Essen-Werden. Pünktlich zur Feier der Kar- und Ostertage öffnet die Essener Basilika St. Ludgerus wieder. Warum die Sanierung des Gewölbes so lange dauerte.

Eklatante Risse und massiv rieselnder Putz von der Gewölbedecke: Sechs Monate musste die Basilika St. Ludgerus wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen bleiben. Pünktlich zur Feier der Kar- und Ostertage öffnet am Palmsonntag, 2. April, das in der ganzen Region bekannte Gotteshaus wieder seine Pforten.

Seit dem Herbst durfte die rund 750 Jahre alte Kirche, die als eines der wichtigsten spätromanischen Gotteshäuser des Rheinlands gilt, nicht mehr betreten werden. Auf einem rund 20 Meter hohen Gerüst arbeiteten Restauratoren über dem Altarraum und widmeten sich ausgiebig dem Gewölbe. Nun sind die Arbeiten beendet, und die Gerüste werden abgebaut. Neben einer umfangreichen Reinigung der Kirche wird derzeit noch eine neue Beleuchtung installiert, bevor die Gläubigen dann mit dem Palmsonntags-Gottesdienst die Feier der Kar- und Ostertage eröffnen.

Spezielle Prismen wurden im Gewölbe installiert

Die Basilika, in der der Heilige Liudger – Gründer des früheren Benediktinerklosters im heutigen Essen-Werden und erster Bischof des Bistums Münster – begraben ist, musste länger geschlossen bleiben als zunächst geplant. Im November waren bei routinemäßigen Arbeiten am Gewölbe deutlich größere Risse entdeckt worden als erwartet.

Auf einem rund 20 Meter hohen Gerüst arbeiteten Restauratoren über dem Altarraum.
Auf einem rund 20 Meter hohen Gerüst arbeiteten Restauratoren über dem Altarraum. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Nicht nur die unvermeidlichen Witterungs- und Umwelteinflüsse hatten dem historischen Gebäude im Laufe der Jahrhunderte zugesetzt, sondern auch menschliches Zutun. Unter anderem wurde in den 1950er Jahren Zement zum Kitten von sichtbar gewordenen Rissen verwendet. Dieses damals favorisierte Baumaterial reagierte aber mit den 800 Jahre alten Tuffsteinen aus der Vulkaneifel: Es kam zu Absprengungen des Materials. Vielfach wurden die Steine porös. Die Schäden mussten also nun mit modernen Materialien behoben und dem Gewölbe mehr Stabilität gegeben werden.

Die Holzfiguren wurden ebenfalls einer Auffrischung unterzogen: Hier ist Restauratorin Sandra Meinholz bei der Reinigung zu sehen.
Die Holzfiguren wurden ebenfalls einer Auffrischung unterzogen: Hier ist Restauratorin Sandra Meinholz bei der Reinigung zu sehen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Gleichzeitig gab die Bezirksregierung Düsseldorf weitere Arbeiten in Auftrag. So wurden unter anderem die großen Holzfiguren der Seitenaltäre restauriert. Außerdem wurden spezielle Prismen ins Gewölbe der Kirche eingelassen, die künftig eine schnelle und einfache Laser-Vermessung vom Boden aus ermöglichen, ohne gleich wieder ein Gerüst aufbauen zu müssen.

Prozession am Palmsonntag

Nach der langen Unterbrechung wird am Palmsonntag, 2. April, wieder der erste Gottesdienst in der Ludgerus-Basilika gefeiert. Um 11.30 Uhr versammeln sich die Gläubigen zur Palmliturgie im Stephanshof. Es findet die traditionelle Palmweihe statt.

Daran schließen sich die Prozession der Gläubigen, der Einzug in die Kirche und die Feier der Heiligen Messe an. Alle Kinder und Familien sind dazu besonders eingeladen.

Die Palmsonntagskollekte ist für die Christen im Heiligen Land bestimmt.

Ab der Karwoche werden die Werktagsgottesdienste wieder in der Krypta gefeiert; zu Ostern werden wieder die Glocken läuten und wird die Basilika als Werdener Wahrzeichen von außen angestrahlt.

Rund 300.000 Euro dürfte das aktuelle Sanierungs-Projekt gekostet haben, schätzt Martin Anders von der Bezirksregierung und verweist darauf, dass die Arbeiten noch nicht endgültig abgerechnet sind. Etwa zwei Drittel der Summe seien Baukosten, ein Drittel Nebenkosten wie das neu installierte Vermessungssystem.

Das Land NRW übernimmt die Baulast für die Kirche

Anders vertritt in St. Ludgerus das Land Nordrhein-Westfalen, das gemeinsam mit der Propsteipfarrei Eigentümerin der Kirche ist und die Baulast des sogenannten Patronatsgebäudes trägt. Sprich: Das Land bezahlt die Arbeiten zum Unterhalt der Kirche.

Das geteilte Eigentum hat historische Gründe: Nachdem der Staat Anfang des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Säkularisation zunächst zahlreiche Kirchen-Güter enteignet hatte, hat er sich anschließend verpflichtet, für einzelne Kirchen die Baulast zu übernehmen, also ihren Erhalt zu finanzieren. Diese Verpflichtung ist 1946 auf das Land NRW als Rechtsnachfolger des Staates Preußen übergegangen.