Essen. Die deutlich höheren Taxipreise in Essen kommen später als geplant. Was gut für die Kunden ist, ist für die Unternehmen ein Schlag ins Kontor.

Die höheren Taxipreise in Essen kommen für die Taxiunternehmen später als erhofft. Wie Volker Lohmeier, Vorsitzender des Interessenverbandes der Mietwagen- und Taxiunternehmen (IVMT) in Essen, sagte, werden die neuen Preise Anfang November 2022 in Kraft treten. Viele Betriebe jedoch hatten darauf gehofft, dass die Anhebung schon einen Monat früher greift, wenn auch der Mindestlohn deutlich von jetzt 10,45 auf dann 12 Euro steigen wird. „Das wird ein harter Monat für die Unternehmen“, betont Michael Rosmanek, Vorsitzender der Taxigenossenschaft Taxi Essen. Auch Lohmeier sagt: „Das wird schlimm.“

Den Fahrgästen wiederum bleibt damit ein Monat mehr Luft. Denn Taxifahrten werden künftig deutlich teurer. Fahrgäste müssen je nach Strecke ab November weit über 20 Prozent mehr fürs Taxi zahlen. Der Grundpreis von heute vier Euro wird um zehn Prozent auf 4,40 Euro angehoben. Bislang kostete jeder gefahrene Kilometer zwei Euro. Das wird künftig gestaffelt. Der erste und zweite Kilometer kosten künftig 2,70 Euro, der dritte und vierte 2,60 Euro und ab dem fünften Kilometer werden jeweils 2,40 Euro fällig. Fahrgäste beispielsweise, die mit dem Taxi zwei Kilometer zurücklegen, zahlen jetzt noch acht Euro, künftig 9,80 Euro. Das sind rund 22 Prozent mehr.

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Für die Unternehmen bedeutet das, dass sie im Oktober wegen des neuen Mindestlohnes deutlich höhere Kosten haben werden, die Umsätze aber – wenn überhaupt – gleichbleiben werden. Der Stadtrat hatte zwar schon Ende August für die Erhöhung der Taxipreise grünes Licht gegeben. Doch die Entscheidung wird erst im nächsten Amtsblatt öffentlich bekannt gegeben und kann dann danach umgesetzt werden. Außerdem haben die Taxiunternehmen erst für Ende Oktober einen Termin beim Eichamt bekommen, um sich ihre Taxameter auf die neuen Tarife umstellen zu lassen.

Langwieriges Prozedere verschleppte Erhöhung

„Wir hatten die Anträge auf Erhöhung der Tarife eigentlich rechtzeitig bei der Stadt eingereicht“, erklärt Rosmanek. Der Prozess zog sich jedoch in die Länge. Zum einen konnten sich die beiden beteiligten Taxiverbände, die von Rosmanek und Lohmeier vertreten werden, zunächst nicht auf einen gemeinsamen Kompromiss einigen. Zum anderen setzte die Stadt einen Gutachter ein, der die wirtschaftliche Situation der Branche beleuchten und eine Empfehlung abgeben sollte. Hinzu kam schließlich die Sommerpause im Stadtrat.

Ob die Tariferhöhung ab November ausreichen wird, die gestiegenen Kosten zu decken – daran zweifeln mittlerweile nicht wenige Taxiunternehmer. Lohmeier ist neben seiner Verbandsfunktion auch zweiter Vorsitzender der Taxizentrale Steele. Wegen des höheren Mindestlohnes wird seine Zentrale die Funkpacht, die die angeschlossenen Unternehmen zahlen, ab November um 25 Prozent anheben. Zwei Betriebe hätten daraufhin signalisiert, dass sie Taxi Steele verlassen werden. Einer von beiden will gar ganz aufgeben, weil sich für ihn das Taxigewerbe nicht mehr rechne, berichtet Lohmeier.

Taxibetriebe befürchten ausbleibende Fahrgäste

Er befürchtet, dass diesem Beispiel noch einige folgen könnten. „Viele Unternehmer wollen jetzt erstmal abwarten, wie die nächsten Monate laufen“, beschreibt er die Stimmung unter den Kollegen. Die Bedenken sind jedoch groß, dass die höheren Energiepreise und die allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten die Kunden vom Taxifahren abhalten und die Branche nach der Corona-Pandemie nun erneut durchgerüttelt wird. Auch die Anhebung der Taxitarife selbst könnte die Entwicklung beschleunigen. „Erhöhungen haben in der Vergangenheit immer weniger Fahrten bedeutet“, macht Rosmanek klar.

Unternehmer Rolf Prosch, Gesellschafter bei Taxi Süd, weiß gar von Kollegen, die Angst vor der Erhöhung haben. „Ja, sie ist deutlich, und die Kunden werden reagieren. Aber wir müssen unsere enorm gestiegenen Kosten weitergeben“, sagt Prosch, der daran erinnert, dass die letzte Erhöhung sieben Jahre zurückliegt. Damals betrug allein der Mindestlohn nur 8,50 Euro. Der Liter Diesel kostete 2015 im Jahresmittel 1,169 Euro.

Zahl der Taxikonzessionen hat stark abgenommen

Falls die Zurückhaltung der Kunden tatsächlich eintritt, glaubt Lohmeier, dass die Zahl der Taxen auf Essener Straßen weiter nach unten gehen dürfte. Nach Angaben der Stadt gab es Ende August noch 435 Konzessionen. 22 davon wurden gar nicht genutzt, sie sind ruhend gestellt. Vor der Corona-Pandemie waren in der Stadt noch etwas über 500 Taxen unterwegs. Die Auswirkungen des Taxischwunds spüren Kunden längst. So haben die Unternehmen ihr Angebot vor allem in den Nachtstunden und in den Randbereichen von Essen ausgedünnt. Tagsüber müssen Kunden durchaus länger warten, weil alle vorhandenen Taxen im Einsatz sind.