Essen. Víkingur Ólafsson ist in dieser Spielzeit der gefeierte Portraitkünstler der Philharmonie Essen. Nun bekam er brillante Verstärkung aus Norwegen.

Besuch aus dem hohen Norden in der Philharmonie: Das war diesmal nicht nur Víkingur Ólafsson als derzeitiger Essener Portraitkünstler. Der isländische Pianist kam zusammen mit dem Bergen Philharmonic Orchestra, das auf eine stolze, über 250-jährige Tradition zurückblicken kann. In die Reihe seiner Dirigenten gehörte sogar der in Bergen geborene und verstorbene Nationalkomponist Edvard Grieg, dessen Musik freilich erst im Zugabenteil erklang.

Unter der Leitung von Edward Gardner zeigten sich die Norweger in einem bunten Programm als exzellentes Orchester, durchsichtig, ausbalanciert und wohltönend bis in die spätromantische Großbesetzung von Rachmaninows „Sinfonischen Tänzen“. Der Titel soll nicht hinwegtäuschen über die Schwermut seines letzten Werkes: Der Kopfsatz bleibt bei aller rhythmischen Entschlossenheit ein melancholisches Lied der Sehnsucht, der Walzer kommt verschleiert-traurig in Bewegung, bevor das „Dies irae“ zum Jüngsten Gericht bläst, um am Schluss doch noch vom Dunkel zum Licht des Glaubens zu führen. Bekenntnismusik, die die Bergener souverän ausbreiteten.

Musik von Rameau und Mozart beruhigt die Gemüter

Mit der weihevollen Sphäre von Wagners „Parsifal“ hatten sie den Abend begonnen und brachten im Vorspiel zum 1. Akt den Gral dank melodisch seidenweicher Streicher und Bläser zum sanften Leuchten. Die kalte Dusche, wenngleich brillant ausmusiziert, folgte auf dem Fuße: Ravels schillerndes G-Dur-Klavierkonzert im Geiste Gershwins samt Jahrmarktstrubel à la Petruschka. Víkingur Ólafsson ließ es im Solopart an nichts mangeln, weder an funkensprühender Virtuosität und perkussiver Kraft noch an poetischer Tiefe im ausgedehnten Adagio. Und beruhigte die Gemüter des jubelnden Publikums mit Rameau und Mozart.