Essen/Düsseldorf. Die Polizei Essen hat nach den Schüssen auf die Alte Synagoge Ermittlungen an der Neuen Synagoge aufgenommen. Dort wurden zwei Löcher entdeckt.
Nach den Schüssen auf das ehemalige Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in Essen fahndet die Polizei weiterhin nach dem Täter, heißt es seitens der Polizei auch am Sonntagvormittag (20.11.).
Derweil laufen weitere Ermittlungen an der Neuen Synagoge an der Sedanstraße im Südostviertel, wo die jüdische Kultus-Gemeinde zusammenkommt. Dort seien laut Polizei am Samstagmorgen (19.11.) am Kuppeldach zwei Löcher festgestellt worden. „Diese sind geschätzte 50 Zentimeter auseinander“, sagte Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato am Samstag unserer Redaktion. Augenscheinlich handele es sich um ältere Beschädigungen, „bei denen es sich möglicherweise um Einschusslöcher handeln könnte“.
Lesen Sie auch:
- Schüsse auf Alte Synagoge Essen: Kugeln durchschlagen Tür
- Polizei Essen sucht möglichen Zeugen per Foto
- Löcher an der Neuen Synagoge: Polizei wertet 3D-Fotos aus
- Schüsse auf Alte Synagoge: Reaktionen aus Politik und Gesellschaft
- Angriff auf Alte Synagoge: Essen kündigt klare Botschaft an
Die Polizei Essen überprüft die Beschädigungen unter Beteiligung des Landeskriminalamts. Ob ein Zusammenhang mit den Ein- und Durchschusslöchern an der Alten Synagoge in der Innenstadt besteht, ist unklar. „Die Ermittlungen werden mit Hochdruck geführt“, heißt es.
Von dem Kuppeldach sind am Samstag detaillierte Fotos angefertigt worden. „Die 3D-Aufnahmen müssen jetzt überprüft werden“, sagt Schwarz-Pettinato.
Polizei Essen verstärkt Präsenz an jüdischen Objekten
Die Kuppel der Neuen Synagoge besteht aus Kupferblechen. Die möglichen Einschusslöcher befinden sich auf zwei nebeneinanderliegenden Blechen, im unteren Bereich der Kuppel. Die Polizeikräfte haben neben diesen Löchern weitere Beschädigungen gefunden. „Es gibt noch Dellen“, sagt Pascal Schwarz-Pettinato. Bei diesen dürfte es sich aber um kleine Hagelschäden handeln, so der Polizeisprecher.
Nach den Schüssen auf die Alte Synagoge am späten Donnerstagabend hat die Polizei Essen ihre Präsenz an dem Gebäude in der Innenstadt verstärkt. War bislang tagsüber ein Streifenwagen dort postiert, waren es am Samstagmorgen mindestens zwei. Auch zur Mittagszeit waren zwei Wagen an der Alten Synagoge postiert, Polizisten zeigten und zeigen Präsenz.
Hintergrund ist ein sogenannter Sensibilisierungserlass des Innenministeriums, den das Ministerium bereits am Freitag als „sofortige Reaktion auf die Schüsse“ an alle Kreispolizeibehörden gesandt hatte. Darin werden die Behörden angewiesen, ihre Personen- und Objektschutzmaßnahmen „vor dem Hintergrund des Ereignisses in Essen“ noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, wie das Ministerium auf dpa-Anfrage mitteilte.
Die Polizei Essen, zuständig auch für Mülheim, verstärkte ihre Präsenz neben der Alten Synagoge an fünf weiteren jüdischen Objekten, sagte Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato im Gespräch mit unserer Redaktion.
SPD und FDP wollen Sondersitzung im Landtag
Nach den Schüssen auf das Rabbinerhaus neben der Alten Synagoge haben die Fraktionen von SPD und FDP gemeinsam eine Sondersitzung des Innenausschusses des Landtags beantragt. Das entsprechende Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
In dem Antrag der beiden Oppositionsparteien heißt es, vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Zunahme antisemitischer Straftaten solle die Landesregierung in einer Sondersitzung des Innenausschusses über den Sachstand bei den Ermittlungen und die bisher bekannten Hintergründe der Tat berichten.
Vier Einschusslöcher am Rabbinerhaus gezählt
Zudem solle die Landesregierung über die Maßnahmen zum Schutz von jüdischen Einrichtungen in NRW Auskunft geben. „Schließlich bitten wir auch um Auskunft, welche Konsequenzen die Landesregierung aus der wachsenden Zahl an antisemitischen Übergriffen zieht“, heißt es in dem gemeinsamen Antrag für die Sondersitzung. Ob und wann die Sitzung stattfindet, muss die Ausschussvorsitzende Angela Erwin (CDU) entscheiden. Der Termin könnte kommende Woche sein.
Am Freitagmorgen waren vier Einschusslöcher an einer Sicherheitsglas-Tür zu dem Rabbinerhaus an der Synagoge entdeckt worden. Verletzte gab es nicht. Laut Innenminister Herbert Reul (CDU) ist auf einem Video ein bislang unbekannter Mann als mutmaßlicher Täter zu sehen. Er hatte von einem „Anschlag“ gesprochen. Der Staatsschutz ermittelt. (mit dpa)
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig & Werden + Borbeck & West | Alle Artikel aus Essen]