Essen-Holsterhausen. Der Sportplatz an der Planckstraße/Holsterhauser Straße in Essen liegt seit Jahren brach – obwohl Spielflächen fehlen. Was die Stadt nun vorhat.
Auf dem Sportplatz an der Planckstraße/Holsterhauser Straße hat Achim Wischermann (57) mit seinen Kindern 2015 viele Stunden verbracht. Sie spielten Basketball und Frisbee. Doch die Freude über die neu zur Verfügung stehende Sportfläche währte nur kurz. Denn schnell wurde der Platz abgesperrt und liegt heute brach. Obwohl der Mangel an Sport- und Spielflächen gerade in dicht besiedelten Stadtteilen wie Holsterhausen und Rüttenscheid häufig kritisiert wird. Und obwohl es sich um einen heiß begehrten Kunstrasenplatz handelt.
„Das kann doch nicht sein“, findet Achim Wischermann. Auf der Suche nach einer Antwort wendete er sich wiederholt an den Essener Sportbund (Espo): „Man sagte mir aber, dass man da nichts mehr tun könne.“ Ein Grund: Die Geflüchteten, die ab 2016 im Flüchtlingsheim an der Papestraße gelebt hätten, hätten den Sportplatz genutzt, anschließend sei er nicht mehr brauchbar gewesen und werde nun doch ohnehin bald abgerissen. Auch Beschwerden von Anwohnern spielten eine Rolle. Was ist hier los?
Stadt Essen: SBE übernahm Sportplatz in Holsterhausen im Jahr 2015
Erst einmal von vorne. Wie die Stadt erklärt, haben die Sport- und Bäderbetriebe Essen (SBE) das ehemalige Schulgebäude Planckstraße 42 im Jahr 2015 übernommen, umgebaut und dem Espo nach Schließung der Büros im ehemaligen Hauptbad als neuen Geschäftssitz zur Verfügung gestellt. Dazu gehörten auch die beiden an das Gebäude angrenzenden Tennen- und Kunstrasen-Spielfelder. „Das Kunstrasenkleinspielfeld sollte unter anderem dazu genutzt werden, Sportkurse des Espo dort stattfinden zu lassen“, so Stadtsprecher Burkhard Leise.
Im Zuge der Aufnahme von Geflüchteten in den Jahren 2015 und 2016 wurden auf dem Gelände an der Planckstraße Flüchtlingsunterkünfte errichtet. „Um die dort untergebrachten Personen in ihrer Freizeitgestaltung zu unterstützen, hatte der Espo auch die Kunstrasenfläche zur Nutzung zur Verfügung gestellt“, so Leise. In der Folgezeit seien durch die intensive Nutzung Schäden am Kunstrasenbelag sowie am Unterbau des Platzes aufgetreten, sodass eine gefahrlose Nutzung nicht mehr möglich gewesen sei. Der Espo habe daraufhin im Einvernehmen mit den SBE mit Hinweisschildern eine Nutzung des Platzes untersagt und die Zugänge verschlossen.
Kunstrasenplatz an der Essener Planckstraße ist in „desolatem Zustand“
Das reichte allerdings offenbar nicht. Trotz der Sicherungsmaßnahmen seien Unberechtigte über die hohen Zäune geklettert und hätten Schlösser aufgebrochen. „Auch ausgesprochene Platzverweise zeigten keine Wirkung. Darüber hinaus sind durch Vandalismus Bänke und weitere Teile der Platzanlage beschädigt worden“, erklärt Leise. Die Anwohnerschaft habe sich zum damaligen Zeitpunkt vehement über eine unzumutbare Lärmbelästigung beschwert und rechtliche Schritte angedroht. Der den ganze Tag andauernde Lärmpegel – auch durch „nichtsportliche Aktivitäten wie zum Beispiel Grillfeste – sei unhaltbar gewesen.
Die geplante Instandsetzung des Kunstrasenspielfeldes habe sich zum damaligen Zeitpunkt nicht umsetzen lassen, führt Leise weiter aus. Zunächst seien nur kleinere Reparaturen vorgesehen gewesen. Angesichts des „sich immer weiter entwickelnden desolaten Zustandes“ hätten aber letztendlich keine Finanzmittel zur Verfügung gestanden. Um die Sicherheit zu gewährleisten und eine Bespielung des Kunstrasenfeldes zu verhindern, seien Findlinge auf der Fläche abgelegt worden, sodass das Feld seitdem nicht mehr genutzt werden konnte. Achim Wischermann widerspricht: Die Stadt habe den Mittelkreis und das Gitter erneuert, danach sei der Platz sehr wohl wieder bespielbar gewesen. Doch direkt danach seien die Findlinge gekommen.
Eine erste Kostenschätzung für die Instandsetzung des Platzes beläuft sich auf 200.000 Euro. Die Krux: Die Kosten müssten zusätzlich aufgebracht werden und sind im Etat der SBE nicht enthalten. Und ohnehin könnte das Gelände in Zukunft einem ganz anderen Zweck dienen.
Stadt Essen prüft Bau eines neuen Berufsschulgebäudes an der Planckstraße
Am 11. Juli 2018 hat der Rat einen Grundsatzbeschluss gefasst, in dem er die Verwaltung mit Planungen für den Neubau der kaufmännischen Berufskollegs Erich-Brost und Robert-Schuman auf dem ehemaligen Sportplatzgrundstück und einem Teil des Ascheplatz-Flurstückes an der Planckstraße beauftragte. Die vorbereitenden Planungen beinhalten laut Stadtsprecher Leise die Bedarfsfeststellung, die Entwicklung eines Raum- und Funktionsprogramms, die Abstimmung mit den beteiligten Fachbereichen, eine Konzepterstellung, die Aufnahme des Bebauungsplanverfahrens am Neustandort Planckstraße, die Feststellung des Kostenrahmens, die Finanzplanung sowie die Mittelbereitstellung.
Ergänzend soll die Verwaltung prüfen, ob die als Flüchtlingsunterkunft genutzte Fläche für eine Erweiterung des Schulbau-Projektes genutzt werden und inwieweit vor Ort zusätzlicher Parkraum geschaffen werden kann. Aber auch, ob es geeignete Alternativstandorte gibt, an denen eine größere Fläche für den geplanten Schulneubau zur Verfügung stehen würde. Nach Angaben der Stadt laufen aktuell noch die Arbeiten an der Erstellung einer umfangreichen Vorlage. Bis sich auf dem Sportplatzgelände etwas tut, wird es wohl also noch dauern.
In einer ersten Version des Textes hatten wir fälschlicherweise das Bild eines anderen Sportplatzes gezeigt. Wir haben das Foto nun ausgetauscht.