Essen-Bredeney. Bredeneyer Gemeinde will mit Gläubigen über die Zukunft ins Gespräch kommen. Fest steht bisher nur der Kita-Neubau. Welche Möglichkeiten es gibt.
- Seit Jahren gibt es Überlegungen, wie man die Gemeinde St. Markus zukunftsfähig machen kann.
- Der Prozess für viele Gemeindemitglieder schmerzlich.
- Die Verantwortlichen wollen jetzt den Dialog verstärken.
Die katholische Gemeinde St. Markus in Essen-Bredeney will mit ihren Mitgliedern über die Zukunft ins Gespräch kommen – und das nicht nur zum Thema Abriss oder Umbau der Kirche. Bis auf den Kita-Neubau sei noch nichts in Stein gemeißelt, versichern die Gemeindevertreter.
Die Diskussion anschieben soll eine Gesprächsreihe, bei der Beispiele aus anderen Städten den Blick über den Tellerrand ermöglichen sollen. „Wir wollen die Gemeindemitglieder in den Pfarreientwicklungsprozess stärker einbinden. Wichtig ist erst einmal, sich darüber klar zu werden, was wir wollen, was uns wichtig ist, wohin der pastorale Weg gehen soll“, erklärt Norbert Verweyen, Vorsitzender des Gemeinderates.
Pläne für die Zukunft der katholischen Gemeinde St. Markus in Essen-Bredeney
Die Corona-Pandemie habe dazu beitragen, dass sich viele Gemeindemitglieder nicht gehört fühlten. Online-Versammlungen hätten längst nicht alle erreicht. Dabei gebe es durchaus Gestaltungsspielraum. „Fest steht bisher nur, dass St. Markus ein zentraler Standort in der Pfarrei St. Ludgerus bleiben soll und dass wir eine neue, größere Kita benötigen. Alles andere werden wir Schritt für Schritt entscheiden“, so Ansgar Rebbelmund, Mitglied des Kirchenvorstands und Leiter der Projektgruppe für die Neustrukturierung.
Die Kita der Gemeinde entspreche nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Sie soll im Rahmen eines Neubaus an anderer Stelle von drei auf vier Gruppen erweitert werden, es soll dann auch Plätze für unter Dreijährige geben. Die heutige, versteckt liegende Kita biete keine Möglichkeiten für den Hol- und Bringverkehr der Eltern.
Vortrag zur Zukunft von Kirchengebäuden
Der Vortrag „Besorgte Zeiten. Mutige Antworten“ in der Reihe „Christ sein. Gemeinsam neu denken“ mit anschließender Diskussion, findet am Montag, 30. Januar, 19 Uhr, in der Kirche St. Markus, Frankenstraße 370, statt. Nach Veranstaltungen im September und November 2022 ist es der dritte Termin der Reihe.
Zu Gast sind Benediktiner-Pater Abraham aus Meschede, Christina Hüls und Jennifer Reffelmann vom Bistum Essen sowie Andreas Roland aus Recklinghausen. Es soll unter anderem um den Sinn, die Notwendigkeit und die Gestaltung von Kirchengebäuden gehen und um die Frage, ob solche Gebäude noch eine Zukunft haben.
„Da das Ensemble von St. Markus nicht viele Freiflächen bietet, soll das frühere Pfarrhaus samt Anbau für den Kita-Neubau abgerissen werden“, erklärt Rebbelmund, der sich als Architekt ehrenamtlich in die Planungen einbringt. Ziel sei es, die Kita zum Stadtteil zu öffnen und enger an die anderen Gebäude der Gemeinde entlang der Frankenstraße anzubinden. Dazu gehören derzeit neben Kirche, Friedhof und Kita auch das frühere und jetzt zum Teil vermietete Pfarrhaus, zwei Wohnhäuser und das Elisabeth-Haus, in dem unter anderem die Bücherei untergebracht ist.
Die neue Kita soll von einem Investor errichtet werden
Die neue Kita, die nach Empfehlung des Bistums von einem Investor realisiert werden soll, sollte eigentlich bereits 2025 eröffnen. Dieses Ziel scheint allerdings sehr ehrgeizig, da erst im ersten Halbjahr 2023 die endgültige Entscheidung fallen und in der zweiten Jahreshälfte die Vergabe erfolgen soll. „Man muss sehen, wie das Interesse bei möglichen Investoren aktuell aussieht“, vermutet Rebbelmund Auswirkungen von explodierenden Kosten und steigenden Zinsen.
Weiterhin offen ist die Zukunft der Kirche. Nach der Online-Versammlung habe sich der mögliche Kirchenabriss zum Reizthema entwickelt. „Da hängen natürlich viele Emotionen dran, viele sind dort getauft oder getraut worden“, hat Pastor Michael Niekämper Verständnis für die Irritationen, die in der Gemeinde entstanden sind.
Die Kirche St. Markus ist aus einer bereits Ende des 19. Jahrhunderts existierenden Kapelle hervorgegangen. Der Bau in seiner heutigen Form entstand Anfang der 1930er Jahre, wurde im Krieg zerstört und danach nach diesem Vorbild wieder aufgebaut. Jetzt sei ein flexiblerer Bau angedacht, der Raum für eine vielfältigere, offene Nutzung biete. „Ob es einen Umbau oder einen Abriss und Neubau geben wird, ist noch offen“, sagt Pastor Niekämper. Derzeit gehe die Tendenz eher Richtung Umbau.
Um Klarheit zu gewinnen, sei es sinnvoll, in andere Städte und Gemeinden zu schauen, die schon Zukunftskonzepte umgesetzt hätten. Das sei unter anderem Ziel der aktuellen Vortragsreihe, die am 30. Januar in die nächste Runde geht.
„Wir müssen weggekommen von der Diskussion um Kosten und Steine, müssen uns die Frage stellen, wohin der Weg inhaltlich gehen soll“, hofft Norbert Verweyen auf viele Rückmeldungen aus der Gemeinde. Einig sind sich die Verantwortlichen, dass die Neustrukturierung ein langer, teils schwieriger Weg sei, der sich über Jahre hinziehen werde.
Wichtig sei es, gleich zu Beginn einen Masterplan, eine Gestaltungslinie zu haben, wie es am Ende – auch baulich – aussehen solle, so Ansgar Rebbelmund. „Wichtig ist uns auf jeden Fall, dass der Bezug der einzelnen Gebäude zueinander deutlicher wird und wir uns zum Stadtteil öffnen. St. Markus liegt ja mitten in Bredeney, ist zentraler Teil des Stadtteils.“
Die Gemeinde muss bei den Planungen die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten
Die Angst, der Friedhof werde geschlossen, sei unbegründet. Er sei ein wichtiger Ort des Totengedenkens und biete die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. „Aber man muss natürlich überlegen, wie man den freien Raum, der durch die immer größere Zahl von Urnengräbern entsteht, sinnvoll nutzen kann“, so Ansgar Rebbelmund.
Trotz aller inhaltlichen Wünsche zur künftigen Gestaltung der Gemeinde müsse man auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. Laut Pastor Niekämper muss die Pfarrei die Umsetzung der Pläne, wie auch immer sie aussehen werden, selbst finanzieren. Man wolle deshalb zunächst die Dinge realisieren, die mit Einnahmen verbunden seien, wie Kita, Wohnen, betreutes Wohnen oder Pflege. Kirche und Gemeinderäume brächten nämlich kein Geld ein, so Rebbelmund. „Dann muss ein Kassensturz erfolgen und wir schauen dann, was wir uns noch leisten können.“