Essen. Fotokunst-Ausgabe der Contemporary Art Ruhr, kurz C.A.R., präsentiert bekannte Namen und Talente. Erstmals zu sehen: Arbeiten von Lothar Wolleh.

In Berlin hat es ein Bild von Lothar Wolleh (1930-1979) dieser Tage mal wieder aufs Titelblatt des städtischen Foto-Galerien-Führers geschafft. Die Aufnahme des Künstlers René Magritte aus dem Jahr 1967 vor seinem Gemälde mit Melone kennen viele. Der Fotograf, der die Magritte-Porträts bei einem Besuch in Brüssel geschaffen hat, ist weniger bekannt. Wolleh-Sohn Oliver hat deshalb nicht nur einen eigenen Ausstellungsraum in Berlin-Mitte eingerichtet, um das Werk des früh verstorbenen Vaters zu erschließen und populärer zu machen. Ein kleiner Ausschnitt ist an diesem Wochenende erstmals auch auf der Photo/Media Art Fair-Ausgabe der Kunstmesse Contemporary Art Ruhr (C.A.R.) auf Zeche Zollverein zu sehen.

Folkwang-Schüler Lothar Wolleh war mit Uecker, Piene und Beuys bekannt

Der Abstecher ins Ruhrgebiet hat einen guten Grund. Wolleh gehörte in den 1960ern zu den Schülern des legendären Essener Fotolehres Otto Steinert. Nach dem Folkwang-Studium arbeitete Wolleh zunächst als Werbefotograf, porträtierte dann aber in seinem Düsseldorfer Atelier zahllose Künstlerkollegen von Uecker über Piene bis Beuys, dessen Porträtbilder auf Zollverein ebenso zu sehen sind wie eine Edition von Gerhard Richter-Porträts aus dem Jahr 1969 und eine Aufnahme von Man Ray.

Der Ruhrländische Künstlerbund präsentiert sich bei der Kunstmesse C.A.R. auf dem Welterbe Zollverein in Halle 12 als „The Bang Collective“. Zu den ausgestellten Arbeiten gehört auch die quietschbunte Installation von Carola Engels.
Der Ruhrländische Künstlerbund präsentiert sich bei der Kunstmesse C.A.R. auf dem Welterbe Zollverein in Halle 12 als „The Bang Collective“. Zu den ausgestellten Arbeiten gehört auch die quietschbunte Installation von Carola Engels. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Rund 100 Akteure präsentieren ihre Arbeiten an diesem Wochenende (11./12. März) in den Zollverein-Hallen 5, 6 und 12. Die Ruhrgebiets-Kunstmesse hat sich über die Jahre ein wenig kleiner gesetzt. Das überschaubare Angebot an Medienkunst wird von der Vielfalt der Fotografie dabei deutlich in den Schatten gestellt. Wie immer bewegt sich das Angebot auf einem vergleichsweise erschwinglichen Preissegment – interessant vor allem für Kunstentdecker und Neueinsteiger. Die Halle 12 wird dabei zur Bühne für den ersten großen Auftritt des Ruhrländischen Künstlerbundes als „Bang“-Collective. Die Halle 5 hält eine Auswahl an interessanten C.A.R. Positionen bereit.

Bilder vom spanischen Tourismus und der Räumung des Dorfes Lützerath

Fluch und Segen des Tourismus dokumentiert dort Sebastian Beierle, Fotografiestudiert an der FH Dortmund, in seinen Bildern, die die Stille nach dem Urlauberansturm in bisweilen gespenstisch-leeren Strand-Szenerien festhalten. Während Folkwang-Absolventin Melanie Hübner die Menschen beim Zuhausesein beobachtet – vorzugsweise in Gesellschaft eines Hundes. Sehenswert auch, wie Sebastian Mölleken die Räumung des Dorfes Lützerath mit der Kamera begleitet hat. Da löst sich das Bild eines an einer Seilwinde schwebenden Aktivisten vor silbrigblauem Himmel aus dem rein nachrichtlichen Kontext und wird zum Menetekel seiner Zeit.

Klarer Bildaufbau, frontale Ansicht und der klassische schwarze Rahmen kennzeichnen das fotografische Werk von Lothar Wolleh, dessen Zusammenarbeit mit Künstlern auch immer wieder in aufwendigen – aber am Ende doch nicht realisierten Künstlerbuch-Projekten mündete. Wie das dereinst mit Joseph Beuys geplante Unterwasserbuch, bei dem beidseitig auf PVC gedruckte Bilder das Blättern unter Wasser möglich machten sollten. Oliver Wolleh hat das vielfältige fotografische Erbe seines Vaters – nebenberuflich - in den vergangenen Jahren aufbereitet und populärer gemacht. Ein Konvolut, womöglich irgendwann wie gemacht für ein zukünftiges Bundesfotoinstitut.

Öffnungszeiten: 11./12. März jeweils 11 bis 19 Uhr, Tickets (12/erm. 10 Euro) gibt es auf www.contemporaryartruhr.de und an der Tageskasse (Halle 5)