sieht auch Varinja Kunitzky, Erzieherin der Jugendhilfe in der Friedenschule, so. Sie hat dieses Projekt mit angestoßen: „Es geht um den Respekt vor der Natur und darum, das Thema Nachhaltigkeit über den Unterricht hinaus praktisch erfahrbar für die Grundschüler zu machen.“
Service-Club Round Table unterstützt das Projekt
Nikolas Weber ist Teil einer Initiative, die vom Verein Bulldogs for Kids und mit Unterstützung des Service-Clubs Round Table Rüttenscheid in Höhe von 7500 Euro realisiert wird. Die Jugendhilfe Essen steuert Mittel aus dem Fonds „Aufholen nach Corona“ bei. An insgesamt fünf Terminen wird es dadurch ermöglicht, dass Schulklassen den Hof in Schuir besuchen und für einige Stunden erkunden können.
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