Essen. Nach der Corona-Pause konnten sich Heiratswillige in Essen wieder über Kleider, Torten und Co. informieren. Es gab nicht nur Klassiker zu sehen.
Nach zweijähriger Corona-Pause öffnete die Hochzeitsmesse in Essen erstmals wieder ihre Tore. Zum Jahresbeginn ist sie seit 1997 Anlaufstelle für Paare, die bald heiraten wollen. Auf rund 8000 Quadratmetern gibt es Traditionelles und Ausgefallenes für den schönsten Tag im Leben zu entdecken. Einiges mutet aber eher kurios an.
Selbstverständlich ist der Kleidertraum in Weiß in zigfacher Ausführung zu sehen, ebenso die mehrstöckige Torte in allen erdenklichen Varianten. Doch wohl nicht für jeden gehören der Pommes-Wagen, das Tigerkostüm oder Haarentfernungspads zur klassischen Ausstattung rund ums Ja-Wort.
Viele Frauengruppen besuchen die Hochzeitsmesse in Essen
Auch wenn viele Paare die geplante Hochzeit wegen Corona in den letzten Jahren verschoben haben: Der große Ansturm bleibt zumindest in den Vormittagsstunden aus – wohl auch, weil das Geld bei vielen derzeit nicht so locker sitzt, vermutet mancher Aussteller. Meist sind es keine Paare, sondern eher Frauengruppen, die bepackt mit Tüten und Prospekten über den pinkfarbenen Teppich flanieren, um sich zu informieren, um aus- und anzuprobieren. Der Zukünftige soll das Kleid ja nicht vor der Hochzeit sehen und bleibt deshalb besser gleich zu Hause.
Marianne Dudek ist allein unterwegs. „Meine Tochter heiratet und sollte natürlich dabei sein, leider ist sie krank“, sagt die Essenerin und probiert am Stand der Werdener Konditorei Werntges Hochzeitstorten. „Süß, aber lecker“, lautet ihr Fazit. Sie lässt sich von Luisa Werntges beraten, was in Sachen Größe, Farbe, Füllung und Gestaltung möglich ist.
So viele Paare trauten sich in Essen
Laut Stadt geht die Tendenz bei den Eheschließungen in Essen langsam wieder in die Richtung wie vor Corona. 2019 gab es 2455 Trauungen, 2020 waren es 2188, 2021 dann 2153. Erst 2022 war die Tendenz mit 2311 wieder steigend.
Allerdings sei auch das Jahr 2022 nach wie vor stark von der Corona-Pandemie geprägt gewesen, zum Beispiel hinsichtlich der Begrenzung der Gästezahl in den Trauzimmern. Daher erwarte man, dass erst Ende 2023 wieder Zahlen wie in den Vor-Corona-Jahren vorliegen. Voraussetzung sei dabei allerdings, dass es keine weiteren pandemiebedingten Einschränkungen gebe.
Schlucken muss sie beim Preis: Die Torte, die ihr zusagt, würde rund 400 Euro kosten. „Es gibt aber auch kleine Varianten für 60 Euro“, klärt Luisa Werntges auf. Wer es ausgefallen mag, muss aber möglicherweise auch einen vierstelligen Betrag investieren.
Die Hochzeitstorte lässt sich auch einfrieren
Ein Trost: Was von der süßen Leckerei übrig bleibt, kann man einfrieren. „Es gibt ja die Tradition, dass das Paar ein Stück der Torte am ersten Hochzeitstag verzehrt“, so Luisa Werntges. Trotz verschobener Trauungen in den Corona-Jahren füllten sich die Auftragsbücher derzeit erst langsam. „Es geht zum Glück wieder aufwärts, aber viele sind offenbar noch zurückhaltend. Aber vielleicht sage ich im Sommer ja etwas anderes“, hofft sie auf eine deutliche Belebung des Geschäfts.
Viele der rund 90 Aussteller kommen aus Essen und Umgebung. Wer sich für selbst geschmiedete Trauringe interessiert, muss zum Kurs in der „Hobbygoldschmiede“ allerdings bis Düsseldorf fahren. Für 150 bis 200 Euro pro Tageskurs können Paare dort unter fachkundiger Anleitung ihre ganz individuellen Ringe gestalten. Auch hier geht von schlicht bis pompös alles – je nach Geschmack und Geldbörse.
„Wenn nötig, greifen wir natürlich helfend ein, so dass die Paare nach vier bis sechs Stunden in der Regel ihre Ringe mit nach Hause nehmen können“, erläutert Dustin Brach. Das gemeinsame Entwerfen und Anfertigen der Ringe sei für viele ein besonderes Erlebnis. Der Fantasie seien dabei kaum Grenzen gesetzt. „Aber die meisten wollen halt den klassischen gelben Ring am Finger.“
Auf Hochzeitsfotos der etwas anderen Art setzt der Mülheimer Fotograf Wolf Müller-Funke, der nach eigenen Angaben über einen Fundus von rund 20.000 Requisiten verfügt. Ob Fotos im Mafia-Stil mit Schnurrbart und Schrotflinte oder Trauzeugen als Raubtierbändiger – der Spaß für Brautpaar und Hochzeitsgäste steht für ihn im Vordergrund.
Sein Job berge immer wieder Überraschungen: Einmal habe er eine Hochzeit aus Termingründen nicht fotografieren können. Trotzdem habe ihn das Paar ein Jahr später mit auf Hochzeitsreise nach Irland genommen. Entstanden sind Fotos wie vor 100 Jahren – die Braut mit Schaf auf dem Arm und im Brautkleid im Hafenbecken. Spaß hatten offenbar alle. „Das Paar ist inzwischen nach Irland ausgewandert“, erzählt der Fotograf.
Der Traum in Weiß bleibt für angehende Bräute der Klassiker
Viele Messebesucherinnen kommen mit festen Vorstellungen, nicht alle behalten sie bei und riskieren zumindest einen – ungeplanten – Blick auf den „Traum in Weiß“. „Eigentlich will ich ja nicht in Weiß heiraten, aber mal sehen“, sagt Sarah Ullrich und probiert dann doch entsprechende Outfits an.
Klassiker in unterschiedlichen Farben für den Bräutigam gibt es am Stand des Bredeneyer Maßschneiders Stefan Wermter. „Für die Herren haben wir auch fertige Anzüge aus der Maßkollektion, die bei Bedarf nur angepasst und mit individuellen Details wie einem eingestickten Hochzeitsdatum versehen werden können. Für die Damen fertigen wir nur echte Maßkleider“, erklärt Steffi Wermter. Eines verbindet alle Aussteller: die Hoffnung, dass jetzt wieder mehr Leute heiraten.