Essener Süden. Der Sportplatz im Heidhauser Volkswald wäre ideal gewesen als Skater-Park. Doch daraus wird nichts. Was die Skater von der Stadt Essen erwarten.

Es gibt Ärger um fehlende Sportmöglichkeiten im Essener Süden. Mit einem Brandbrief machten sich aufgebrachte Skater Luft: „Man sucht vergebens nach Ansprechpartnern oder Initiativen, die unseren Sport endlich als das anerkennen, was er ist. Ein echter Sport, der jetzt sogar olympisch geworden ist und nicht nur die Jugend begeistert. Eine Kultur, die Sport und Kunst miteinander verbindet, die keinen ausschließt und deren wirtschaftlicher Faktor und Einfluss nicht zu vernachlässigen ist.“

Anlass war eine ganz konkrete Enttäuschung. Eine Gruppe Skater wollte dem verwaisten Fußballplatz im Heidhauser Volkswald neues Leben einhauchen. Auf einer asphaltierten Fläche hatten sie sich einen Skaterpark aufgebaut, die Elemente selbst gemauert und einzementiert. Dies war auf der gesperrten Anlage zwar als illegal einzuschätzen, wurde aber offenkundig von der Stadt geduldet.

Diverse Ortstermine mit der lokalen Politik

Um mehr Gehör zu finden für ihre Anliegen, absolvierten Fabian Busch, Alexander Čzech und Dominik Semkat im Frühjahr 2021 diverse Ortstermine mit der lokalen Politik. Die Skater fühlten sich ernstgenommen, dachten bereits an einen Ausbau der Anlage sowie an Workshops für Kinder und Ferienspatz-Aktionen. Dann aber bekam die Euphorie einen erheblichen Knacks.

Als der bei der Flut im Sommer 2021 angefallene Sperrmüll von der Zwischendeponie am Volkswald abtransportiert wurde, wurde die improvisierte Skateanlage zerstört.
Als der bei der Flut im Sommer 2021 angefallene Sperrmüll von der Zwischendeponie am Volkswald abtransportiert wurde, wurde die improvisierte Skateanlage zerstört. © Daniel Henschke

Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hatte auch Kettwig vor der Brücke verwüstet. In selbstlosem Einsatz fuhren ehrenamtliche Helfer den am Straßenrand gelagerten Sperrmüll zur von der Stadt Essen bestimmten Ablagerungsstelle am Volkswald. Als dann der Müll von kommunaler Hand abtransportiert wurde, achtete jedoch niemand auf die improvisierte Skateanlage: Das so mühselig Aufgebaute wurde zerstört.

Kleinere Skaterflächen in Kettwig und Werden

Auch Verhandlungen über die kleineren Skaterflächen in Kettwig und Werden führten zu keinem konkret greifbaren Ergebnis. Der Gesprächsfaden sei abgerissen, so Fabian Busch: „Dabei haben die lokalen Politiker bei jeder Gelegenheit, meist im Wahlkampf, gerne Fotos mit uns gemacht, Versprechen gegeben und sogar fremde Ideen als ihre ausgegeben.“

Das sehen Ortspolitiker anders. Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt stellt klar, dass auch ihr das viel zu lange dauere mit den Entscheidungsprozessen: „Wir möchten und brauchen eine große Trendsportanlage bei uns im Bezirk. Die hier vorhandenen Anlagen sind nun mal wenig reizvoll. Die jungen Leute im Bezirk IX brauchen doch Platz für sich und ihren Sport.“ Es stimme sie traurig, das man den Skatern zurzeit überhaupt nichts bieten könne „und sie überall vertrieben werden“.

Bestandteil des Essener Stadtbilds sein

Unterm Strich bleibt es aber dabei: Die Skater fühlen sich im Stich gelassen von Politik und Verwaltung. Überall fänden Events und sportlich kompetitive Wettkämpfe der Skateboard-Szene statt. In Dortmund-Hombruch gebe es seit August den größten Skate- und Multifunktionspark Deutschlands. In Köln sei die Szene seit den 1980er Jahren fester Bestandteil des Stadtbildes. Kürzlich sei in Mönchengladbach-Rheydt eine neue Halle eröffnet worden. In den Nachbarstädten dürfe man auf beachtliche Parks schauen.

Junge Freizeitsportler sollen mitreden

Zwei große Trendsportanlagen möchte die Stadt realisieren – je eine im Essener Süden und eine im Essener Norden.

Für die Planung dieser Anlagen sollen Kinder und Jugendliche ihre Ideen und Vorstellungen einbringen sowie spezielle Bedürfnisse äußern.

Im Haushalt der Stadt Essen wurden für den Fachbereich Grün und Gruga für das kommende Jahr 2023 vorerst 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Und für das Jahr 2024 sind weitere 1,5 Millionen Euro veranschlagt.

Stadtsprecher Burkhard Leise erläutert das weitere Vorgehen: „Sobald ein Zeitplan für eine mögliche Umsetzung steht, wird die Verwaltung zu einem Beteiligungsprozess aufrufen.“

Dominik Semkat klingt verzweifelt: „Überall sprießen tolle und wirklich durchdachte Skaterparks aus dem Boden. In Essen gibt es nur den Krayer Park, der aber für die aktive Szene viel zu klein ist.“ Stadtsprecher Burkhard Leise hält fest, dass es im Stadtgebiet zurzeit 14 Skateanlagen gebe: „Davon sind die Anlagen Emscherpark in Karnap, Krupp-Park I im Westviertel, Volksgarten Kray und Lanfermannfähre in Heisingen für höhere Ansprüche geeignet, die restlichen sind zumeist im Rahmen von Spielplätzen angelegt.“

Parkour, BMX oder Dirtbike im Gespräch

Im Bezirk IX gibt es Skateflächen auf dem Sportplatz Kettwig, dem alten Strandbad Werden und auf dem Spielplatz Graf-Luckner-Höhe. Die Stadt sieht sich auf dem richtigen Weg. Im Frühjahr 2022 habe auf Initiative von Oberbürgermeister Thomas Kufen hin bereits ein erster Beteiligungsworkshop mit Kindern und Jugendlichen stattgefunden.

Die Stadt wolle herausfinden, welche Bedürfnisse bestünden und was die jungen Essener sich wünschten, so Burkhard Leise: „Neben dem Thema Skaten sind auch Sportarten wie Parkour, BMX oder Dirtbike von Interesse.“ Aus Sicht der Jugendlichen bestehe vor allem Bedarf an mehreren kleineren Angeboten in den jeweiligen Bezirken oder Stadtteilen, „die schnell zu erreichen sind und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade anbieten“.