Essen-Haarzopf. Der südliche Teil der Humboldtstraße soll nur noch in Richtung Fulerum befahrbar sein. Warum Anwohner sich eine Einbahnregelung wünschen.
- Der Durchgangsverkehr in einer verkehrsberuhigten Straße nervt Anwohner.
- Eine Einbahnregelung könnte Entlastung bringen.
- Bezirksvertreter werden sich mit dem Thema befassen.
Die Bäume an der nördlichen Humboldtstraße in Essen sind vorerst gerettet. Jetzt ist der südliche Teil der Straße in der politischen Diskussion: Örtliche CDU-Vertreter würden dort gern eine Einbahnstraßenregelung sehen. Die Bezirksvertretung III soll sich in ihrer nächsten Sitzung damit befassen. Was dahinter steckt.
„Seit der Umgestaltung und Beruhigung des Abschnitts zwischen Kreisverkehr und der Kreuzung Erbach gibt es Beschwerden von Anwohnern über zu viel Verkehr auf der Humboldtstraße zu den Hauptverkehrszeiten“, so Dietrich Ostermann, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) III für den Essener Westen. Zudem gebe es Beschwerden, dass viele Autofahrerinnen und Autofahrer sich nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern hielten.
Viele wollen Staus auf der Fulerumer Straße in Essen-Haarzopf umfahren
Die CDU hat deshalb einen entsprechenden Antrag für die nächste BV-Sitzung am Donnerstag, 20. Oktober, eingebracht: Die Stadtverwaltung soll prüfen, ob der südliche Teil der Humboldtstraße zwischen den Straßen Auf’m Gartenstück und Harscheidweg in eine Einbahnstraße mit der Fahrtrichtung Fulerum umgewandelt werden könne.
Nach Beobachtungen der Anwohner nutzen viele Fahrer Richtung Erbach die Humboldtstraße, um Staus auf der parallel verlaufenden Fulerumer Straße zu umgehen. Dort staue sich der Verkehr zum Beispiel vor dem Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf.
„Wer von der Humboldtstraße kommt und Richtung Bredeney will, muss erst einmal die Spur Richtung Flughafen überqueren, um sich dann auf einer der beiden Linksabbiegespuren einzusortieren, was den Stau noch vergrößert“, beschreibt Dietrich Ostermann die Situation an der Kreuzung Erbach. „Der südliche Teil der Humboldtstraße ist nicht als Abkürzungsstrecke vorgesehen und auch baulich nicht geeignet, eine solche Aufgabe zu übernehmen“, heißt es in dem CDU-Antrag.
Volker Boetel ist Anwohner und Inhaber einer Sonderreinigungsfirma, die unter anderem Graffiti entfernt. Er ärgert sich seit dem Umbau der Humboldtstraße über die zahlreichen Fahrzeuge, die diese als Abkürzung nutzen. „Viele kennen die Straße ja noch von früher. Vor Durchstreckung der Fulerumer Straße ging dort der gesamte Verkehr durch“, sagt er. Bis vor gut 40 Jahren fuhr dort sogar noch eine Straßenbahn.
Nicht immer klagten die Nachbarn an der Humboldtstraße über zu viel Verkehr: Nach der Verlängerung der Fulerumer Straße hatte es Proteste gegen die im Frühjahr 2018 begonnene Neugestaltung der Humboldtstraße gegeben: Anwohner wollten den Umbau, bei dem etliche Parkplätze wegfielen, über das Kommunale Abgabengesetz (KAG) nicht mitfinanzieren. Ein Argument lautete damals: Der Verkehr habe sich durch den Bau der Parallelstraße bereits beruhigt.
Navi-Geräte schlagen die Humboldtstraße als Ausweichmöglichkeit vor
Dennoch besteht der Wunsch nach Entlastung, denn auch die moderne Technik sorge weiterhin für Durchgangsverkehr auf der Humboldtstraße: „Wer mit Navi fährt, bekommt den Stau auf der Fulerumer Straße und die Humboldtstraße als Umfahrung angezeigt“, weiß Boetel aus eigener Erfahrung. Aus Richtung Rhein-Ruhr-Zentrum kämen viele Autos mit ortsfremden Kennzeichen, die offenbar Richtung A52 weiterwollten, vermutet er.
Boetel würde eine Einbahnregelung in Richtung Fulerum begrüßen. „Damit der Anlieferverkehr für die Firmen zwischen Kreisverkehr und Harscheidweg funktioniert, sollte dieser Bereich ausgenommen bleiben“, sagt der Geschäftsmann, dessen Firma sich dort befindet. Selbst als die Humboldtstraße wegen Bauarbeiten vorübergehend Sackgasse gewesen sei, hätten Autofahrer versucht, dort durchzufahren.
Auch Politikerinnen anderer Parteien können sich mit der Idee anfreunden
Der Antrag der CDU findet auch bei den anderen Parteien durchaus Gehör. Die Haarzopfer SPD-Bezirksvertreterin Jutta Krämer, selbst Anliegerin, würde den Antrag grundsätzlich unterstützen. „Die Humboldtstraße ist ja seit der Umgestaltung ziemlich eng und nicht mehr als Durchgangsstraße, sondern nur noch zum Erreichen der dortigen Wohngebiete gedacht.“
Bezirksbürgermeisterin Doris Eisenmenger (Grüne) plädiert allerdings dafür, den Antrag zu schieben. „Derzeit gibt es noch die Baustelle auf der Fulerumer Straße, so dass viele Ausweichmöglichkeiten suchen. Von daher ergibt sich derzeit kein realistisches Bild. Sollte die Belastung der Humboldtstraße aber nach dem Ende der Baustelle so bleiben, könnte man dem Antrag zustimmen.“