Essen-Bredeney. Auf dem Gelände von St. Markus in Bredeney ist eine neue Kita geplant. Der ebenfalls angedachte Kirchenneubau sorgt bei Gläubigen für Unmut.
Mit scharfer Kritik reagieren Mitglieder der Pfarrei St. Ludgerus auf die Überlegungen, die katholische Kirche St. Markus in Essen-Bredeney abzureißen und neu zu bauen. Die Pläne waren vor kurzem bei einer digitalen Pfarrversammlung vorgestellt worden.
Die Kritiker halten ein solches Vorhaben in einer Zeit, in der Sparzwänge das Handeln bestimmen, für nicht angemessen. Zudem empfinden sie die Planungen als wenig transparent und fühlen sich nicht ausreichend einbezogen. So fragt sich Pfarrei-Mitglied Bernd Grotegut (76), pensionierter Schulleiter, wie nach sechs Jahren Pfarreientwicklungsprozess in den verbleibenden Wochen bis zu den Sommerferien ein kritischer Dialog stattfinden könne. Im Sommer solle die Entscheidung über die Zukunft von St. Markus feststehen, sei bei der Pfarrversammlung verkündet worden.
Der pensionierte Bankkaufmann Werner Belker (88), der in der ebenfalls zur Pfarrei St. Ludgerus gehörenden Gemeinde Christus König lebt, verweist auf das schriftlich fixierte „Votum zur Entwicklung der Propsteipfarrei St. Ludgerus in Essen-Werden“. Dort wird ausdrücklich auf die Gemeinde St. Markus mit ihren vielen Gottesdienstbesuchern und kirchenmusikalischen Angeboten hingewiesen: „Dem Kirchengebäude kommt daher eine besondere Bedeutung zu“, heißt es dort.
Abriss von fünf Gebäuden inklusive der Kirche St. Markus ist im Gespräch
Um so unverständlicher findet er die jetzt bekannt gewordenen Pläne. In der Schrift sei von Sanierung oder Umbau der vorhandenen Gemeinderäume oder einem Neubau des Gemeindezentrums die Rede, nicht aber von einem Abriss und Neubau der Kirche, so Belker. Jetzt gehe es plötzlich um den Abriss von fünf großen Gebäuden inklusive Kirche. Für die Neubauten im Rahmen des auf der digitalen Pfarrversammlung vorgestellten Campus-Konzepts seien 11,5 Millionen Euro plus Abrisskosten im Gespräch. Angesichts dieser Summe befürchtet Werner Belker eine massive Verschuldung über viele Jahrzehnte.
Die Zukunft der Kirche Christus König ist noch offen
Mit der Zukunft der ebenfalls zur Pfarrei St. Ludgerus gehörenden Kirche Christus König am Tommesweg in Haarzopf soll sich eine Arbeitsgruppe im kommenden Jahr beschäftigen.
Kita und Jugendheim sollen nach bisherigem Stand bestehen bleiben. Ob in der Kirche später noch Gottesdienste stattfinden werden oder ob sie aufgegeben wird, ist noch offen und hängt auch mit Plänen eines möglichen Investors zusammen. Auch über eine gemeinsame Nutzung der evangelischen Kirche an der Raadter Straße mit der dortigen Gemeinde ist im Gespräch.
„Während unsere Kommune kämpft, um aus dem Schuldenproblem herauszukommen, geht Kirche den entgegengesetzten Weg. Kommenden Generationen werden absolut unzumutbare Belastungen auferlegt“, so Belker. Abriss und Neubau der Kirche würden eine jahrelange Phase mit Lärm, Dreck und Unruhe auf dem Gemeindegelände und vor der Kita bedeuten. Belker fordert die Rückkehr zu „einer bescheidenen und soliden Grundhaltung“. Er habe nichts gegen kleine Veränderungen am Kirchbau. Aber: „Eine funktionierende Kirche überlässt man nicht der Abrissbirne“.
Gemeinde hatte die Ausstattung der Kirche über Jahrzehnte mit Spenden unterstützt
Hans Forstmann, 25 Jahre lang Verwaltungsleiter in St. Markus, kritisiert, dass bei den vorgestellten Plänen die finanziellen Aspekte in den Mittelpunkt gestellt würden, der seelsorgerische Ansatz gehe unter. „Pietätlos und empörend ist außerdem der Gedanke, den Friedhof zu einer Art Park zu machen, und zu behaupten, der Friedhof werde wenig beachtet“, so Forstmann. Er verweist außerdem auf die große Orgel, das Markuskreuz, den gestalteten Altarraum, die künstlerischen Fenster und die Tabernakel-Ensembles. Dafür habe die Gemeinde über Generationen großzügig Spenden aufgebracht und hänge an dieser Ausstattung, weil die Kirche ihre Heimat sei.
Ein Gemeindemitglied, das namentlich nicht genannt werden will, kritisiert, dass alternative Pläne, wie etwa der Neubau der Kita mit einer Erneuerung der Gemeinderäume und einer leichten Anpassung der Kirche, nicht weiter verfolgt worden seien. Das Ensemble von St. Markus, wie es derzeit bestehe, genüge den Anforderungen. Er hält das vorgestellte Finanzierungskonzept, bei dem die Neubauten über die Vermietung von neu entstehenden Wohnhäusern finanziert werden sollen, für fragwürdig. Ein teures Campus-Projekt, wie es jetzt vorgestellt worden sei, passe nicht in die Zeit. Die finanziellen Risiken seien hoch, gerade in Zeiten zurückgehender Kirchensteuer-Einnahmen und steigender Baukosten.
Zweifel an der Notwendigkeit des Kirchenabrisses
„Mir war in Erinnerung, dass die erste Option gewesen ist, die alte Kirche durch Renovierung im Anschluss an einen Architekten-Wettbewerb zu erhalten. Es wurde aber bisher nur die Neubaumaßnahme präferiert“, so ein weiteres Pfarreimitglied, das ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte. Er bezweifele, dass der Abriss der alten Kirche für den Neubau der Kita tatsächlich erforderlich sei und beruft sich dabei auf die Einschätzung anderer Architekten: „Wenn man den neu zu errichtenden Kindergarten entsprechend anders platzieren würde, wäre der Erhalt der Kirche sicher gewährleistet.“