Essen-Schonnebeck. Der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen-Schonnebeck sollte nach den Osterferien bezugsfertig sein. Daraus wird jetzt erstmal nichts.
Der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen-Schonnebeck strahlt als heller Klinkerbau an der Straße Schonnebeckhöfe. Doch der Glanz trügt: Wie im Bauausschuss der Stadt bekannt wurde, gibt es Verzögerungen bei den Bauarbeiten. Die Schüler können demnach nicht, wie geplant, nach den Osterferien dorthin umziehen sondern erst Ende Mai.
Krankheitsbedingte Ausfälle bei Trockenbau-Unternehmen
Nach Angaben von Stadtsprecherin Jasmin Trilling habe es Lieferschwierigkeiten und Personalausfälle bei mehreren Unternehmen gegeben, daher können nicht alle Räume zum entsprechenden Zeitpunkt fertiggestellt werden. Die Übergabe soll jetzt am 31. Mai stattfinden. Der Schulleitung sei freigestellt worden bereits teilweise umzuziehen, die Verantwortlichen hätten sich jedoch dagegen entschieden.
Julia Klewin, Sprecherin der Schulleitung: „Wir ziehen lieber in ein komplett fertiges Gebäude, in dem wir richtig mit dem Schulalltag starten können und nicht gestört werden.“ Da der Umzug jedoch einige Zeit in Anspruch nehme sei bisher unklar, wann genau er stattfinden soll. Derzeit kämpft das Team an der Schonnebeckhöfe eher mit dem Beginn des Präsenzunterrichtes und den Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Wir sind noch gar nicht in die Detailplanungen zum Umzug eingestiegen“, so Klewin. Eventuell gehe der auch erst in den Sommerferien über die Bühne.
Anbindung an Zollverein-Radweg und Europa-Allee
Bis dahin soll auch noch weiter an den Außenanlagen gearbeitet werden. So soll die Schule direkt an den Zollvereinradweg angebunden werden. „Das finden wir toll, eine Anbindung in die andere Richtung, von Stoppenberg kommend, wäre ebenfalls wünschenswert“, erklärt Heike Brandherm, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Katernberg-Schonnebeck, der auch die Idee des Schulleiters, Lukas Rüenauver gefällt. Der hatte vorgeschlagen, auf dem Grünstreifen zwischen dem Neubau und der Schonnebeckhöfe europäische Bäume zu pflanzen, wobei für jedes europäische Land ein für das Land charakterisierender Baum gepflanzt werden soll. Die Realisierung einer solchen Europa-Allee sollte nach Auffassung von Heike Brandherm kein Problem sein. Sie hofft zudem, dass die aktuelle Verzögerung nun wirklich die letzte ist.
Entsorgung von Asbest-Abfällen zog sich über Monate hin
Die Geschichte des Baus der Schule auf dem 25.300 Quadratmeter großen Gelände ist schließlich von Pleiten, Pech und Pannen geprägt. „Sie stand unter keinem guten Stern“, findet Brandherm, die findet, es habe zu viele Reibungsverluste zwischen der Planung und der Bauausführung gegeben.
Die Entsorgung von 26.000 Tonnen asbesthaltigen Abfällen hatte sich im Jahr 2019 über mehrere Monate hingezogen. Brandherm dazu: „Die Altlasten hätte man vorher ermitteln können.“ Letztlich wurden die Schadstoffe bei Baubeginn Ende 2017 während Tiefbauarbeiten auf dem Gelände gefunden. Die ausführenden Firmen hatten die Abfälle mit großen Zelten eingehaust, so dass unter Unterdruck gearbeitet werden konnte und kein Staub nach außen dringen konnte. Die Lastwagen wurden vor dem Verlassen des Geländes durch eine Reifenwaschstraße geführt, damit keinerlei gefährlicher Staub auf die Straße gelangen konnte. Das alles ließ die Kosten für den Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule von den ursprünglich geplanten 48 Millionen auf 63,5 Millionen Euro in die Höhe schnellen.
Das alles gehört der Vergangenheit an. In den vier Gebäudeteilen der neuen Gesamtschule befinden sich jetzt insgesamt 36 Klassenräume, zwölf naturwissenschaftliche Klassenräume, 13 Kursräume, 16 Gruppenräume, drei Musik- und drei Proberäume, elf Lernbereiche, sieben Räume für Kunst und Werken, Musik- und Informatikräume sowie ein Tanzraum und eine Hauswirtschaftsküche mit Speiseraum. Eine überdimensionale Brille in der Form, wie sie einst Essens berühmtester Politiker, der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann, getragen hat, soll vor dem Gebäude auf den Namensgeber hinweisen.
Schiefe Schulen an altem Standort der Gustav-Heinemann-Gesamtschule
Wenn auch die letzte Wand sicher steht und der letzte Pinselstrich getan ist, werden rund 1300 Schüler und 100 Lehrer die jetzige Gustav-Heinemann-Gesamtschule verlassen und dorthin umziehen. Die alte Schule wird im Anschluss abgerissen. „Sie war absolut nicht mehr sanierungsfähig und komplett abgenutzt“, erinnert Jasmin Trilling. Doch die Diskussion über das Grundstück ist bereits entbrannt. So wurde im Schulausschuss erörtert, ob die Schiller- oder die Johann-Michael-Sailer-Schule dort neu errichtet werden könnten. Die Schonnebecker Schulgebäude an der Immelmannstraße stehen in Folge von Bodenabsenkungen schief und müssen abgerissen werden.
Auf dem Bolzplatz, der sich ebenfalls auf dem Grundstück an der Immelmannstraße befinde, wird zwar zunächst ab dem kommenden Schuljahr ein Interim aus Pavillons eingerichtet, das soll aber keine Dauerlösung sein. Die endgültige Entscheidung über die Nutzung des Grundstücks der alten Gesamtschule ist jedoch noch nicht gefallen.
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