Essen-Borbeck. Seit 1949 verkauft Familie Meffert Eis in Borbeck, später folgt der Kuchenverkauf. Ab 2. November ist Schluss. Das sagt der Inhaber über das Aus.

Am Ende ist es ein Zettel an der Eingangstür, der auf die Schließung hinweist. „Das Eiscafé wird am 2. November 2022 geschlossen“ ist darauf zu lesen. Dann wird das traditionsreiche Eiscafé Meffert in Borbeck Geschichte sein. „Die Entscheidung ist lange in mir gereift“, sagt Oliver Meffert.

Leicht hat es sich der Inhaber nicht gemacht. Er führt das Geschäft in der dritten Generation. „Es tut mir in der Seele weh, aber es geht nicht mehr“, sagt er. Am 2. November ist also Schluss. „Je näher der Tag rückt, desto freier fühle ich mich.“ Druck und Stress der vergangenen zwei Jahre lassen stetig nach. Wütend macht ihn die Hilflosigkeit. Erst die Pandemie erschwert das Leben, jetzt die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise. Er zahle seit Monaten im Einkauf den doppelten Preis. „Ich kann die Preise nicht annähernd weitergeben, wie ich müsste. Denn dann kommt gar keiner mehr.“

Inflation: Gäste können sich Eis und Kuchen nicht mehr leisten

Er habe immer rund um die Uhr gearbeitet. „Das gehört in meinem Job dazu. Darüber möchte ich mich nicht beschweren. Aber irgendwann merkt man, dass es überhaupt nichts bringt. Und die Situation wird immer schlimmer.“ Er selbst sei ja kein Einzelfall. „Ich glaube auch nicht, dass sich die wirtschaftliche Situation in nächster Zeit ändern wird.“ Aus Gesprächen mit Kunden weiß er, dass jeder Cent nun mindestens zweimal umgedreht wird. Man sei immer gerne zu ihm gekommen, es habe auch immer geschmeckt. Das sind Sätze, die er vor allem von vielen älteren Gästen zu hören bekommt.

So fing 1949 alles bei Familie Meffert am Rabenhorst in Borbeck an. Der Eisverkauf wurde quasi aus dem Wohnzimmer der Familie organisiert. Links Katharina Meffert, rechts ihr Mann Peter Meffert.
So fing 1949 alles bei Familie Meffert am Rabenhorst in Borbeck an. Der Eisverkauf wurde quasi aus dem Wohnzimmer der Familie organisiert. Links Katharina Meffert, rechts ihr Mann Peter Meffert. © Carsten Liebfried

Doch der Besuch eines Cafés wie seines, wo handgemachtes Eis und frisch gebackener Kuchen angeboten werden, sei für viele mittlerweile zum Luxus geworden. „Die Leute müssen ihren Kühlschrank vollkriegen und Strom bezahlen“, sagt er. Die Besuche bei ihm werden deshalb weniger. Und die jahrzehntelange Stammkundschaft wird ebenfalls nicht jünger. Dazu kommt, dass sein Geschäft nicht zentral liegt. „Ich habe keine Laufkundschaft.“

Großvater Peter Meffert startet mit einer gebrauchten Eismaschine

Früher sind die Kunden in Scharen zu den Mefferts gekommen. In einem Häuschen hinter dem Café beginnt Peter Meffert mit der Eisproduktion. „Irgendwann kam mein Opa auf die Idee, eine gebrauchte Eismaschine zu kaufen“, erinnert sich sein Enkel. Der Kalender schreibt das Jahr 1949.

Ein Bild aus der Anfangszeit hält er in Ehren. Es zeigt seinen Großvater, seine Großmutter Katharina und einen Kunde, der genüsslich an einem Eis schleckt. Heute kaum vorstellbar, aber der Mann steht mit seinem Eis quasi im Wohnzimmer der Mefferts. An eine eigene Eisdiele ist in dieser Zeit nicht zu denken.

Eiscafé Meffert in Borbeck legte immer Wert auf beste Produktqualität

Erst Ende der 50er-Jahre endet der Eisverkauf im Wohnzimmer. Das Mehrfamilienhaus, wo sich nun das Café Meffert befindet, wird gebaut. Kurze Zeit danach entsteht im Erdgeschoss die Eisdiele. Später folgt die Erweiterung mit der Gartenterrasse, dann 1972 zusätzlich die Überdachung von einem Teil der Sitzplätze. Nach Großvater Peter übernimmt Olivers Vater Werner. 2001 steigt er schließlich selbst ins Familienunternehmen ein. Inzwischen wird neben Eis auch Kuchen verkauft.

Mit zwei, drei Torten habe man damals angefangen, sagt Oliver Meffert. Wann genau der Kuchenverkauf zum zweiten wichtigen Standbein im Café wird, weiß er nicht mehr. Aber irgendwann werden es immer mehr Torten. Bis zum letzten Arbeitstag wird er in guter, alter Tradition die Torten und Eissorten nach den Rezepten seiner Eltern und Großeltern herstellen. Und wie sie habe er bei der Produktion immer Wert auf die Auswahl bester Rohstoffe gelegt. „Die Qualität musste stimmen“, sagt er.