Essen. Zum Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine drückten viele Essener ihre Solidarität aus: Bei der Kundgebung auf dem Burgplatz flossen Tränen.
Es war ein Zeichen der Solidarität, ein Signal an die Menschen in der Ukraine und an die große ukrainische Gemeinschaft, die inzwischen in Essen lebt: Zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine versammelten sich am Freitag, 24. Februar, wohl mindestens 1500 Menschen auf dem Burgplatz in Essen. Sie trotzten gemeinsam Regen und Kälte und erinnerten an jene Menschen, die seit einem Jahr tagtäglich mit so viel schlimmeren Verwerfungen kämpfen, um ihr Leben und das ihrer Familien bangen.
„Als auf dem großen Bildschirm ein Film über die Ukraine vor dem Krieg mit wundervollen Bildern und Sequenzen eines stolzen und schönen europäischen Landes gezeigt wurde und dann die Zerstörungen, die Bombenexplosionen und tote Ukrainerinnen und Ukrainer auf den Straßen uns allen die ganze brutale Grausamkeit dieses Gemetzels einmal mehr vor Augen führten, standen wir bewegt und geschockt inmitten Hunderter weinender Ukrainerinnen und Ukrainer“, schreibt Peter Renzel auf seinem Facebook-Account. Der Sozialdezernent berichtet, wie sich die Menschen auf dem Burgplatz „in den Armen hielten und sich und ihren Kindern Trost spendeten“.
Ihn habe diese Situation sprachlos und gleichzeitig wütend gemacht, schreibt Renzel: Wütend „auf den russischen Diktator Wladimir Putin, dem das Leben von Menschen völlig egal ist“. Der Dezernent gehörte wie Oberbürgermeister Thomas Kufen zu den Rednern der Kundgebung, die unter dem Motto „Gemeinsam für die freie Ukraine und ein friedliches Europa“ stand und vom Deutsch-Ukrainischen Verein Opora veranstaltet worden war. In ihren Reden erinnerten die Vertreter der Stadtspitze wie auch von Hilfsorganisationen an das Leid, das die Menschen in der Ukraine seit einem Jahr ertragen müssen.
100 Meter lange ukrainische Fahne als Symbol der Solidarität
Eine 100 Meter lange ukrainische Fahne symbolisierte die Solidarität mit der Ukraine: eine Solidarität, die die Redner an diesem Freitag immer wieder zusicherten, was mit spontanem Applaus bedacht wurde. Viele der ukrainischen Teilnehmer zeigten ihre Dankbarkeit, in Essen ein vorübergehendes oder neues Zuhause gefunden zu haben und weiter auf die humanitäre Hilfe für ihr Land setzen zu dürfen. „Die Ukrainerinnen und Ukrainer können sich auf uns verlassen“, versprach Peter Renzel.
Auch der Essener Geschäftsmann Thomas Schiemann, der gemeinsam mit der Caritas zahlreiche Hilfstransporte in die Ukraine organisiert hat, wandte sich ausdrücklich an die ukrainische Community in der Stadt und betonte: „Ich verspreche Ihnen: Das, was ich tun kann, werde ich weiter tun, bis die Ukraine gewonnen hat.“
Schiemann, dessen Frau aus der Ukraine stammt, engagiert sich in vielfältiger Weise und hat mit seiner Familie auch ein ukrainisches Mädchen aufgenommen, dessen Eltern beide im Militäreinsatz sind. Er steht stellvertretend für zahllose Essener und Essenerinnen, die ganz privat oder in Vereinen und Initiativen tatkräftige Hilfe für die Ukraine auf die Beine stellen oder Hilfstransporte mit ihren Spenden unterstützen. Ihnen ruft Oberbürgermeister Kufen zu: „Ich bin sehr stolz darauf, dass die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt auch weiterhin eine enorme Solidarität und Hilfsbereitschaft zeigen.“
Für viele war es ein Tag der großen Gefühle
Die Kundgebung erlebte wohl nicht nur Thomas Schiemann als Tag der großen Gefühle: „Viele Menschen haben während der Schweigeminute geweint.“ Auch Peter Renzel nennt die Veranstaltung, die in einen Demonstrationszug durch die Innenstadt mündete, sehr bewegend. So sei immer wieder von Hunderten Ukrainern und Ukrainerinnen „ein stolzes „Slava Ukraini!“ zu hören gewesen: „Hoch lebe die Ukraine!“
Zum Ausklang des Tages habe man in einer ökumenischen Friedensandacht im Dom Essen für Freiheit und Frieden in der Ukraine und in der gesamten Welt gebetet, berichtet Renzel. „Mögen unsere Fürbitten und unsere Gebete schnell erhört werden.“