Essen. Explodierende Energiepreise und zusammenbrechende Lieferketten bringen die Wirtschaft immer mehr in Bedrängnis. Die Stimmung geht in den Keller.

Hohe Energiepreise, weiter gestörte Lieferketten und die galoppierende Inflation: Die Essener Wirtschaft schaut mit großem Unbehagen auf die kommenden Monate. „Mit Blick auf den Winter und das kommende Jahr sind die Sorgen gewaltig. Nur ein geringer Anteil der Unternehmen rechnet noch mit einer positiven Entwicklung der Geschäfte“, erklärte am Dienstag die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Essen, Jutta Kruft-Lohrengel.

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Die IHK Essen hat zusammen mit den übrigen Ruhr-IHKs die Geschäfts- und Stimmungslage in den Unternehmen abgefragt und in einem aktuellen Konjunkturbericht veröffentlicht. Der Konjunkturklimaindex – Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung – stürzte in der Region Essen, Mülheim und Oberhausen um 20 auf 92 Punkte ab. Das ist der niedrigste Stand seit Herbst 2009, also zum Zeitpunkt nach der Finanzkrise.

Jedes dritte Essener Unternehmen pessimistisch

Noch zeige sich die Wirtschaft in der Stadt „erstaunlich robust“, betonte Jutta Kruft-Lohrengel. Aktuell beurteilen immer noch 38 Prozent der Essener Firmen ihre Geschäftslage mit gut und nur 14 Prozent sagen, sie sei schlecht. Die Aussichten dagegen sind düster: 38 Prozent und somit jedes dritte Unternehmen erwartet, dass die Geschäfte in den nächsten Monaten schlechter laufen werden. Nur noch 11 Prozent und somit jedes zehnte Unternehmen geht von besseren Geschäften aus.

Jutta Kruft-Lohrengel, Präsidentin IHK Essen
Jutta Kruft-Lohrengel, Präsidentin IHK Essen © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

„Die Preissteigerungen erfassen längst nicht mehr nur die energieintensive Industrie, sondern auch den Handel und die Dienstleistungsbranche“, so Kruft-Lohrengel. Als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung würden in allen Branchen die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise genannt. Im Vergleich zur Umfrage zu Jahresbeginn kletterte der Wert jetzt von 53 Prozent auf 81 Prozent. In der Industrie würden sich sogar 93 Prozent der Betriebe vor einem Energiepreisanstieg sorgen, ergab die Umfrage.

Um die hiesigen Unternehmen beim Thema Energieeinsparung zu unterstützen, bietet die Kammer am Donnerstag, 27. Oktober, um 16 Uhr ein kostenloses Online-Seminar an. Sie will aufzeigen, wie mit kleineren Maßnahmen Energieeinsparungen zwischen 10 und 20 Prozent erreicht werden können. Die Anmeldung erfolgt über: https://veranstaltung.ihk.ruhr/preisspiraleenergiekosten

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„Allen muss klar sein, dass die Herausforderungen der Unternehmen über kurz oder lang zu unser aller Problemen werden“, warnte Kruft-Lohrengel und ergänzte: „Wir alle müssen unseren Beitrag leisten. Die Wirtschaft spart bereits Energie, wo sie nur kann. Von der Politik erwarten wir, dass sie kurzfristig für eine stabile und wettbewerbsfähige Versorgung mit Strom, Gas und anderen Energieträgern nichts unversucht lässt. Mittelfristig führt an einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien kein Weg vorbei.

Mehrheit der Unternehmen will Beschäftigte halten

Trotz der Zukunftssorgen, die die Unternehmen umtreiben, will die große Mehrheit beim Personal nicht sparen. 20 Prozent rechnet sogar damit, dass die Belegschaft in naher Zukunft wächst. Damit scheinen sich die Erfahrungen der Arbeitsagentur Essen zu bestätigen. Erst vor wenigen Tagen hatte die Chefin der Arbeitsagentur, Andrea Demler, auf einem Treffen des Deutschen Arbeitsgerichtsverband erklärt: „Die Arbeitskräftenachfrage der Wirtschaft ist anhaltend hoch.“