Essen. Glanzvoller Abschluss für das Künstlerporträt von Víkingur Ólafsson: Isländischer Pianist verzaubert das Publikum mit Mozart – und zwei Zugaben.
Zum Abschluss seiner Konzertreihe traf er endlich auf Tomáš Netopil und die Essener Philharmoniker. „Leider erst jetzt“, wie Víkingur Ólafsson bekannte, dem das diesjährige Künstlerporträt der Philharmonie galt. Denn der isländische Starpianist zeigte sich beglückt über die Zusammenarbeit, was sich auch an der Publikumsresonanz ablesen ließ.
Mit gleich zwei Zugaben führte er den Zuhörer zurück ins Barockzeitalter, von derselben expressiven Wärme erfüllt wie zuvor Mozarts c-Moll-Klavierkonzert. In die Musik des Salzburger Wunderkindes legte er mit dezidiert warmem Anschlag sein ganzes Empfinden bis in die Ausleuchtung der kleinsten Phrase. Die damit verbundenen Freiräume in Tempo und Dynamik wusste Netopil souverän aufzufangen und betonte seinerseits die dramatische Linie des späten Mozart mit seinen schicksalhaft-düsteren Schattenschlägen.
Ein delikat ausgekostetes Fest von Tanz und Lebenslust
Im Ausdruck wirkte da Wolfgang Rihm mit seinem 20-minütigen Stück „Verwandlung 6“ durchaus weniger als 200 Jahre entfernt vom Wiener Klassiker. Dieser bislang letzte Teil des Zyklus wurde 2014 als Auftragswerk der Essener Philharmonie aus der Taufe gehoben: geprägt von innerer Ruhe und Lamento-Gestus, mystischen Farbmodulationen und ausschwingendem Melos. Und auch diesmal verstand es das Orchester unter Netopil, die filigrane Partitur subtil und durchsichtig bis zum vexierenden Pulsschlag der Trommel zum Klingen zu bringen. Respekt!
Mit der 5. Sinfonie von Dvořák schließlich war dann der scheidende Essener Generalmusikdirektor ganz in seinem Element und riss die prächtig aufgelegten Philharmoniker mit zu prallem Musikantentum und Präzision, zu drahtig gespannten Linien und orchestral gerundetem Wohlklang samt hellwachen Holzbläsern und traumhaft sicheren Hörnern. Ein delikat ausgekostetes Fest von Tanz und Lebenslust.