Essen-Schuir. Landwirt Nikolas Weber hat die Parzellen vorbereitet: Die Essener „Feldfreunde“ starten in die Saison. Das steckt alles zur Selbsternte im Boden.

Porree, Brokkoli, Fenchel, Spitzkohl, Rotkohl, Weißkohl, Pflücksalat , Kopf- und Eisbergsalat, jede Menge Kräuter, Zucchini, Möhren, Kürbis, Sonnenblumen und Kartoffeln: Das ist nur einiges von dem, was an Saatgut im Boden beidseits des Schuirwegs schlummert beziehungsweise, was sich an Pflänzchen schon vorwitzig mit Blättern in den Himmel reckt. Landwirt Nikolas Weber und sein Team vom Oberschuirshof legen letzte Hand an, denn an diesem Wochenende startet die Saison der „Feldfreunde“.

Zur Auswahl stehen zwei Größen: 50 und 100 Quadratmeter

„Feldfreunde“, das sind Menschen, Städter zumeist, die sich auf einer kleinen gemieteten Ackerfläche, ihr Gemüse und ihr Obst selbst heranziehen und ernten. Der Landwirt stellt die Fläche zur Verfügung – gut aufbereitet und eben mit einer Fülle von Pflanzen versehen, die von Mai bis Oktober für die Selbstversorgung einer Familie auskömmlich sein kann. „Vier bis sechs Personen können sich von 50 Quadratmetern sehr gut ernähren“, sagt Nikolas Weber. „Echte Profis kriegen auch acht Personen satt.“

Feldarbeiter Janosch spannt Schnüre, um die einzelnen Parzellen abzustecken.
Feldarbeiter Janosch spannt Schnüre, um die einzelnen Parzellen abzustecken. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Zur Auswahl stehen zwei Größen: 50 und 100 Quadratmeter. Die Bereiche sind mit Schnur abgetrennt, Laufwege bahnen sich die Mieter selbst – entweder entlang der Grenzen „oder manche legen auch mittendrin einen Weg an“. Es sei die inzwischen 14. Saison der „Feldfreunde“, rechnet Weber nach. Angefangen habe es mit 22 Parzellen, die seine Eltern erst probeweise an landwirtschaftliche Laien für eine Saison abgaben. Inzwischen werden um die 300 kleine Felder jedes Jahr belegt.

Nicht zu übersehen: Hier bestellen die „Feldfreunde“ die Äcker am Schuirweg.
Nicht zu übersehen: Hier bestellen die „Feldfreunde“ die Äcker am Schuirweg. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Gut die Hälfte der Acker-Mieter sind Wiederholungstäter

Gut die Hälfte der Acker-Mieter seien Wiederholungstäter. „Denen macht es nicht nur Spaß, sondern sie ziehen ihren Nutzen daraus.“ Wobei natürlich Anfängerfehler inklusive seien. „Es ist gar nicht notwendig, jedes Mal die Gießkanne zu nutzen. Der Boden ist so gut, dass nach zwei Zentimetern schon die Feuchtigkeit spürbar ist.“ Zuviel Wasser im Frühjahr sei schädlich, denn die Pflanzen würden nicht veranlasst, tiefe Wurzeln auszubilden. Die seien aber notwendig, wenn der heiße August komme. „Das ist im heimischen Garten ja anders, da fließt das Wasser nur so weg, weil unter dem Rasen oft Schotter verbaut ist.“

Die Parzellen werden beschriftet, damit die Mieter auch wissen, welche Aussaat wo im  Boden zu finden ist.
Die Parzellen werden beschriftet, damit die Mieter auch wissen, welche Aussaat wo im Boden zu finden ist. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Obacht sei jedoch beim Unkraut geboten. „Deshalb besser zweimal eine Stunde in der Woche investieren, als nur einmal in der Woche mehrere Stunden“, ist der Tipp vom Fachmann, der den „Feldfreunden“ in den kommenden Wochen wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.

Anmeldung

Wer Interesse an einem Mietfeld hat, kann sich an Familie Weber vom Oberschuirshof, Schuirweg 61, wenden: 0201 49 15 19, E- Mail info@feldfreunde.de sowie auf www.oberschuirshof.de. Der Hofladen hat montags bis freitags von 8.30 bis 18.30 Uhr und samstags von 8.30 bis 15 Uhr geöffnet.Zur Verfügung stehen Flächen von 50 und 100 Quadratmetern. Die Miete pro Saison beträgt 160 beziehungsweise 320 Euro.

„In der Pandemie sind Fernreisen oft nicht möglich gewesen, Freunde treffen ging nur draußen, da ist die Naherholung zu einem wichtigen Faktor geworden.“

Schollen-Nachbarn knüpfen auch Kontakte

Viele verknüpften das Hegen und Pflegen der eigenen Scholle denn auch mit dem Knüpfen von Kontakten. „Da sind richtige Freundschaften entstanden“, weiß der 39-Jährige. Es gebe Omas und Opas, die mit den Enkeln auf dem Feld Zeit verbringen, Rentner, die neue Aufgaben finden, oder das Pärchen, das sich über das gemeinsame Ernte-Projekt gefunden hat. „Die Motive sind so vielfältig wie die Menschen.“

Der Landwirt freut sich darüber, dass einige „Feldfreunde“ auch mal eine eigene Bank oder Stühle für die Rast mitbringen und die Werkzeugkiste auf dem Acker deponieren. Grillen sei allerdings „no go“ und seinen Abfall wieder mitzunehmen, sei selbstverständlich, betont er.