Essen. Die Schüsse auf das Rabbinerhaus an der Alten Synagoge haben große Bestürzung ausgelöst. Am Abend kamen vor Ort in Essen viele Menschen zusammen.
Nach den Schüssen auf das frühere Rabbinerhaus neben der Alten Synagoge in Essen ist die Bestürzung groß. Zu einer spontanen Versammlung unter dem Motto „Gegen jeden Antisemitismus“ kamen am Freitag (18.11.) gegen 17.30 Uhr circa 100 Menschen zur Alten Synagoge.
Auch Uri Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge, war ebenfalls vor Ort. Er sagte: „Solche Akte darf man nicht hinnehmen. Und ich hoffe sehr, dass wir unsere wichtige pädagogische Arbeit nächste Woche wieder fortsetzen können.“ Er dankte den Anwesenden für ihr Kommen.
Alte Synagoge in Essen: Bestürzung ist groß
Mitglieder der Bundes- und Landesregierung sowie örtliche Politiker und Kirchenleute äußerten sich im Verlauf des Tages ebenfalls entsetzt. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, sprach gegenüber der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ von einem „Angriff auf unsere gemeinsamen Werte“.
Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, teilte mit: „Die Schüsse auf die alte Synagoge in Essen zielen nicht nur auf die jüdische Gemeinde in Deutschland, sondern sind eine Bedrohung für die gesamte deutsche Gesellschaft. Der Kampf gegen Antisemitismus muss oberste Priorität haben. Hier darf nicht nachgelassen werden!“
Marion Greve, Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Essen: „Erst kürzlich, am 9. November, haben wir uns gemeinsam in der Alten Synagoge an die Schrecken der Reichspogromnacht erinnert und der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Unsere Gegenwart wurde ebenfalls in den Blick genommen: Eine deutliche Warnung vor jeder heutigen Form des Antisemitismus war Teil des Gedenkens. Die nationalsozialistische Diktatur ist Geschichte, doch menschenverachtende Ideologien und rassistische Hetze gibt es immer noch, nehmen aktuell sogar zu. Auch deshalb bin ich über diese Tat tief betroffen, sie beschämt mich und macht mich wütend.“
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Klaus Pfeffer, Generalvikar des Bistums Essen: „Das ist ein Anschlag auf ein Gebäude, das wie kein zweites für die jüdische Geschichte im Ruhrgebiet steht!“ Mit Entsetzen habe er auf die Schüsse reagiert. „Ich bin froh und dankbar, dass bei diesem Anschlag keine Menschen verletzt worden sind”, sagte Pfeffer auch im Namen von Bischof Franz-Josef Overbeck, der sich derzeit zu einem Arbeitsbesuch in Rom aufhält.„Rechtsradikalismus und Antisemitismus dürfen bei uns keinen Platz haben!“, betonte Pfeffer.
Essen Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU): „Diese Nachricht bestürzt mich sehr! [...] Wir tragen unseren Teil dazu bei, diese Tat aufzuklären. Wer Hinweise zur Tat hat oder Zeuge war, wird gebeten, sich bei der Polizei Essen zu melden.“
Marco Buschmann, Bundesjustizminister (FDP): „Ich bin entsetzt über diesen neuerlichen Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland. Antisemitismus darf keinen Platz haben. Es ist unsere Pflicht, jüdisches Leben zu schützen.“
Hendrik Wüst (CDU), NRW-Ministerpräsident: „Die Schüsse auf die Synagoge in Essen schockieren und entsetzen mich. Wir stehen fest an der Seite der Jüdinnen und Juden in Nordrhein-Westfalen und schützen sie gegen Hass & Gewalt. Jüdisches Leben ist ein Teil unseres Landes, ein Teil von uns – heute und an jedem anderen Tag.“
Kai Gehring (Grüne), Bundestagsabgeordneter für Essen: „Ich bin tief bestürzt über die Nachricht, dass es auf das Rabbinerhaus an der alten Synagoge in unserer Stadt Schüsse gegeben hat. Der widerwärtige Anschlag muss schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden.
Thomas Kutschaty, SPD-Fraktionsvorsitzender im NRW-Landtag: „Die Schüsse auf das Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen sind ein Anschlag auf jüdisches Leben und auf die Vielfalt unserer Gesellschaft. Wer auch immer das war, er hat alle Demokrat*innen gegen sich.“
Derweil rief das Bündnis „Essen stellt sich quer“ am Freitagnachmittag zu einer Versammlung am Edmund-Körner-Platz an der Alten Synagoge auf. Nach der Attacke auf das Rabbinerhaus wolle man sich dort um 17.30 Uhr unter dem Motto treffen.