Essen-Werden. In der Konditorei Werntges in Essen-Werden steigt die dritte Generation ein. Warum die Idee des Tortenversands anfangs für Kopfschütteln sorgte.
In der Konditorei Werntges in der Werdener Altstadt werden jeden Tag Tortenträume wahr. Hier entstehen süße Versuchungen, umhüllt von Marzipan oder buntem Fondant, mal mit Blumen verziert, mal mit Figuren gekrönt. Viele der Bestellungen erreichen die Konditorei mittlerweile per Mausklick. Das Online-Geschäft soll den Traditionsbetrieb auch für die dritte Generation noch lukrativ machen. Die Konditorei versendet die Motivtorten nicht nur deutschland-, sondern auch europaweit.
Mit ihrer Idee waren die Werdener Pioniere in ihrer Branche. Der Online-Shop entstand zu einer Zeit, in der in den meisten Haushalten an eine eigene Internetverbindung noch nicht zu denken war. Damals war Barbara Werntges bereits in den Betrieb ihres Vaters Heinz eingestiegen und gründete mit ihrem Mann Frank Tefert ihre eigene Familie. Der Informatikingenieur ging 1994 in den Erziehungsurlaub – währenddessen kam ihm der entscheidende Gedanke, der den Betrieb bis heute prägt. „Nach drei Monaten fühlte ich mich intellektuell unausgelastet und während unsere Tochter schlief, arbeitete ich an einem Versand für die Konditorei“, erinnert er sich.
Versand der Traumtorten aus Werden begann schon in den 90ern
Schon 1995 wurde die erste Torte versendet, 1998 hatte die Konditorei ihren ersten Webauftritt. In diesem Jahr nutzte gerade einmal ein Zehntel der deutschen Bevölkerung das World Wide Web, wie eine Auswertung des wissenschaftlichen Dienstes im Bundestag zeigt. „Es war eine wilde Zeit“, sagt Tefert. So richtig an seine Idee geglaubt hätten Mitte der 90er Jahre nicht viele, zu fremd war das Internet außerhalb der Informatikblase noch. Doch mit den Jahren zeigte sich, dass er das richtige Gespür hatte.
Geschichte der Konditorei
- Die Abraham Konditorei Werntges gründete Heinz Werntges im Jahr 1962 im elterlichen Fachwerkhaus an der Hufergasse in der Werdener Altstadt.
- Nicht weit entfernt an der Grafenstraße liegen heute Café und Traumtorten-Laden.
- Ein Patent hat der Betrieb auf den „Abraham“ – die Gebäckfigur wird gern zu Geburtstagen verschenkt, denn ein alter Brauch besagt, dass die Begegnung mit dem Abraham zum 50. Geburtstag ein langes und glückliches Leben verspricht.
- Unter traumtorten.de vertreibt die Konditorei neben dem Abraham vor allem Motivtorten.
Mittlerweile verschickt das Team mehrere tausend Torten im Jahr. Eine Herausforderung war anfangs auch die Verpackung – schließlich sollten die Torten unversehrt auf dem Festtagstisch der Kundschaft landen. Mittlerweile hat sich ein System aus mehreren Kartons und Füllmaterial etabliert. Die Flocken, die dazu genutzt werden, sind aus kompostierbarem Material. Die Torte selbst wird vakuumiert. Und: „Die Torten, die wir versenden, sind temperaturunabhängig.“ Das heißt, sie enthalten weder Sahne noch Cremes. Wer Buttercreme bevorzugt, kann das zwar auch online bestellen, aber nur zur Abholung oder Lieferung per Kurier. Bei den Füllungen für die Versandtorten haben Kundinnen und Kunden die Wahl zwischen den Sorten „Schokoladen Sacher“, „Nuss“ und „Schoko deluxe“.
In Sachen Motiv sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Im Sortiment gibt es Torten zu jedem Anlass, ob Hochzeit, Geburtstag, Taufe, Valentinstag oder Scheidung. Ein Bestatterpaar wünschte sich zum Beispiel, dass die zuckrigen Versionen von Braut und Bräutigam auf der Hochzeitstorte im Sarg liegen, bei einer anderen Hochzeit begegneten sich die Figuren im Boxkampf. Beliebt sind auch Kreuzfahrtschiffe auf Geburtstagstorten. Die Torten gibt es ab 18 Euro, nach oben hin sind die Preise offen, je nachdem wie kompliziert ein Motiv umzusetzen ist. „Jede Figur wird von Hand modelliert, das ist sehr aufwendig“, sagt Barbara Werntges.
Sohn Ole Werntges steigt ins Tortengeschäft ein
Während der Pandemie habe das Online-Geschäft noch einmal zugenommen und war so ein Ausgleich zum zeitweise komplett geschlossenen Café neben dem Traumtorten-Laden. Ein Teil des Teams musste in Kurzarbeit gehen, aber die Konditorei konnte alle Stellen erhalten. In Café und Bistro läuft der Betrieb nun unter Pandemiebedingungen wieder. Das Angebot hat sich in den vergangenen Jahren auch um einige vegane Produkte erweitert, außerdem gibt es Frühstück und Snacks. Allzu breit soll das Angebot aber ganz bewusst nicht werden. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir können“, sagt Barbara Werntges. Und das sind und bleiben Torten. In das Tortengeschäft wird aktuell Sohn Ole Werntges (24) eingeweiht, um den Betrieb in dritter Generation fortführen zu können.