Essen. Robert Hurasky hat schon für Seal und Sarah Connor am Schlagzeug gesessen. Nun gibt er als Leiter der Essener Folkwang Musikschule den Takt vor.

Dass Robert Hurasky die musikalische Vielfalt lebt und liebt, hat der studierte Instrumentalpädagoge und Schlagzeuger in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen. Seine Grooves waren bei DVD-Aufnahmen von Seal und Sarah Connor ebenso gefragt wie bei Kirchenmusik-Aufführungen und in Neue-Musik-Ensembles. Als neuer Leiter der Folkwang Musikschule kann er diese Vielfalt nun weiter leben und entwickeln.

Seit August ist Hurasky als Nachfolger von Bernd Mengede im Amt. Der 53-Jährige ist der erste Essener Musikschul-Chef, der aus dem Bereich Schlagwerk kommt und breite Erfahrungen im Bereich der Popularmusik mitbringt. Wobei Hurasky schon nach wenigen Wochen im Amt festgestellt hat, dass es an der Essener Musikschule eigentlich nichts gibt, was es nicht gibt.

Der neue Musikschulchef hat auch schon für Günter Netzer gespielt

Seine Freude an der musikalischen Vermittlungsarbeit hat der gebürtige Berliner zuvor in Mönchengladbach praktiziert, wo Hurasky viele Jahre lang als Musikschule-Lehrer und Fachbereichsleiter Jazz- und Popularmusik gearbeitet hat. Die neue Herausforderung in Essen schien passgenau für den Musiker, der wie so viele Kinder übers Blockflötenspiel die Liebe zur Musik entdeckte. Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Oboe landete der schließlich am Schlagwerk. Trommel, Pauke, Drumset, Xylophon – Robert Hurasky hatte so ziemlich jeden Schlagstock und Schlägel in der Hand.

Breit aufgestellt war bislang auch sein Auftritts-Spektrum. Die Liste der professionellen Gastspiele reicht von großen Bigband-Auftritten, Konzerten bei Borussia Mönchengladbach und TV-Show-Einsätzen wie bei Oliver Geißens „ultimativer Chart Show“ bis zum Geburtstags-Ständchen für Fußball-Star Günter Netzer. „Ich habe überall mitgespielt, wo es ging“, erzählt der Vater zweier Töchter lächelnd und will keine stilistischen Grenzen gelten lassen: „Es gibt nur gute und schlechte Musik.“

Die Verbindung der Künste ist eine große Chance und ein Alleinstellungsmerkmal

Seine besondere Leidenschaft gilt dem Jazz. In Mönchengladbach hat Hurasky eine eigene Konzertreihe mit prominenten Gästen wie Frank Chastenier oder Roger Willemsen initiiert. Doch in Essen finde er vieles vor, was das musikalische Portfolio schon umfänglich füllt, „da muss ich keinen Sand in die Wüste tragen“. Eine Musikschule, die eben nicht nur Musik, sondern auch Tanz und Schauspiel unterrichtet, eine Bandfabrik und einen Jamtruck betreibt, Schulkooperationen und studienvorbereitende Ausbildung anbietet und auch noch die bildende Kunst ins Programm aufnimmt, ist eben etwas Besonderes. Die Verbindung der Künste sei ein große Chance und ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der FMS, betont Hurasky.

Große Bühne: Beim Folkwang Musikschultag in der Essener Philharmonie präsentieren sich die jungen Musikerinnen und Musiker. Das Bild vom Auftritt des Bläserensembles entstand beim vorletzten Auftritt  2017.
Große Bühne: Beim Folkwang Musikschultag in der Essener Philharmonie präsentieren sich die jungen Musikerinnen und Musiker. Das Bild vom Auftritt des Bläserensembles entstand beim vorletzten Auftritt 2017. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Das breitgefächerte Angebot für alle Altersgruppen und die vielfältigen Kooperationen spiegelten auch den Einsatz und die Flexibilität des engagierten Kollegiums, lobt Hurasky. Die Arbeit zahlt sich aus: Trotz Pandemie vermeldet die Folkwang Musikschule keine Einbrüche, „die Schülerzahl ist sogar noch weiter nach oben gegangen“, freut sich der neue Leiter.

Derzeit zählt die FMS rund 10.500 Schülerinnen und Schülern. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat auch das Jekits-Projekt (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen). Rund 65 der über 80 Essener Grundschulen sind darin eingebunden. „Ein Riesenprojekt, das hier gestemmt wird“, sagt Hurasky. Um den kreativen Anreiz zu verstetigen, müsse man womöglich noch enger bei den Schulen andocken Denn noch würden aus viel zu wenigen Jekits-Kindern am Ende auch Folkwang Musikschüler.

