Essen-Werden. Mehr als 3000 Menschen setzen sich für den Erhalt eines Gründerzeithauses in Essen-Werden ein. Warum Eile geboten ist, um das Haus zu retten.

Die Online-Petition der Initiative „Propsteistraße 39 retten“ hat Fahrt aufgenommen. 2600 Menschen (Stand 5. Januar) haben inzwischen auf dem Online-Portal ihre Solidarität mit der Initiative bekundet. Hunderte von Unterschriften seien noch aus den Listen, die in den Geschäften und Arztpraxen ausliegen, hinzuzufügen, erklärt Peter Bruckmann. „Viele sind extra in die Geschäfte gegangen, um dort für den Erhalt des Gründerzeithauses zu unterschreiben“, freut sich der Mitbegründer der Initiative.

Prominente Unterstützung durch Herbert Knebel

Die prominente Unterstützung durch den Kabarettisten Herbert Knebel (alias Uwe Lyko) via Facebook-Post und jüngst durch den Karikaturisten Thomas Plaßmann, der der Initiative eine Zeichnung (Tenor: „Epoche des Schuhkartonismus“) gewidmet hat, mag da sehr geholfen haben. Aber auch der große Frust, der die Abteistädterinnen und -städtern angesichts des traurigen Schicksals des historischen Gebäudes „Kaiser Friedrich“ überkommt. Ein solches Hickhack um den Denkmalschutz möchte man nicht noch mal erleben. Zur Erinnerung: Das Haus wurde im Dezember 2017 zur Gänze abgerissen, derzeit entsteht dort ein Neubau in heutiger Architektursprache.

Ihren Protest äußern die Anwohner in der Propsteistraße mit Bannern. Seit mehreren Wochen läuft zudem eine Online-Petition.
Ihren Protest äußern die Anwohner in der Propsteistraße mit Bannern. Seit mehreren Wochen läuft zudem eine Online-Petition. © FUNKE Foto Services | Christof Kšpsel

Die Petition richtet sich deshalb auch mit einer ganz konkreten Forderung an den Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen: Das Haus in der Propsteistraße, das in einer Reihe mit weiteren Gründerzeithäusern steht, soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Ein wenig Eile ist geboten. Denn: Mitarbeitende der Unteren Denkmalbehörde hatten zwar im November 2022 das betreffende Haus besichtigt, dessen Unterschutzstellung ist jedoch bis Mitte Januar befristet.

Unterstützung kommt vom Arbeitskreis Essen 2030

Was dann mit dem rund 120 Jahre alten Gebäude im Herzen der Werdener Altstadt passiert, ist offen. Peter Bruckmann: „Das Haus ist in Privatbesitz. Wir hoffen natürlich, dass der Eigentümer seine Pläne eines Neubaus nicht weiter verfolgt. Oder zumindest die historische Hausfassade erhalten bleibt.“

Protest äußern

Die Listen liegen u.a. aus: Reformhaus, Wigstraße 13; Schuhhaus, Heckstaße 20; Buchhandlung, Grafenstraße 44; Raumausstatter, Werdener Markt 8; Löwenapotheke, Brückstraße 30; WohnRevier, Heckstraße 19; Atelier für Schmuck, Hufergasse 15; Scarpoteca, Heckstraße 29; EinzigARTig, Heckstraße 22.

Die Online-Petition ist erreichbar auf: https://www.openpetition.de/petition/online/kein-abriss-der-propsteistrasse-39-2

Unterstützung kommt vom Arbeitskreis Essen 2030 (Gestaltungsbeirat der Stadt Essen), der die Debatte um den drohenden Abriss des Hauses Propsteistraße 39 „mit größter Aufmerksamkeit und Sorge“ verfolgt. Er fordert dringend eine Denkmalbereichssatzung für Werden. Die personelle Lage im Bereich der Unteren Denkmalbehörde dürfe da nicht ein Vorwand für Untätigkeit sein. Auch die SPD-Fraktion stößt in das gleiche Horn: Sie fordert eine Satzung, um den Erhalt des historischen Stadtbildes von Werden zu sichern – der Schutz von Gebäuden dürfe nicht nur als Einzelfall betrachtet werden.

Grüne sehen Personalengpass in der Denkmalbehörde

Demgegenüber setzt die Fraktion der Grünen in der Bezirksvertretung IX zunächst auf genau diesen Einzelfall Propsteistraße 39. Deren Vertreter Ludger Hicking-Göbels sieht vor allem den Personalengpass in der Verwaltung, der aktuell bestehe. Eine Erhaltungssatzung erfordere mehr Personalkräfte, zumal auch andere Stadtteile mit historischer Bausubstanz nicht außen vor gelassen werden dürften.