Essen-Kupferdreh. Der Ruhrverband öffnete wieder die Türen der Kläranlage Essen-Kupferdreh. Was Abwassermeister Marco Hellersberg den Bürgern nahelegt.
- Jeder verursacht Abwasser.
- An der Kläranlage in Essen-Kupferdreh erfahren Besucher etwas zur Reinigung.
- Abwassermeister Marco Hellersberg erläutert den Besuchern Details.
Der Ruhrverband lädt regelmäßig auf seine Betriebsanlagen ein. Besucher erfahren dabei zum Beispiel Details über die Reinigung des Abwassers und können sich über den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser informieren. Was sie jetzt beim Tag der offenen Tür in der Kläranlage in Essen-Kupferdreh lernen konnten.
Direkt neben der Anlage in Kupferdreh fließt die Ruhr in den Baldeneysee. Die Besucher können auf dem Gelände des Ruhrverbands eine interessante Zeit verleben. Für viele ist die Führung über die weiträumige Anlage der Höhepunkt der Veranstaltung. Bei Abwassermeister Marco Hellersberg sind die neugierigen Gäste in guten Händen.
Der 49-Jährige räumt direkt einmal mit einem Missverständnis auf: „Für das Trinkwasser sind die Stadtwerke zuständig. Wir beschäftigen uns hier mit den Hinterlassenschaften von 96 000 Menschen.“ Man merke schon, wenn viele Leute gleichzeitig zur Toilette gehen: „Morgens nach dem Aufstehen, mittags und wenn Deutschland Fußball spielt.“
Abwassermeister führt Besucher über das Gelände der Kläranlage in Essen-Kupferdreh
Dann startet die Führung, immer dem Abwasserkreislauf nach. Wer eine Coronamaske parat hat, kann sich glücklich schätzen, denn die schützt auch vor unangenehmen Gerüchen. Der Rechen arbeitet wie ein großer Kamm und fischt Feststoffe heraus, Klopapier, aber auch Hygieneartikel und Speisereste. Was Hellersberg scherzen lässt: „Nur angucken und schnuppern. Nichts mitnehmen.“ Diese Reste werden gepresst und kommen ins Müllheizkraftwerk: „Wir bezahlen für die Entsorgung richtig Geld.“
Führungen und Besichtigungen
Über zwei Jahre lang mussten coronabedingt sämtliche Führungen und Besichtigungen auf den Kläranlagen, an den Talsperren, in der Historischen Sammlung der Ruhrwasserwirtschaft sowie in der Ausstellung zum Fischliftsystem am Baldeneysee ausgesetzt werden.
Nun öffnen sich die Türen auf den Anlagen des Ruhrverbands wieder für Besucher. Ansprechpartnerin für die Essener Kläranlagen in Burgaltendorf, Kettwig, Kupferdreh und Essen-Süd ist Nicole Hellersberg, die unter 0201 178-2211 zu erreichen ist.
Weiter geht’s: „Der Sand ist schwarz und grobkörnig, enthält vor allem Abrieb der Straßen“, erläutert Hellersberg. Die Fließgeschwindigkeit wird in diesem Abschnitt gedrosselt, damit der Sand sich absetzen kann. Er kommt auf eine Deponie. Im Vorklärbecken setzt sich der Schlamm ab. Auch hier weht ein strenger Duft. Marco Hellersberg erklärt: „Bis jetzt haben wir ein Drittel der Inhalte entfernt.“ Er erläutert, wie Phosphate aus dem Wasser entfernt werden und wie das Wasser dann mit Sauerstoff angereichert wird.
Jetzt treten klitzekleine „Mitarbeiter“ ihre Arbeit an. Bakterien filtern Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen heraus. Das Belebungsbecken ist das Herzstück der Kläranlage. Im Nachklärbecken ruht die braune Suppe, bis die Bakterienmasse zu Boden sinkt. Ein Umlauf dauere zwölf Stunden: „Im Grunde genommen funktioniert so eine Kläranlage wie unser Körper.“
90 Prozent der Inhalte sind nun aus dem Wasser herausgefiltert. Marco Hellersberg macht es Spaß, Besucher über „seine“ Anlage zu führen: „Ich bin seit 32 Jahren dabei, schon mein Vater war beim Ruhrverband. Meine Frau habe ich auch hier bei der Arbeit kennengelernt.“
Gelernt hat die „Fachkraft für Abwassertechnik“ in Kettwig: „Dann habe ich ein Jahr lang bei unserer Tochtergesellschaft in Ankara gearbeitet. Seit 1993 bin ich in Kupferdreh.“ Besondere Freude machen ihm Führungen für Ferienspatz oder Schulklassen: „Da kann ein flotter Spruch nicht schaden.“
Was er seinen Gästen noch mitgeben wolle? „Jeder spart Wasser, wo er kann. Ist ja auch verständlich. Aber dadurch fließt weniger durch die Rohre.“ Ist das der Grund für den Gestank bei heißem Wetter? „Auch, aber leider werfen viele Leute Nahrungsmittel ins Abwasser: Das lockt Ratten an. Öl und Fett verstopfen die Kanalisation. Die Reinigung ist sehr mühselig.“
Hygieneartikel gehören nicht ins Abwasser
Windeln, Slipeinlagen und Tampons gehören ebenso wenig ins Abwasser wie Kondome, erklärt der Fachmann. Das Gleiche gelte für Katzenstreu, Textilien und Zigarettenkippen. „Und Wattestäbchen schmuggeln sich durch alle Rechenanlagen und gelangen wieder ins Gewässer.“ Einige Stoffe könnten gar nicht in einer biologischen Kläranlage entfernt oder reduziert werden. Zum Beispiel schwer abbaubare Medikamente, sehr feine Plastikfasern, Peeling-Zusätze aus Kosmetikprodukten oder aggressive Reinigungs- und Lösungsmittel.
Am Ende appelliert Marco Hellersberg an die Bürger: „Wir alle sollten achtsamer mit dem Gut Wasser umgehen. Und noch einmal: Hygieneartikel gehören nicht ins Klo.“