Essen-Schonnebeck. Schüler und Lehrer fühlen sich wohl an der neuen Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen. Und das, obwohl sie noch unfertig ist und Mängel hat.

Seit einem Jahr lernen gut 1300 Schüler an Essens neuester weiterführender Schule, der Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Nach etlichen Verzögerungen und Budget-Anpassungen ist das Gebäude nach den Sommerferien im vergangenen Jahr in Betrieb genommen worden, der Abriss des alten steht noch aus. Schulleiter Lukas Rüenauver zieht Bilanz nach einem Schuljahr: „Ich liebe das Gebäude und ich freue mich, es jedem zu zeigen.“ Es gebe aber noch ein paar Baustellen.

Schulhof der Essener Gustav-Heinemann-Schule noch nicht fertig

Was als erstes auffällt, wenn man die neue Schule an der Straße Schonnebeckhöfe ansteuert: Die Kreuzung direkt vor der Schule ist problematisch. „Ich habe gestern mit meiner Klasse drei Ampelphasen gebraucht, bis wir über die Straße waren“, klagt Lehrerin Julia Klewin (38). Auch der Schulleiter wünscht sich eine verbesserte Ampelschaltung, mehr Platz für die Busse und eine Kiss-and-Ride-Zone.

Hat man es dann auf den Schulhof geschafft und umkreist die Schule, begegnen einem noch einige Bauzäune. „Der Schulhof sollte eigentlich zu Beginn dieses Schuljahres fertig sein“, sagt Lukas Rüenauver und ergänzt, dass Pandemie und Krieg auch hier zu Verzögerungen geführt haben.

Die Sportanlage der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen ist noch nicht fertig.
Die Sportanlage der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen ist noch nicht fertig. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die kleine Turnhalle sei in Betrieb, die andere werde noch saniert. Gleiches gelte für die Sportplätze. „Dann sollen sie aber für alle im Stadtteil zugänglich sein“, betont der Schulleiter mit Blick auf die Diskussion, die gerade in Rüttenscheid geführt wird. Dort hatten sich Anwohner beschwert, dass das Basketballfeld des Helmholtz-Gymnasiums auch von Jugendlichen in den Abendstunden genutzt wurde. Die Stadt zäunte das Feld ein und hängte Verbotsschilder auf. Das soll es in Schonnebeck nicht geben. Aber: „Es muss fair zugehen und sauber bleiben“, sagt auch Rüenauver. Die Hausmeister könnten jedoch einen Blick darauf haben, auch außerhalb des Schulbetriebs.

Keinen Strom- und Wasseranschluss auf Außengelände der Essener Gesamtschule

Ein kleinerer Spielbereich, ebenfalls mit einem Fußballfeld, Spielgeräten und einem kleinen Trampolin ist hingegen schon fertig und werde auch nach dem Unterricht rege genutzt. Gegenüber befindet sich ein Aufenthaltsbereich mit Bänken und einer Wiese. Auch der werde gerne angesteuert, die Wiese vertrockne jedoch zunehmend. „Es gibt keinen Strom- oder Wasseranschluss hier draußen“, nennt der Schulleiter einen der Mängel, die jetzt angegangen werden sollen. Ebenso sollen Überdachungen für Regenfälle oder Hitzetage angebracht werden.

Im Gebäude selbst weicht der Renovierungs-Geruch langsam, Schüler wuseln umher, es ist Leben eingekehrt. Die Wände sind noch sauber, keine Kritzeleien: „Die Kinder wissen die Schule zu wertschätzen.“ Lukas Rüenauver erzählt, wie er in der Planungsphase oft mit seinem heute 86-jährigen Vater über den Plänen gesessen habe. Der sei Architekt und habe früher selbst Schulen gebaut. „Ihr braucht einen Keller als Lagerfläche“, habe er gemahnt. Damit kam Lukas Rüenauver bei den Verantwortlichen nicht durch – und jetzt haben die Putzhilfen tatsächlich zu wenig Abstellfläche. Der Vater habe aber auch geraten, die Klassenräume alle gleich groß und quadratisch zu bauen. Gesagt getan, jeder Klassenraum ist 72 Quadratmeter groß. So sei es fair für alle und durch die Form seien die Räume absolut variabel nutzbar für jedwede Tisch-Kombination. Rüenauver: „Ich bin zufrieden und mein Vater ist es auch.“

Auf der Suche nach einem neuen Caterer für Essener Gesamtschule

Schule als Anlaufstelle für den Stadtteil

Das Gebäude mit seinem Außenareal soll nicht nur für die eigentlichen Nutzer der Schule, sondern auch für die Bewohner des Stadtteils einen Mehrwert darstellen. Die integrierte Stadtteilbibliothek, das Forum, die Mensa und die Aula sowie einzelne Fachräume sollen auch dem Stadtteil zur Verfügung stehen.

Diverse Vereine und auch das Jugendhaus der Awo nutzen die Räumlichkeiten bereits für ihre Zwecke, ebenso die Mitglieder der Bezirksvertretung. Der neue Gesundheitskiosk soll eventuell ebenfalls mit seinen Angeboten in dem Schulgebäude integriert werden, um niedrigschwellige Angebote für Eltern und Kinder anbieten zu können.

Wer Räumlichkeiten des Schulgebäudes nutzen möchte oder Fragen hat, wendet sich per E-Mail an stadtteil@ghge.nrw.schule

Klar, vernünftige Räumen helfen beim Lernen. Der Schulleiter ist sich aber sicher, dass auch die richtigen Personen und „alle notwendige Unterstützung“ zum schulischen Erfolg führen. Damit meint er unter anderem das Schulessen: „Das müsste doch eigentlich auch Teil von Bildung sein.“ Der 51-Jährige wünscht sich ein kostenfreies Frühstück und schülergerechtes Mittagsessen für seine Schützlinge. Das sei mit dem Essen der RGE Servicegesellschaft, die derzeit für das Catering sorgt, nicht der Fall. Pangasiusfilet komme beispielsweise bei Kindern nicht so gut an und auch die Organisation mit Papier-Essensmarken sei umständlich. Schon lange versuche er zu wechseln, der Antrag sei gestellt, doch hier stehe eher die Bürokratie als die Lieferengpässe im Weg. „Bis zum kommenden Schuljahr hoffen wir, dass wir einen anderen Caterer haben.“

Dann werden auch wieder rund 160 Fünftklässler einen Platz an der Gesamtschule im Essener Norden bekommen. Anmeldungen gibt es allerdings in jedem Jahr doppelt so viele. Rüenauver: „Das zeigt den Erfolg der Schulform in diesem Stadtbezirk.“