Essen. Mit der Tanzhommage „Smile“ wird der weltbekannte Filmkomiker am Aalto-Theater geehrt. Wie das Essener Ballett das Publikum zum Lächeln bringt.
Er gilt als erster Weltstar des Kinos und hat als einer der einflussreichsten Komiker Filmgeschichte geschrieben. Der Brite Sir Charles Spencer „Charlie“ Chaplin (1889 - 1977) war Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Komponist. Seine bekannteste Rolle ist die des Tramps. Sein wohl bekanntester Satz lautet: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“ Den hat sich Ballettintendant Ben Van Cauwenbergh zu Herzen genommen. Gemeinsam mit Ballettmeister Armen Hakobyan ehrt er das Universalgenie mit dem Tanzabend „Smile“, der am Samstag, 15. April, im Aalto-Theater Premiere hat.
https://www.waz.de/staedte/essen/essener-aalto-opern-klassiker-und-ein-tramp-namens-chaplin-id235190529.htmlOb in Ben Van Cauwenberghs Heimat Belgien oder in Hakobyans Heimat Armenien - der Mann mit Zweifingerschnurrbart, zu kleiner Melone, zu enger Jacke, zu großen Schuhen und Bambusstock ist vertrautes Sinnbild für die Verbindung von Komik und Sozialtragödie. „In Armenien hat man während der kommunistischen Zeit Chaplin-Filme gezeigt“, erzählt der ehemalige Tänzer und Ballettmeister. Und der Ballettchef erinnert sich, dass seine Mutter, die auch Tänzerin war, ihm eine Sammlung mit Chaplin-Filmen geschenkt hat. „Er ist ein Idol für mich. Seine Körpersprache ist fantastisch“, sagt der 64-Jährige, dessen Vertrag im kommenden Jahr endet. Der Einfluss ist in seiner Essener Ära unübersehbar. Kaum eine seiner Choreographien kommt ohne Humor aus.
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Sechs Wochen haben Plastiker an dem Chaplin-Kopf gearbeitet
Bereits 2006 widmete Van Cauwenbergh Chaplin kurz vor dem Wechsel von Wiesbaden nach Essen einen Abend. Dennoch soll „Smile“ ganz anders werden. Allein Hakobyans Handschrift fällt weit melancholischer aus und das Bühnenbild von Dorin Gal hintergründiger. Ein gigantischer Chaplin-Kopf von 7,50 Meter mal 5,60 Meter, der geöffnet und geschlossen werden kann, prangt auf dem Tanzboden zwischen den mit Filmnegativen verkleideten Wänden. „Sechs Wochen arbeiteten allein die Plastiker daran. Aber auch die Schreinerei, Schlosserei und Malerei waren an der Ausführung beteiligt“, so Teddy Braun, der 1. Plastiker des Aalto-Theaters über den Kopf, der aus einer mit Styropor und Nesselstoff verkleideten Holzkonstruktion besteht.
Aus ihm entweichen die humorvoll-grotesken und die nachdenklichen choreographischen Szenen, die realitätsnah oder frei erfunden an das Leben und Werk des Multitalents erinnern. Der mal lustige, mal traurige Clown wird im Aalto-Theater wiedergeboren. „Was steckt hinter der roten Nase“, fragen sich Van Cauwenbergh und Hakobyan. Da ist die kindliche Figur Jackie Coogan aus dem Kassenschlager „The Kid“, das ihn begleitet. Da verweisen Sequenzen aus Filmen wie „Lichter der Großstadt“ und „Moderne Zeiten“ auf die große Zeit des Stummfilms und „Der große Diktator“ auf den ersten der wenigen Tonfilme, die er drehte, sowie auf eine Karriere mit zunehmend kritischer Haltung. Sie begann nach dem Aufenthalt in einem britischen Waisenhaus und endete wegen angeblich unamerikanischen Verhaltens im Schweizer Exil.
Flirts mit schönen Frauen, Kämpfe im Boxring und mit Polizisten
Da gibt es aber auch die Begegnungen mit einer blinden jungen Frau, mit Revuestar Josephine Baker oder Tanzlegende Anna Pawlowa, die nicht verbürgt sind, jedoch charmant auf ständige Flirts mit schönen Frauen, Scheidungskriege und Skandale hindeuten. Boxszenen zeigen sein choreographisches Talent, Polizistenszenen sein zwiespältiges Verhältnis zur Obrigkeit, die stets eins auf den Deckel bekommt. Die musikalische Grundlage für diesen Ballettbilderbogen bilden Kompositionen unter anderen von Charlie Chaplin selber, Richard Wagner, Louis Armstrong, John Barry, Léo Delibes, Bobby McFerrin und Tom Waits.
Verkörpern wird die Chaplin-Rolle vor allem Davit Jeyranyan sowie Denis Untila und Wataru Shimizu, denen der Ballettchef eine Möglichkeit geben will, „eine letzte abendfüllende Rolle zu tanzen“ während seiner Intendanz. An seiner Seite mit dabei sind Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Essen Werden, die als Jackie Coogan, kleine Polizisten und kleine Chaplins zu sehen sind und mit großer Vorfreude die Premiere von „Smile“ erwarten. Sie werden die „harte Nuss Chaplin“, wie Armen Hakobyan ihn nennt, schon knacken. „Die Zuschauer sollen mit einem Lächeln aus dem Theater gehen“, wünscht sich das Choreographen-Duo. Und alle Zeichen stehen gut dafür.