Essen. Über sechs Millionen Euro zusätzlich gibt das NRW-Kulturministerium bis 2024 für das Projekt „Jekits“ und weitet es auf vier Grundschuljahre aus.

Singen, Tanzen, Musizieren: Das steht an über tausend Grundschulen in Nordrhein-Westfalen demnächst vier statt wie bisher zwei Jahre lang auf dem Lehrplan. Das Kulturministerium weitet das Programm „Jekits“ aus, stockt die Fördermittel bis 2024 um rund sechs Millionen auf 17,3 Millionen auf. Damit kehrt das Programm, dass im Ruhrgebiet im Jahr 2007 als „JeKi“ startete, gewissermaßen zu seinen Anfängen zurück: Die zeitliche Ausdehnung auf die ursprünglichen vier Jahre soll vor allem die „Anschlussfähigkeit“ an die Angebote der weiterführenden Schulen sichern, aber auch die Talentsichtung erleichtern.

Mit über 1000 Schulen in mehr als 180 Kommunen in NRW und 78.000 Schülerinnen und Schülern ist „Jekits“ das größte und bekannteste Programm kultureller Bildung im Bundesgebiet. Im vergangenen Schuljahr nahmen 1009 Grundschulen teil: 746 mit dem Schwerpunkt Instrumente, 91 mit dem Angebot Tanzen, 172 mit dem Programm Singen – vor allem das Angebot, ein Instrument zu lernen, steht demnach im Mittelpunkt. In NRW werden mit Jekits immerhin ein Drittel aller Grundschüler erreicht.

Schülerinnen und Schülern machen „die besondere Erfahrung der Selbstwirksamkeit“

Das musikalische und tänzerische Angebot, so Klaus Kaiser, Staatssekretär im Kulturministerium, schenke den Schülerinnen und Schülern „die besondere Erfahrung der Selbstwirksamkeit“. Daher wolle man das Programm „weiter stärken und ausbauen“. Neben der schrittweisen zeitlichen Ausdehnung stehe auch die „Elternarbeit“ im Zentrum, ebenso die engere Zusammenarbeit von Grundschullehrern und Musikschullehrern sowie die wissenschaftliche Begleitung des Projektes.

Kern der Neuorganisation ist indes der Abschied von der Stiftung mit Sitz in Bochum, die 2008 gegründet wurde und die nun zum 30. September aufgelöst wird – für die Mitarbeiter gäbe es Folgebeschäftigungen, versicherte Kaiser. „Die Stiftung wurde gegründet in der Annahme, es fänden sich externe Sponsoren. Die Praxis hat gezeigt, dass das Programm allein aus Landesmitteln finanziert wird.“

Das erste Jahr soll kostenfrei bleiben; für sozial Benachteiligte gibt es Förderungen

Nun wird eine Steuerungsgruppe im Ministerium in enger Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Musikschulen das neue „Jekits“ stemmen; die Verwaltung erfolgt über die jeweiligen Bezirksregierungen. Der Musikschul-Verband ist künftig für die inhaltliche Ausgestaltung und die Qualitätssicherung zuständig. Dessen Vorsitzender Bernd Smalla verweist vor allem auf die „kurzen Wege“ der örtlichen Musikschulen zu den Grundschulen und nicht zuletzt zum Ganztagsangebot der Schulen.

Was ändert sich für die Schülerinnen und Schüler, für die Eltern? Weiterhin soll das erste Jahr des Angebots kostenfrei bleiben. Im zweiten, bereits freiwilligen Jahr der Teilnahme fallen Beiträge an, die maximal zwischen 26 Euro (Instrumente) und 13,50 Euro (Singen) liegen; hier solle es eine „Überprüfung“ geben, so Smalla. Aber: Ein wesentliches Merkmal des Programms ist die Übernahme der Kosten für sozial schwache Familien – und dies wird so bleiben, versichert Klaus Kaiser.

Der Landesverband der Musikschulen will bei der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes eng mit den Musikhochschulen des Landes zusammenarbeiten – und zugleich sichten, welche der Schülerinnen und Schüler womöglich eines Tages selbst an einer der Hochschulen studieren könnte. „Die Talenterkennung und -förderung wollen wir deutlich stärker ausbauen“, betont Bernd Smalla.