Essen. Für ein Jahr hat der Rat die Zustimmung für den Schriftzug „Essen. Die Folkwangstadt“ gegeben. Bis März 2023 müsste also eine Lösung her.

Seit Monaten ist der Willy-Brandt-Platz eine Dauerbaustelle, in den nächsten Jahren wird das Tor zur Essener Innenstadt ein völlig anderes Gesicht erhalten: Der neue „Königshof“ entsteht aktuell, die neue Fassade ist in Teilen bereits zu erkennen. Das historische Eickhaus soll einen Glasaufbau erhalten, an dem sich die Geister scheiden. Und in einem sogenannten „Reallabor“ soll 2023 getestet werden, wie das Entree zur City künftig genutzt und gestaltet wird. Drei Vorschläge stehen dafür noch bis zum 13. Januar in einem Online-Voting unter online unter willy-brandt-platz.de zur Auswahl (wir berichteten).

Rat: „Essen. Die Folkwangstadt“-Slogan soll temporäre Änderung sein

Eines ist aber noch gänzlich unklar: Mit welchen Worten werden Besucherinnen und Besucher in Zukunft empfangen, wenn sie vom Hauptbahnhof kommend in Richtung Kettwiger Straße gehen? Seit März 2022 prangt an weit sichtbarer Stelle der 28 Meter lange Schriftzug „Essen. Die Folkwangstadt“ vom Dach des Handelshofs. Der Slogan hatte nach vielen Jahrzehnten „Die Einkaufsstadt“ als „Dachmarke“ abgelöst. Der Tausch der Buchstaben und der neue Name wurden von einer unerwartet lebendigen Debatte begleitet.

„Essen. Die Einkaufsstadt“: Dieser Schriftzug war immer wieder von Ausfällen betroffen.
„Essen. Die Einkaufsstadt“: Dieser Schriftzug war immer wieder von Ausfällen betroffen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Diese dürfte in naher Zukunft wieder Fahrt aufnehmen. Denn der Rat der Stadt hatte in seiner Sitzung am 23. Februar einer temporären Änderung der Lichtwerbeanlage (gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und der Gruppe „Die Partei“) zugestimmt – zum Folkwang-Jahr und für einen Projektzeitraum von einem Jahr. Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte am Tag der Einweihung des Folkwang-Schriftzugs am 18. März betont, dass dieser für ein Jahr gesetzt sei. Anlass sei das 100-jährige Bestehen des Museum Folkwang.

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Außerdem hieß es, dass die Stadtverwaltung nun ein Jahr lang weitere Vorschläge zur künftigen Nutzung sammeln werde. „Diese werden wir nicht nur der Politik, sondern auch den Bürgern zur Diskussion stellen“, sagte der OB damals.

Stadt Essen: Konzept für Nachnutzung befindet sich in Arbeit

Wie ist es also um die Planungen bestellt? Viel Zeit steht immerhin nicht mehr zur Verfügung, wenn sich möglichst breite Teile der Stadtgesellschaft einbringen sollen, um eine neue „Dachmarke“ für die Stadt Essen zu entwickeln oder sich zumindest auf einen Vorschlag zu verständigen, der möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zufriedenstellt. Auf Anfrage bei der Stadt Essen heißt es dazu lediglich, „dass sich ein Konzept für eine Nachnutzung aktuell noch in Arbeit befindet“. In der Zwischenzeit bleibe der Schriftzug unverändert installiert, „ist aktuell aber aufgrund der Energieeinsparungen der Stadt abgestellt“.

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Das gefällt vor allem einem Treiber der Debatte vor einigen Monaten um die Zukunft des Schriftzugs als Identifikationsangebot, nicht: den Machern der Instagram-Seite „Essen diese“. Besonders bei jüngeren Essenerinnen und Essenern findet die Meme-Seite viel Gehör und schafft so Aufmerksamkeit für lokale Themen. Aktuell folgen „Essen diese“ mehr als 56.000 Menschen in dem Sozialen Netzwerk, zur Hochzeit der Debatte um den Handelshof-Schriftzug waren es Ende Februar 32.000.

Welches Verfahren wird die Stadt Essen nutzen?

„Wir wissen leider immer noch nicht, was auf dem Handelshof stehen soll“, sagt Robin, einer der Macher von „Essen diese“. Auch er erinnert sich daran, dass der jetzige Schriftzug „Essen. Die Folkwangstadt“ nur für ein Jahr am Entree zur Innenstadt stehen sollte. „Das heißt für mich von März bis März“, sagt der Student und fragt: „Wie soll das denn bis März geschehen?“

Wird es also eine neue „Dachmarke“ geben oder bleibt „Essen. Die Folkwangstadt“? Wird eine Video-Leinwand auf den Handelshof gesetzt und ein wenig „Times Square“-Feeling gegenüber des Hauptbahnhofs Einzug halten? Man darf gespannt sein, wie sich die Debatte in den kommenden Monaten entwickelt und welches Verfahren die Stadtverwaltung schlussendlich nutzen wird, um möglichst breiten Konsens zu schaffen.