Essen. Die Ruhrbahn will noch 2022 testen, wie gefährliche Straßenbahngleise für Radfahrer entschärft werden können. Eine Versuchsstrecke ist geplant.

Die Ruhrbahn will testen, ob Straßenbahnschienen, die gefährlich eng am Bordstein liegen und somit Unfallrisiken für Radler bergen, sicherer gemacht werden können. Eine entsprechend technisch ausgestattete Teststrecke soll noch in diesem Jahr eingerichtet werden. Das kündigt Ruhrbahn-Sprecherin Simone Klose auf Nachfrage an.

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An vielen Stellen im Stadtgebiet liegen die Straßenbahnschienen so nah am Bordstein, dass für Fahrradfahrer oft nur wenig Platz zur Verfügung steht. Die Folge: Radler geraten regelmäßig mit ihren Rädern in die Gleise und stürzen. Anfang August hatte die Stadt deshalb kurzerhand einen Abschnitt der Straße Weidkamp in Borbeck-Mitte für Radler gesperrt. Dort ist eine Umleitung ausgeschildert. Radverbände kritisieren die Umleitung als mangelhaft ausgeschildert.

Sicherungs-Systeme gibt es anderswo bereits

Seit Jahren wird diskutiert, ob an gefährlichen Stellen die Gleise für Radler nicht sicherer gemacht werden können – zum Beispiel durch Lamellen, die sich ausschließlich für die schweren Straßenbahnen öffnen. In anderen Ländern sind solche Systeme bereits im Einsatz, zum Beispiel in der Schweiz.

„Diese Systeme sind sehr unterschiedlich und bergen viele Risiken, teilweise auch durch zusätzliche Metallflächen auf der Fahrbahn, die bei Nässe nicht der Sicherheit von Radfahrern zuträglich sind“, gibt die Ruhrbahn zu bedenken. Man beschäftige sich „intensiv mit der Lösung des Problems“. Mit einem „regionalen Entwickler“ plane man derzeit eine Teststrecke „zur Langzeiterprobung unter Belastung“.

Einzelheiten will die Ruhrbahn erst dann bekanntgeben, wenn die Teststrecke ausgewählt worden ist; das gesamte Projekt soll dauerhaft von der Technischen Aufsichtsbehörde begleitet werden. So lange sei am Weidkamp die Sperrung und Umleitung die „bestmögliche“.

Frintroper Straße birgt große Gefahren

Der Weidkamp ist in der offiziellen Polizei-Statistik die gefährlichste Stelle Essens für Radfahrer – und Bürger beobachten vor Ort, dass die Zahl der Stürze sehr viel höher ist, die meisten Unfälle aber gar nicht registriert werden. An der seit Anfang August gesperrten Stelle haben Radler rund 80 Zentimeter Platz zwischen Schiene und Bordstein.

Noch viel enger und gefährlicher ist es aber an der Frintroper Straße wenige Meter vor der Stadtgrenze zu Oberhausen: Zwischen der Kreuzung Frintroper Höhe und der Unterstraße können Radler kaum ungefährdet den Berg hinunterrollen – zwischen Schienen und Bordstein sind es maximal 50, vielleicht nur 40 Zentimeter. Ausweichmöglichkeiten gibt es nicht. Wer hier entlangrollt, riskiert ernsthaft Leib und Leben. Im Radwegenetz der Stadt Essen, der offiziellen Fahrradkarte, wird diese gefährliche Stelle extra ausgespart; man soll eine Parallelstraße benutzen, als Umweg.

Wurde 2014 umgebaut zur barrierefreien Haltestelle, seitdem gibt es kaum noch Platz für Radler zwischen Kante und Gleis: die Haltestelle „Cäcilienstraße“ an der Klarastraße in Rüttenscheid.
Wurde 2014 umgebaut zur barrierefreien Haltestelle, seitdem gibt es kaum noch Platz für Radler zwischen Kante und Gleis: die Haltestelle „Cäcilienstraße“ an der Klarastraße in Rüttenscheid. © Martin Spletter | Martin Spletter

Und oft sind es nicht nur Schienen, die für Gefahr sorgen, sondern auch zusätzlich umgebaute Haltestellen: Im Frühjahr 2014 baute die Ruhrbahn mit viel Aufwand die Straßenbahnhaltestelle „Cäcilienstraße“ um. Sie wurde barrierefrei, das heißt, dass man ohne Stufe vom Bordstein aus in die Niederflurbahnen einsteigen kann, dafür musste der Bordstein erhöht und vergrößert werden.

Die Folge: Direkt vor dem Edeka-Markt schmolz der Abstand zwischen Gleis und Bordsteinkante erheblich; seitdem meiden viele Radler diese Stelle. Auch in der Gegenrichtung, an der Franziskastraße in Richtung Rüttenscheider Stern, wurde die Haltestelle barrierefrei umgebaut, der Bordstein hochgezogen und ein Stück in den Straßenraum hineingebaut. 40 bis 50 Zentimeter Platz bleiben jetzt nur noch zwischen Kante und Gleis. Zu wenig für Radler, um dort gefahrlos entlangzufahren.