Essen. Der Förderpott Ruhr will Stadtteile aufblühen lassen und hilft Skater-Projekt wie Erlebnisgarten. Bald sollen noch mehr Initiativen profitieren.

Die Summen sind mitunter klein, die damit verbundene Anerkennung ist riesig: Der Förderpott Ruhr unterstützt Ehrenamtliche und Initiativen, die ihren Stadtteil entwickeln, verschönern, lebenswert machen. Die Menschen ins Gespräch oder in Bewegung bringen. Mehr als 100 Projekte im ganzen Ruhrgebiet hat er in den vergangenen drei Jahren gefördert, 22 davon in Essen. In der nächsten Runde soll alles noch eine Nummer größer werden.

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„Wir könnten in den kommenden drei Jahren 600 Projekte unterstützen“, sagt Janina Krüger, Geschäftsführerin der Ehrenamt-Agentur Essen. Die Agentur ist Koordinatorin des Stiftungsnetzwerks Ruhr, das wiederum den Förderpott aufgelegt hat: um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, Quartiere zu entwickeln, bürgerschaftliches Engagement zu belohnen. Oder wie es Krüger sagt: „Wir wollen helfen, dass engagierte Menschen im Revier ihre Ideen umsetzen können.“

In Essen wurden Leselernhelfer unterstützt, Skater-Projekt oder Erlebnisgarten

So haben in Essen die Mentor-Leselernhelfer 5000 Euro und damit die Höchstsumme aus dem Förderpott bekommen haben – ebenso wie das Yekmal Elternfrühstück oder das Übehaus Kray, in dem Kinder aus aller Welt musikalische Erfahrungen sammeln. 2600 Euro gingen ans inklusive Skater-Projekt von „Be Strong For Kids“, 660 an den Erlebnisgarten des Kinderhauses Zauberstern. Die Bürgerinitiative „Sauberes Frohnhausen“ bekam die Mindestsumme von 500 Euro.

Werben für den Förderpott: Hendrik Rathmann und Janina Krüger von der Ehrenamt-Agentur Essen ermutigen Ehrenamtliche, sich um die Unterstützung zu bewerben.
Werben für den Förderpott: Hendrik Rathmann und Janina Krüger von der Ehrenamt-Agentur Essen ermutigen Ehrenamtliche, sich um die Unterstützung zu bewerben. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Den ausgezeichneten Aktiven wird schnell und unbürokratisch geholfen, die Stiftungen können so auch Projekte fördern, die sonst unterhalb ihres Radars fliegen, wie Janina Krüger erklärt: „Stiftungen können in der Regel nur Vereine fördern. Über den Förderpott können sie auch Freiwilligen helfen, die einfach vor Ort anpacken.“ Ohne e. V.

Wer sich um Förderung bewirbt, muss nur mindestens drei Personen benennen, die später Rede und Antwort stehen, was mit dem Geld geschehen ist, sagt Hendrik Rathmann, Pressesprecher der Ehrenamt-Agentur und Koordinator des Förderpotts. Die Bewerber füllen ein – nach der ersten Förderphase entschlacktes – Formular aus. Tippfehler und sprachliche Holprigkeiten sind kein Problem; Hauptsache, die Kandidaten erklären möglichst knapp und präzise, was sie tun (wollen), wofür sie Geld brauchen.

Zur Naturheilpraxis für Wohnungslose baute eine Essener Initiative dieses Mobil um – auch mit Hilfe des Förderpotts Ruhr.
Zur Naturheilpraxis für Wohnungslose baute eine Essener Initiative dieses Mobil um – auch mit Hilfe des Förderpotts Ruhr. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Aufwendige Präsentationen sind schon deshalb nicht gewünscht, weil die Ehrenamt-Agentur sämtliche Projekte möglichst schlank für die siebenköpfige Jury aufbereitet, die eine Auswahl treffen muss: Den 103 Ausgewählten standen mehr als 800 Bewerbungen gegenüber.

Die Mehrheiten würden rasch gefunden, Bildung und Soziales liegen bislang thematisch vorn. Doch das Spektrum sei breit: Auch Integration, Mobilität, Ernährung, Technik gehören dazu. Oder Gesundheit wie bei der „Naturheilpraxis ohne Grenzen“, die einen ausrangierten Rettungswagen zur Praxis für Wohnungslose umbaute.

Stiftungen wollen gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern

Im Stiftungsnetzwerk Ruhr schlossen sich im Jahr 2016 zunächst 50 Stiftungen zusammen, heute hat das Netzwerk 85 Mitglieder. Sie tauschen sich aus und wollen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Region beitragen. Die Ehrenamt Agentur Essen koordiniert das Netzwerk.

Der Förderpott Ruhr ist das erste Projekt des Netzwerks: Engagierte Menschen und Initiativen in den Stadtteilen werden ausgezeichnet und gefördert. Von 2019 bis 2022 gingen insgesamt rund 370.000 Euro an 103 Projekte. In Essen wurden 22 Projekte mit gut 68.000 Euro unterstützt.

13 Stiftungen tragen den Förderpott: RAG-Stiftung, Eon-Stiftung, Stiftung Mercator, Wilo Foundation, Haniel Stiftung, Stifterverband, Auridis Stiftung, GLS Treuhand, Pott-Stiftung, Rudolf v. Benningsen-Foerder-Stiftung für Wissenschaft und Bildung, Ruhrstiftung Bildung und Erziehung, Sal. Oppenheim-Stiftung, Stiftung Universitätsmedizin Essen. Künftig wird der Förderpott für Banken und Unternehmen geöffnet. Infos auf: www.foerderpott.ruhr/

In ihrer Gesamtheit seien die Anträge ein Seismograph für das, was die Menschen im Ruhrgebiet bewegt. Viele würden sich nie trauen, eine große Stiftung um Hilfe zu bitten. Umgekehrt gebe es Stiftungen, die keine Zeit hätten, so kleine Förderanfragen auch nur anzusehen: Für manche sei es leichter 50.000 Euro zu bewilligen als 500, einzelne steigen erst beim Millionenprojekt ein. Über den Förderpott, der kaum Verwaltungskosten hat, erreichen sie auch Nachbarschaftstreff oder Migrantenselbsthilfeorganisation.

„Wer im Ruhrgebiet wirkt, kann helfen, dass der Förderpott wirkt“, sagt die Geschäftsführerin der Ehrenamt-Agentur Essen, Janina Krüger.
„Wer im Ruhrgebiet wirkt, kann helfen, dass der Förderpott wirkt“, sagt die Geschäftsführerin der Ehrenamt-Agentur Essen, Janina Krüger. © Sven Lorenz

Sie alle erlebten die Geldspritze, die höchstens zweimal an dasselbe Projekt geht, als Ermutigung und Vertrauensvorschuss, so Rathmann. „Ihre Projektberichte sind voller Dankbarkeit: Da blüht etwas auf im Stadtteil.“ Um noch mehr engagierten Menschen zu helfen, wird der Förderpott nun geöffnet: Auch Banken und Unternehmen können dabei sein, pro Jahr müssen sie mindestens 1000 Euro einbringen. Das sei, findet Krüger, eine tolle Chance: „Wer im Ruhrgebiet wirkt, kann helfen, dass der Förderpott wirkt.“