Essen-Kettwig. Tunneldurchstich und Parkdeck sind als große Bauvorhaben auf dem Gelände des Alten Bahnhof Kettwig geplant. Wann sie realisiert werden.
Was bringt das Jahr 2023 für den Alten Bahnhof Kettwig? Viele Besucherinnen und Besucher, einen großen Zuspruch und Erfolge für die Veranstaltungen – das wünschen sich die Verantwortlichen der Interessengemeinschaft (IG) Bahnhof Kettwig. Was die Parkplatz-Situation am Bürger-, Sport- und Kulturzentrum sowie den Tunneldurchstich für Spaziergänger zur Ruhr angeht – gibt es ebenfalls Wünsche. Doch ob sie sich zeitnah erfüllen werden? Bislang verzögerten sich diese Bauprojekte von Jahr zu Jahr.
„The same procedure as every year“, ist die lakonische Antwort von Wolfgang Lettow, erster Vorsitzender der IG, wenn man ihn nach diesen beiden Themen fragt. „Wir wollen die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben, dass sich da in absehbarer Zeit etwas bewegt.“
Mitteilung im Verkehrsausschuss zur Planung
Immerhin, im Verkehrsausschuss, der Mitte Dezember getagt hat, gab es für die Ratsfraktionen einige Fakten zur Kenntnisnahme. So sieht die Planung der Stadtverwaltung vor, den vorhandenen Fußgängertunnel des Bahnhofes, der zum südlichen Bahnsteig führt, unter dem bestehenden Ausweichgleis zu erweitern. Daran soll eine barrierefreie mehrteilige Rampe auf das heutige Höhenniveau des Ruhrdammes und zur Straße Am Kattenturm führen.
Über die Straße Am Kattenturm hinaus soll dann eine ebenfalls barrierefreie mehrteilige Rampe zum tiefer gelegenen Ruhrufer auf den Leinpfad anschließen. Der erforderliche Kauf des Grundstücks von der Deutschen Bahn ist inzwischen unter Dach und Fach, die Eintragung ins Grundbuch erfolgt.
Auf Teilen der Fläche bestehen allerdings Gärten. Eine Beteiligung der Kleingärtner sei erfolgt, heißt es von der Verwaltung. Man nehme Rücksicht auf die Kleingärtner, erst zum Baubeginn müssen sie mit einer Kündigung rechnen. Wann der sein wird?
Acht Jahre von der Idee bis zur Realisierung
Eigentlich sollte die Freigabe der Parkpalette für die Öffentlichkeit im vierten Quartal 2023 sein. So jedenfalls lautete die Planung, die im November 2021 in der Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Mobilität vorgestellt wurde (jetzt wird es 2025).
Doch in der Verwaltung der Stadt Essen herrscht Personalmangel. Wie bei vielen anderen Straßenbauprojekten wurde auch dieses geschoben.
Das Thema Parkpalette war fraktionsübergreifend in der Bezirksvertretung (BV) IX wie auch im Fachausschuss vorangetrieben worden. Bereits 2017 hatte der CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt als Mitglied des Verkehrsausschusses die Idee präsentiert.
Voraussetzung für eine Realisierung war zunächst eine Einigung mit der Deutschen Bahn über das Gelände.
Abstimmung mit dem Eisenbahnbundesamt notwendig
Die Planung und der Umbau müssen zunächst mit der Deutschen Bahn und dem Eisenbahnbundesamt abgestimmt werden, weil der Tunnel unter den Gleisen der Bahn entlang führen soll. Dies sei ein mehrstufiges Verfahren. Man rechne mit einer sogenannten Zuschlagserteilung im vierten Quartal 2023. Ein Baubeginn- bzw. Fertigstellungstermin ist nicht genannt.
Die Kosten für die Erweiterung des Tunnels schätzt die Verwaltung derzeit bei 2,8 Millionen Euro. Die Stadt will dafür aber Fördermittel beim Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) beantragen, so dass sie am Ende nur 280.000 Euro für den neuen Weg bezahlen muss.
Errichtung der Parkpalette erfolgt in Modulbauweise
Die Parkpalette ist das zweite große Projekt auf dem Gelände des Alten Bahnhofs Kettwig. Für circa 120 Fahrzeuge möchte die Stadt Essen auf der zur Verfügung stehenden Restfläche neben der Flüchtlingsunterkunft an der Ruhrtalstraße ein Parkdeck mit mehreren Ebenen in Modulbauweise errichten. Zur Auswahl stehen eine Stahlkonstruktion mit Stahlverbunddecken oder ein System in Stahlbetonbauweise.
„Die offenen Fassaden können mit einfachen Mitteln, z. B. partiell angebrachten farbigen Blechen oder mit einer Begrünung ansprechend gestaltet werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. „Beide Systeme lassen sich zudem kostengünstig im Vergleich zu einer Massivbauweise realisieren und lassen sich zügig montieren.“
Eine Bewirtschaftung des Parkdecks ist nicht vorgesehen. Es soll aber ein Erfassungssystem erhalten, das die aktuelle Belegung an den ÖPNV Verkehrsverbund meldet. Dies sei eine Förderbedingung des VRR, der auch hier zur Mitfinanzierung herangezogen werden soll.
Zurzeit liegt die Förderung pro Stellplatz bei brutto 19.000 Euro. Für einen Förderantrag muss eine Entwurfsplanung mit Kostenberechnung vorhanden sein. Aber: „Aufgrund personeller Engpässe in der Verwaltung soll die komplette Leistung an eine externe Projektsteuerung vergeben werden.“
Stadt Essen rechnet mit Fördergeld vom Verkehrsverbund
Was bedeutet: Zu den aufgrund gestiegener Materialkosten geschätzten Baukosten von inzwischen vier Millionen Euro kommt für Projektleitung und Planungshonorare zusätzlich eine Million Euro hinzu. Dem gegenüber rechnet die Stadt Essen mit Einnahmen in Höhe von 2,28 Mio Euro durch die Fördergelder für die Parkpalette.
Immerhin: Nach derzeitigem Stand könne eine Beauftragung des externen Projektsteuerers Anfang diesen Jahres erfolgen, sofern die interne Wirtschaftlichkeitsprüfung abgeschlossen ist. Mit einer Inbetriebnahme der Parkpalette Kettwig wäre dann im Herbst 2025 zu rechnen.