Die Digitalisierung soll an der Folkwang Musikschule vorangetrieben werden

Ein weiteres Problem sei dabei der zunehmende Mangel an Lehrkräften, der auch das Jekits-Programm betrifft. Und nicht jeder Klavier- und Geigenlehrer hege generell eine Vorliebe für den Unterricht in vollen Klassenräumen. „Das Berufsbild des Musikschullehrers hat sich eklatant geändert“, sagt Hurasky.

Über Robert Hurasky

Der gebürtige Berliner Robert Hurasky, Jahrgang 1969, ist schon als Kind mit seiner Familie an den Niederrhein gezogen, zunächst nach Moers, dann nach Mönchengladbach.

Hurasky hat an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf Instrumentalpädagogik und klassisches Schlagwerk studiert.

In den USA ließ er sich unter anderem von Gary Chaffee, ehemaliger Chef der Percussion-Abteilung des Bostoner Berklee College of Musik, weiterbilden.

Seit 1997 hat Hurasky zunächst als Honorarkraft und später als hauptamtlicher Schlagzeuglehrer an der Musikschule Mönchengladbach unterrichtet. 2001 wurde er Leiter des Fachbereichs Jazz- und Popmusik.

Ein wichtiger Aspekt sei deshalb die Digitalisierung, die der neue FMS-Chef voranbringen will. Der Musikschul-Leiter hat viele Ideen, wie man den analogen Unterricht durch Videos und Apps ergänzen und die verschiedenen Sparten interaktiv vernetzen kann. Helfen sollen dabei die vom Land bereitgestellten zusätzlichen Fördermittel.

Insgesamt zehn Millionen Euro stehen für die öffentlichen Musikschulen in NRW bereit, ein Großteil soll in die Digitalisierung der Musikschulen fließen. Mit den 166.000 Euro, die nach Essen gehen, können nun unter anderem zusätzliche technische Geräte wie Tablets oder Laptops angeschafft werden. Auch mit der Einrichtung eines leistungsstarken WLAN soll es in der Folkwang Musikschule nun endlich vorangehen.

Wichtig für die Freude am Musikmachen sei aber vor allem auch die Live-Erfahrung, über die Hurasky umfänglich verfügt. „Selbst Erlebtes kann man viel anschaulicher und motivierender vermitteln.“ Eigene Bühnenerlebnisse können Posaunen- und Ukulelenensemble, Symphoniker und Tänzer beim großen Folkwang Musikschultag am Samstag, 24. September, in der Essener Philharmonie sammeln. Zwischen 15 und 19 Uhr bespielen die Kinder und Jugendlichen das gesamte Haus, vom Alfried-Krupp-Saal bis zum RWE-Pavillon. Und Robert Hurasky wird an diesem Tag mal nur begeisterter Zuhörer sein.

Großer Familientag in der Philharmonie – Musikschule präsentiert die Vielfalt

Die Folkwang Musikschule ist am Samstag, 24. September, bereits zum fünften Mal Gast in der Philharmonie. Rund 500 Musikschülerinnen und Schüler wirken mit. Auf dem Programm stehen von 15 bis 19 Uhr Angebote für die ganze Familie. So präsentieren sich die JeKits-Kinder ebenso wie verschiedene Gitarren- und Bläser-Ensembles, Projektchor und die großen klassischen Orchester.

Die Abteilung Streichinstrumente hat ein Programm unter dem Titel „Jüdisches Leben“ einstudiert, mit Musik von Felix Mendelssohn bis John Williams’ Filmmusik zu „Schindlers Liste“ . Auf Auftritte der Abteilung Zupfinstrumente und Kostproben der S-Klasse (studienvorbereitende Ausbildung) folgen Gesangs-Auftritt mit Verdi und Gershwin. Zum feierlichen Ausklang im großen Alfried-Krupp-Saal erklingen unter anderem Händels Festmarsch, Charpentiers „Prélude“ und Piazzollas „Libertango“.

Ebenfalls bespielt wird der RWE-Pavillon. Hier gibt es Tanz, Keyboard-Klänge von Nino Rota bis Michael Jackson und ein Programm der FMS-Bigband. Verschiedene Kooperationen mit Burg- und Leibniz-Gymnasium werden ebenfalls vorgestellt.

Weitere Programmpunkte erwarten das Publikum in der Wandelhalle (Bildende Kunst und Tanz) und im Eventraum, wo sich neben Musicalchor und Streicherensemble verschiedene FMS-Interpreten mit Mozart, Chopin und Bach, aber auch mit Dolly Parton und Otis Redding vorstellen. Der Eintritt zu allen Darbietungen ist frei.