Mülheim. „Avatar“ bescherte dem Cinemaxx Mülheim ein tolles Weihnachtsgeschäft – „es hat richtig gerummst“. So geht es dem letzten großen Kino der Stadt.
Mit nur noch zwei Spielstätten, dem Cinemaxx im Rhein-Ruhr-Zentrum und dem Rio-Filmtheater im Medienhaus, startet Mülheim ins neue Kinojahr. Insgesamt stehen stadtweit zwölf Kinosäle zur Verfügung, davon elf allein im Cinemaxx. Der große Knall, mit dem 2022 begann, als die Filmpassage im Forum abrupt dicht machte, hat eine nachhaltige Lücke gerissen.
Bislang konnte das Center noch keine Nachfolgelösung für den massiven Leerstand im zweiten Obergeschoss präsentieren. Zuletzt hieß es, mit Interessenten aus dem Unterhaltungsbereich werde weiterhin verhandelt, allerdings nicht nur mit Kinobetreibern.
Gestiegene Besucherzahlen im Cinemaxx Mülheim
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Man könnte meinen, dass das Cinemaxx stark vom Abgang der Mülheimer Konkurrenz profitiert hat – doch Kinoleiter Ulrich Staats relativiert dies. Denn die Schließung der Filmpassage erfolgte im Januar 2022, und erst ein halbes Jahr vorher – zur Wiedereröffnung nach der Coronapause – hatte das Cinemaxx ein neues Preismodell eingeführt. Deutlich billiger ist es geworden, der Basispreis liegt nun bei 5,99 Euro pro Ticket. Die Wirkung sei mit zeitlicher Verzögerung eingetreten, meint Ulrich Staats, „denn die Leute mussten ja erst einmal mitbekommen, dass es konkurrenzlos preisgünstig ist“.
Die Besucherzahlen seien 2022 deutlich angestiegen, „ob das aber ein Effekt der Schließung der Filmpassage ist, kann man schwer sagen“. Einige neue Gäste habe das Cinemaxx sicher gewonnen, für einige seien aber auch Duisburger oder Oberhausener Kinos als Ersatz für die Filmpassage näher.
Dank „Avatar“: Weihnachtsgeschäft um 30 Prozent besser als im Vorjahr
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Da das Kinojahr 2021 nur halbiert stattfinden konnte, sind die Zahlen nicht vergleichbar. Vergleichbar sei aber das Weihnachtsgeschäft, der Zuspruch im Dezember, so Ulrich Staats, „und da haben wir gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent zugelegt“. Dieses Mal war „Avatar: The Way of Water“ der Jahresend-Abräumer, 2021 startete „Spider-Man: No Way Home“. Der sei zwar überraschend gut gelaufen, meint der Chef des Cinemaxx im Rhein-Ruhr-Zentrum, „,Avatar’ hat ihn aber deutlich in den Schatten gestellt.“ Das jüngste Weihnachtsgeschäft sei gewesen wie früher – „es hat richtig gerummst“.
Für das abgelaufene Kinojahr 2022 gilt das nicht ganz. Als Problem habe sich erwiesen, dass coronabedingt weniger Filme auf dem Markt waren. Weniger Neuerscheinungen, die zogen. „Die Anzahl großer Produktionen aus den US-Studios war deutlich geringer“, meint Ulrich Staats, „doch die Filme, die es geschafft haben, zeigen, dass die Leute Kino wollen.“ Ein gutes Beispiel sei „Top Gun: Maverick“ – „dass das so ein unglaublicher Kassenschlager wird, hätte man nicht gedacht“. Top drei der erfolgreichsten Filme 2022 im Mülheimer Cinemaxx waren: „Avatar“, „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ und eben „Top Gun“.
Mehrheit der Cinemaxx-Besucher kauft Karten online
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Karten kosten im Cinemaxx Mülheim zwischen 5,99 („Super-Sparpreis“) und 9,49 Euro (VIP-Sitze), je nachdem, welche Plätze im Saal man wählt. Es gibt jedoch keine Ermäßigung für Kinder. Bei Vorstellungen in 3D wird ein Zuschlag von drei Euro fällig. Bis zu 60 Prozent der Cinemaxx-Gäste buchten ihre Kinokarten mittlerweile online, berichtet Ulrich Staats.
Worauf das Mülheimer Haus aktuell wartet, ist eine neue Dimension der Innenausstattung. „Recliner“, heißt das Zauberwort: komfortable, elektrisch verstellbare Ledersessel, mit denen schon zehn Cinemaxx-Häuser in Deutschland komplett ausgestattet sind. Alle anderen Häuser sollen bald folgen. „Unglaublich bequem“, schwärmt Ulrich Staats, „das System der Zukunft“. Und: „Innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre wird in Mülheim umbautechnisch einiges passieren. Wenn die Verlängerung des Mietvertrags wirklich in trockenen Tüchern ist und man Planungssicherheit hat.“ Zum Stand der Vertragsverhandlungen mit den Betreibern des Rhein-Ruhr-Zentrums könne er derzeit nichts sagen. Alles spricht aber für einen Verbleib des Kinos im Center.
Mülheimer Rio-Kino: Stammpublikum ist zurück
Das Filmtheater Rio im Medienhaus ist auch 2022 wieder mit dem Kinoprogrammpreis NRW ausgezeichnet worden, der stets mit einer willkommenen finanziellen Unterstützung verbunden ist. Es gab 11.000 Euro Preisgeld. Und nach zwei harten Coronajahren ist offenbar das Stammpublikum zurückgekehrt: „Bei den Besucherzahlen im Rio waren wir 2022 ungefähr wieder auf dem Stand von 2019“, sagt Marianne Menze, Geschäftsführerin der Essener Filmkunsttheater, zu denen das Mülheimer Programmkino gehört. Die drei Filme, die dort im Vorjahr am besten liefen, waren „Triangle of Sadness“, „Mittagsstunde“ und „Wunderschön“.
Die Schließung der Filmpassage im Forum, die nur wenige Schritte entfernt lag, habe dem Rio kein zusätzliches Publikum beschert. „Wir haben auch gar nicht damit gerechnet“, so Menze – zu unterschiedlich seien die Programmschwerpunkte.
Nur ein Saal – Kinderkino bekommt nicht die neuesten Titel
Überschneidungen könnte es beim Kinderkino geben, das allerdings nur einmal pro Woche, samstags um 15 Uhr, im Rio läuft. Es präsentiert Familienfilme in der Regel nicht gleich zum Starttermin. Denn, erläutert Marianne Menze, „beim Verleih bekommt man neue Filme nur, wenn man sie täglich in mindestens zwei Vorstellungen zeigt“. Bei Disney-Filmen käme sogar noch die Abendvorstellung dazu. „Das geht aber nicht, denn wir haben im Rio nur einen einzigen Saal und könnten dann keinen anderen Film mehr zeigen.“ Im Kinderkino gibt es daher meist Titel, die schon seit ein paar Wochen laufen.
Technisch sei das Rio-Kino mit seinen 80 Plätzen auf der Höhe der Zeit, mit einem modernen, digitalen Projektor ausgerüstet. Investitionen seien aktuell nicht geplant, so die Chefin.