Essen-Borbeck. In Borbeck wird Ende Juni ein Supermarkt schließen. Was die Gründe sind und wie der Betreiber auf die Entwicklungen im Essener Stadtteil blickt.
Die Türen des Edeka-Marktes Burkowski in Borbeck-Mitte werden sich Ende Juni endgültig schließen. Nach fast 25 Jahren ist an der Rudolf-Heinrich-Straße 3 Schluss. Inhaber Manfred Burkowski bringt den Grund für die Schließung der Filiale so auf den Punkt: „Die Struktur in Borbeck hat sich verändert, die Kundenfrequenz reicht nicht mehr aus.“ An den beiden Wochenmarkttagen Dienstag und Freitag sei sie noch ausreichend, ansonsten aber gebe es seit Jahren einen schleichenden Rückgang.
Die Gründe für den Wandel in Borbeck-Mitte sind aus Sicht des Edeka-Händlers und Vorsitzenden des Essener Handelsverbandes vielfältig. Alleine an der direkten Nachbarschaft zu Kaufland liege es nicht, die gebe es schließlich schon seit mehr als zehn Jahren. Im Stadtteil gehen aktuell auch Gerüchte um, Kaufland würde schließen, das dementiert Pressesprecher Dominik Knobloch auf Nachfrage aber klar: „Wir haben diese Filiale 2012 eröffnet und sind an diesem Standort auch weiterhin sehr gerne für unsere Kunden da.“ Es handele sich also im wahrsten Sinne um ein Gerücht.
Investition in die Edeka-Filiale in Borbeck-Mitte lohnt sich aus Betreibersicht nicht
Die Kaufland-Kundschaft bummelt nach ihrem Einkauf dort allerdings auch nicht unbedingt durch Borbeck-Mitte, viele kommen mit dem Auto, parken im Kaufland-Parkhaus und fahren nach dem Einkauf direkt wieder los. Die Mischung in den Immobilien rundherum hat sich stark verändert und lockt viele nicht mehr, das „Sofortprogramm Innenstadt“ hatte nicht den von der Essen Marketing GmbH (EMG) gewünschten Erfolg.
Auch Burkowski beobachtet seit Jahren, dass die inhabergeführten Geschäfte nach und nach schließen, die Nachfolgefrage spiele unter anderem eine Rolle, ebenso der Online-Handel und die Nähe zum Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim, zum Centro Oberhausen, zum Limbecker Platz und der Essener Innenstadt. In jedem Falle bleibe die Feststellung zurück, dass die Umsätze nicht ausreichten, um den kleineren Markt mit rund 700 Quadratmetern für einen Weiterbetrieb auf den technisch neuesten Stand zu bringen. „Es ist auch ein weinendes Auge dabei, wir haben lange gekämpft und überlegt“, sagt Burkowski.
Mitarbeitende sollen ihre Jobs behalten
Vor etwa sieben Jahren sei die Filiale renoviert worden, nun müsste noch die 25 Jahre alte und energetisch nicht mehr sinnvolle Kühlanlage für eine Summe im mittleren sechsstelligen Bereich komplett erneuert werden. „Wir können diese Investition als Familienunternehmen nicht tätigen“, sagt Burkowski, denn Investitionen seien dort sinnvoller, wo der Umsatz stimme. Die Märkte, die aus seiner Sicht eine Zukunft haben, seien wie diejenige am Krupp-Gürtel erst neu gebaut oder in den vergangenen Jahren für mehrere Millionen Euro auf den neusten Stand gebracht worden – das betrifft die Filialen an der Altendorfer Straße und am Wolfsbankring.
Letztere liegt nur etwa zehn Fuß- und drei Autominuten von derjenigen in Borbeck-Mitte entfernt und ist nicht nur modernisiert, sondern mit rund 2200 Quadratmetern auch etwa dreimal so groß. Burkowski hofft, dass sie eine Alternative für die bisherige Kundschaft an der Rudolf-Heinrich-Straße darstellt. Die Mitarbeitenden aus der kleineren Filiale würden auch nach der Schließung weiter beschäftigt und in den anderen Märkten zum Einsatz kommen.