Essen. Die Schließung der Karstadt-Filiale im Limbecker Platz sorgt in Essen für großes Bedauern. Im Mittelpunkt: die betroffenen Mitarbeiter.

Einen Tag nach den massiven Sparankündigungen des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof erreicht die betroffenen Beschäftigten in Essen eine Welle der Solidarität. „Die Schließung der Galeria-Filiale im Limbecker Platz ist vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine niederschmetternde Nachricht“, sagte der stellvertretende Kreisvorsitzende der CDA-Essen, Benjamin Daniel Thomas. Sie seien die Leidtragenden für die Fehler des Managements in den zurückliegenden Jahrzehnten. Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) ist der Sozialflügel der CDU.

Auch die Essener Sozialdemokraten sprechen von einem „empfindlichen Tiefschlag für die Beschäftigten des Warenhauses und die Stadt Essen“. Der SPD-Fraktionsvorsitzende, Ingo Vogel, und der Essener SPD-Vorsitzende, Frank Müller, erklärten: „Wir bedauern sehr, dass es nach den Jahren des Verzichts nicht gelungen ist, eine verlässliche Perspektive für die Beschäftigten zu entwickeln, trotz ihres herausragenden Engagements. Ganz offensichtlich hat das Management es unterlassen, aller Bekenntnisse zum Trotz, in die Zukunftsfähigkeit des Standortes zu investieren.“

Aus für Karstadt im Limbecker Platz- „Es ist erschreckend“Die FDP zeigte sich ebenfalls bestürzt: „Dass nun doch die Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof in der Essener Innenstadt schließt, macht mich betroffen. Damit endet eine lange Essener Kaufhaus-Tradition und es ist ein weiterer harter Schlag für die Innenstadt“, so Hans-Peter Schöneweiß, Fraktionsvorsitzender der Essener FDP. „Unsere Gedanken sind jetzt bei den Mitarbeitern.“

Karstadt-Warenhaus im Limbecker Platz schließt Anfang 2024

Die jüngste Krise des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof trifft Essen besonders hart. Am Montag war bekanntgeworden, dass der angeschlagene Warenhaus-Konzern bundesweit 52 Filialen schließen will. Auf der Streichliste steht auch das Geschäft im Limbecker Platz mit 125 Beschäftigten. Es soll Ende Januar 2024 schließen.

Darüber hinaus will Galeria 40 Prozent der Personalkosten in der Verwaltung einsparen. In Verwaltung und IT sollen nach Unternehmensangaben 300 Arbeitsplätze wegfallen. Allerdings sollen zuletzt schon viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von sich aus das Unternehmen verlassen haben, so dass die Zahl der Kündigungen in der Zentrale am Ende wohl deutlich kleiner ausfallen dürfte.

Nach Informationen dieser Redaktion soll außerdem das Versandlager in Vogelheim an der Hafenstraße mit rund 550 Arbeitsplätzen im kommenden Jahr nach Unna verlagert werden. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür nicht. Das Lager wird von Galeria und dem Logistikunternehmen Fiege betrieben und wickelt ausschließlich Aufträge für die Galeria-Warenhäuser ab.

SPD Essen zu Karstadt: „Das haben die Beschäftigten nicht verdient“

Die SPD erinnerte an die Zumutungen für die Beschäftigten: „Dass die harten Einschnitte der letzten Jahre nichts bewirkt haben und die Beschäftigten nun vor düsteren Zukunftsaussichten stehen, ist doppelt bitter. Dieses Ende der emotionalen Achterbahnfahrt haben die Beschäftigten und ihre Familien nicht verdient.“

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Auch Thomas von der CDA Essen hob hervor, dass es die Mitarbeiter gewesen seien, die durch Lohnverzicht dazu beigetragen hätten, dass das Geschäft bei Galeria weiterlaufen konnte. „Nun ist es wichtig, dass sie dabei unterstützt werden, neue Beschäftigungsverhältnisse zu finden“, sagte Thomas.

Oberbürgermeister Thomas Kufen und die Essener Wirtschaftsförderung hatten bereits am Montag bedauert, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Leidtragenden der Warenhausentwicklung seien. Gleichzeitig hatte Kufen Unterstützung zugesagt: „Gemeinsam werden wir in Essen eine Kraftanstrengung unternehmen, um möglichst vielen von ihnen eine neue Perspektive auf einen sicheren Arbeitsplatz zu verschaffen. Auch die Stadtverwaltung bietet sich als potenzielle Arbeitgeberin an.“

Für die betroffenen Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof soll es eine Transfergesellschaft geben, die sie bei Qualifizierung und Jobsuche unterstützen soll. Die Arbeitsagentur Essen schätzt die Chancen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine neue Arbeit zu finden, optimistisch ein: „Aktuell gibt es einen hohen Arbeits- und Fachkräftebedarf in Essen und Umgebung. Mit der erforderlichen Flexibilität und gegebenenfalls Mobilität stehen den Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof viele Chancen in vielen Branchen offen“, teilte die Chefin der Arbeitsagentur, Andrea Demler, mit. Auch ein beruflicher Neuanfang außerhalb des Einzelhandels sei sicher eine Option. „Wir werden sehr zeitnah auf die Beschäftigten zugehen und sie bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung unterstützen“, so Demler.

Die Linkspartei zeigte sich nicht nur solidarisch mit den Beschäftigten, sondern sprach auch von einem schwereren Schlag für die Innenstadtentwicklung. Wolfgang Freye, Sprecher des Kreisverbandes, erinnerte an die Historie der Entwicklung: „Essen ist auch deshalb besonders betroffen, weil das Einkaufszentrum am Limbecker Platz 2008 nicht ohne Karstadt als Ankermieter gebaut worden wäre. Fast 30 Prozent der Verkaufsfläche werden von Karstadt genutzt. Dafür wurde – auch gegen Warnungen der Fraktion Die Linke im Rat – damals in Kauf genommen, dass anderen Teilen der Innenstadt und den Stadtteilen erheblich Kaufkraft entzogen wurde“.

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