Essen. Ensemblemitglieder des Essener Aalto-Balletts zeigen mit „Ptah V“ ihr schöpferisches Können im Grillo-Theater. Was der Tanzabend für sie bedeutet

Dem einen fehlt wegen Erkrankung ein Tänzer, einem anderen der Schluss für seine Choreographie. Kostüme müssen ausgesucht, das Licht noch eingerichtet werden. „Mit all diesen Schwierigkeiten müssen sie klarkommen bis zur Premiere“, sagt Ballettintendant Ben van Cauwenbergh bei einer Probe zu „Ptah V“. Zum fünften und letzten Mal während seiner Intendanz am Aalto-Ballett, die 2024 nach 16 Jahren endet, gibt er Tänzerinnen und Tänzern seiner Compagnie Gelegenheit, sich choreographisch auszuprobieren. Nach dem Ideen-Stau in der Corona-Krise haben dieses Mal zehn von 31 die Herausforderung angenommen.

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Die Zeit rast, der Puls auch. Alle hoffnungsvollen Talente sitzen im Probenraum rund um die kahle imaginäre Bühne. Sie dehnen ihre Arme und Beine, deuten Schritte immer wieder an oder beobachten die Stücke der Mitstreitenden. Alle sind aufgeregt. Am 11. Mai ist bereits die Premiere im Grillo-Theater. Doch ihre Disziplin, die sie von Beginn ihrer kurzen Tänzerkarriere begleitet, treibt sie an, diese Chance zu nutzen. Auch, wenn ihnen die neue erfolgreiche Charlie-Chaplin-Hommage „Smile“ noch in den Knochen steckt. Immerhin ist neben van Cauwenbergh der Ballettmeister und ehemalige Tänzer Armen Hakobyan als Choreograph beteiligt. Und der war auch mal ein Ptah-Talent.

Inspiriert von menschlichen Beziehungen, Mythen und Musik

Menschliche Beziehungen, Mythen, Musik, sogar Serien inspirierten sie zu den zwölf Tanzstücken des Abends, der nach dem ägyptischen Gott der Schöpfung benannt wurde. Matheus Barboza de Jesus widmet sich in „Wie wir sind“ zu Afrobeat dem Thema Andersartigkeit. Er lotet die Störfaktoren des Fremden aus und hebt das hervor, was Menschen unterschiedlicher Kulturen verbindet. Auch sein Pas de deux „Die Stille meiner Stimme“, das sich an eine Folge von „Love, Death and Robots“ anlehnt, ist mit der Bevormundung in einer Partnerschaft alles andere als oberflächlich.

Yulia Tikka probt mit Yegor Hordyenko ihre Choreographie „Back & White“. In „Ptah V
Yulia Tikka probt mit Yegor Hordyenko ihre Choreographie „Back & White“. In „Ptah V" zeigen Tänzerinnen und Tänzer des Aalto-Ensembles ihre eigenen Choreographien im Grillo-Theater. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Paar-Geschichten verschiedener Couleur beschäftigen die jungen Choreographierenden über Liebe und Streit hinaus. Yulia Tikka umkreist mit „Black & White“ die Gegensätze und Abhängigkeiten in der Zweisamkeit. Marie van Cauwenbergh hat bei „L ...“ über zwei Charaktere, die sich in ihrer Verschiedenartigkeit ergänzen, auch Beziehungen von Vater und Tochter, Freundinnen oder Geschwistern im Sinn. Ige Cornelis und Ekaterina Mamrenko bringen in „Setz Dich“ mit Witz und Samba-Rhythmen Leichtigkeit ins Spiel.

Getragen von Leichtigkeit und hintergründigen Gedanken

Infos zum Tanzabend „Ptah V“

Mitglieder des Aalto-Balletts zeigen unter dem Titel „Ptah V“ ihre eigenen Choreographien. Premiere ist am 11. Mai, 19.30 Uhr, im Grillo-Theater. Weitere Vorstellungen sind am 21. und 28. Mai geplant.

Zu den jungen Choreographinnen und Choreographen zählen dieses Mal Matheus Barboza de Jesus, Ige Cornelis, Yuki Kishimoto, Ekaterina Mamrenko, Dale Rhodes, Yanelis Rodriguez, Julia Schalitz, Mariya Tyurina, Yulia Tikka und Marie Van Cauwenbergh.

Im Programmheft haben sie die Gedanken zu ihren Stücken ausgeführt.

Karten telefonisch unter 0201 8122 200 oder online auf www.theater-essen.de

Getragen werden die kurzen wie langen Stücke von Tanzstilen zwischen neoklassisch und Tanztheater, von Alter Musik, Pop, Jazz oder elektronischen Klängen, vom Spaß an der Sache, aber vor allem von hintergründigen Gedanken. Und die benötigen manchmal Zeit und Requisiten zum Erzählen. Wie die von Dale Rhodes, der zur eigenen Musik von den Leiden einer Mutter berichtet, die von ihrem eigenen Sohn geschändet wurde und in „The Waves That Made Them“ ihre Tränen zu Wellen aufsteigen lässt.

Als der Durchlauf zu „Ptah V“ beendet ist, verlässt keiner sofort den Probenraum in der vierten Etage des Aalto-Theaters. Die meisten Tänzerinnen und Tänzer üben weiter Bewegungsabläufe, Schrittabfolgen, Drehungen und Hebungen oder geben sich Tipps. „So habe ich mir das vorgestellt“, sagt Ben van Cauwenbergh. „Dass sie in den Choreographien der anderen auftreten und sich in der Zusammenarbeit gegenseitig unterstützen.“ Über den Rest wacht der Gott der Schöpfung.

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