Essen-Bergerhausen. Eine karge Halle war gestern. Die Jugendberufshilfe Essen möbelt ihre Kantine auf. Bald gibt es dort einen Design-Shop. Das ist noch nicht alles.
In der Kantine von Jugendhilfe (JHE) und Jugendberufshilfe (JBH) an der Schürmannstraße in Bergerhausen wird kräftig gewerkelt. Eine Trennwand aus hellem Holz ist gerade fertig geworden, eine lange Theke im hinteren Bereich lässt bereits erahnen, dass hier demnächst Speisen gereicht werden sollen. „Wir krempeln die Kantine um“, kündigt Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, an und meint damit nicht nur eine moderneres Ambiente für die Essensausgabe. Denn in der Kantine werde man künftig auch die Design-Produkte der JBH kaufen können.
Kantine wird aufgemöbelt und bekommt Verkaufsshop dazu
Der bisherige Verkaufsshop an der Kreuzung Weser-/Rellinghauser Straße, in dem u.a. die Produkte der Werkstätten aus dem Bereich Holz, Papier, Metall und Handarbeit präsentiert werden, liege zwar zentral, aber Laufkundschaft finde sich eher weniger dort ein, so Wittke. Während des Lockdowns 2020 sei dann der Gedanke entstanden, die große hallenartige Kantine mit ihrem eher kargen Charme aufzumöbeln und dort den Shop zu integrieren.
Essen und Shoppen oder umgekehrt – das sollen dann nicht nur die Mitarbeitenden und Azubis der Einrichtung, sondern auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger ebenso selbstverständlich können. „Wir wollen uns mehr dem Viertel öffnen. Bislang kennen uns die Anwohner hauptsächlich durch das traditionelle Sommerfest auf unserem Gelände“, sagt Wittke zur Zielsetzung. Der Kantinenumbau sei ein wichtiger Schritt, um mehr Präsenz zu zeigen.
Eröffnet werden soll die Shop-Kantine, die selbstredend von den eigenen Kräften der Jugendberufshilfe ausgestattet und betrieben wird, Ende des Jahres. Bis dahin stünden nicht nur die Möblierung, sondern auch das neu ausgerichtete Bewirtungskonzept. Statt kompletter Gerichte setze man künftig auf ein leichtes Bistroangebot.
JHE ist OGS-Träger an 86 Essener Grundschulen
In die Zukunft gerichtet ist auch ein weiteres Projekt: Es betrifft die Generierung von Fachkräften für die Sozial- und Erziehungsberufe. „Wir sind mit dem Beginn des neuen Schuljahres Träger des Offenen Ganztags (OGS) an allen städtischen Grundschulen in Essen geworden. Das sind immerhin 86 an der Zahl“, berichtet Geschäftsführer Thomas Wittke. Der Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern sei da natürlich immens (an die 500 Personalstellen), der Arbeitsmarkt indes nahezu leer gefegt. Die JHE gehe den Fachkräftemangel deshalb offensiv an und starte nun eine stadtweit bisher einmalige Initiative.
In Zusammenarbeit mit der Medikon GmbH legt die JHE zusätzlich zu einer Suchkampagne für Erzieherinnen und Erzieher einen eigenen, berufsbegleitenden Qualifizierungskurs „Fachkraft im Offenen Ganztag“ auf. „Schon vor dem Übergang der verbleibenden städtischen Ganztagsstandorte zur JHE in diesem Sommer war die Gewinnung von Fachkräften bislang ein zentraler Aspekt unserer Strategie 2025. Jetzt möchten wir noch aktiver werden und unsere eigene Fachkraftoffensive beginnen.“ Die Medikon sei dabei ein verlässlicher Partner. „Seit zwei Jahren schon unterstützen sie uns im Bereich Fort- und Weiterbildung der Mitarbeitenden.“
Qualifizierung als „Fachkraft im Offenen Ganztag“
Annette Tischler, Fachbereichsleiterin des OGS bei der JHE, unterstreicht den großen Effekt einer solchen Weiterbildung: „Im Offenen Ganztag finden sich oft sehr engagierte Mitarbeitende, denen lediglich die passende Qualifizierung fehlt. Die Weiterbildung ist eine wichtige Möglichkeit, Quereinsteiger als engagierte Mitarbeitende zu gewinnen.“
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In mehr als 600 Unterrichtsstunden und über anderthalb Jahre erwerben nun zunächst 25 Mitarbeitende der JHE berufsbegleitend die Qualifizierung als „Fachkraft im Offenen Ganztag“. Sie waren zuvor bei der Jugendhilfe teilweise schon viele Jahre als Honorar- oder Ergänzungskräfte tätig. „So lassen sich bereits bestehende Ressourcen an den Jugendhilfe-Standorten nutzen“, betont Wittke.
Dozenten kommen aus der pädagogischen Praxis
Inhaltlich steht dabei einiges auf dem Programm: Es werden beispielsweise die eigene Selbst-, Fach und Sozialkompetenz gefestigt und erweitert, im Bereich Pädagogik werden Inhalte der Entwicklungs- und Lernpsychologie, Kommunikation, Inklusion, sowie Handlungskonzepte und Lösungsansätze für den pädagogischen Alltag vermittelt. Darüber hinaus erwerben die Teilnehmenden Wissen über rechtliche und organisatorische Hintergründe.
Zudem erstellen die angehenden OGS-Fachkräfte eine Projektarbeit und können einen Themenschwerpunkt zur Vertiefung wählen. Die Dozierenden bringen jede Menge Praxiserfahrung mit und viele sind selbst noch im sozialen Bereich tätig.