Essen. Seit 100 Jahren ist das Emil-Frick-Haus der Stadt Essen Anlaufstelle für Jugendliche. Die Gründung war mit einem tragischen Ereignis verbunden.
Das Emil-Frick-Haus, städtisches Jugendgästehaus und Tagungsstätte in Essen-Bredeney, wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Da wegen Corona größere Feierlichkeiten ausfallen müssen, suchen die Mitarbeiter für eine Ausstellung im August alte Fotos oder Geschichten von ehemaligen Besuchern. Das Haus selbst entstand aufgrund eines tragischen Unglücksfalls.
Das Emil-Frick-Haus liegt idyllisch im Wald oberhalb des Baldeneysees. Generationen von Jugendlichen haben hier ihre Freizeit verlebt, vielleicht die ersten Ferien ohne Eltern, die erste Nacht im Zelt oder Gruppenschlafsaal verbracht, am Lagerfeuer gesessen oder ihre erste Liebe kennengelernt. „Genau solche Erinnerungen suchen wir“, sagt Silvia Onbasi (48), die im vergangenen Jahr die Leitung des Hauses übernommen hat.
Liebesgeschichten habe es im Laufe der 100 Jahre natürlich immer wieder gegeben. „Vielleicht hat ja das ein oder andere Pärchen von damals später geheiratet“, vermutet die Leiterin und hofft auf fröhliche, spannende, kuriose, aber auch tragische Geschichten rund um das Emil-Frick-Haus.
Ausstellung zum 100-jährigen Bestehen des Hauses soll im Freien stattfinden
Zum Jubiläum soll es am 18. August eine Open-Air-Ausstellung zur Geschichte des Hauses geben – wenn es die Pandemie erlaubt. „Ansonsten wird die Präsentation digital stattfinden“, so Silvia Onbasi. Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, ist angetan von der Aktion: „Wir freuen uns auf die vielen Einsendungen und Erlebnisse aus 100 Jahren Emil-Frick-Haus.“
Ein tragisches Ereignis führte vor 100 Jahren zur Gründung des Hauses. Die war von dem Chemiker und Unternehmer Karl Goldschmidt initiiert worden, dem Sohn von Theodor Goldschmidt, dem Gründer des lange Zeit in Essen ansässigen Chemieunternehmens. Das Haus sollte an Karl Goldschmidts Pflegesohn Emil Frick erinnern. Der junge Schweizer war gemeinsam mit Goldschmidts leiblichem Sohn Wilhelm aufgewachsen.
Emil Frick starb ein Jahr nach dem Abitur bei einer Bergtour
Die Jungen besuchten die Goetheschule und legten dort 1914 ihr Abitur ab. Im Sommer 1915 verunglückte der in die Schweiz zurückgekehrte Emil Frick auf einer Bergtour in den Alpen tödlich. Wenige Jahre später verlor Karl Goldschmidt auch seinen Sohn Wilhelm. Er fiel als Fliegerleutnant im Frühjahr 1918 im Ersten Weltkrieg. Das Emil-Frick-Haus wurde von Georg Metzendorf, bekannt als Architekt der Gartenstadt Margarethenhöhe, und Carl Mink errichtet.
„Wann das Haus genau eingeweiht wurde, wissen wir nicht. Wohl aber, dass am 18. August 1921 das Baugesuch eingereicht wurde. Deshalb soll die Ausstellung an diesem Termin stattfinden“, erklärt Tani Capitain, Sprecher der Jugendhilfe, in deren Trägerschaft sich die Tagungsstätte heute befindet. Das L-förmige Fachwerkhaus, das 1952 und 1963 erweitert wurde, steht seit 2003 wegen seiner für die Region typischen Form unter Denkmalschutz.
Wegen Corona gibt es derzeit keine Gäste im Emil-Frick-Haus
Beiträge sollten bis Ende Juli eingereicht werden
Bilder und Geschichten für die Ausstellung am 18. August sollten bis Ende Juli eingereicht werden, per E-Mail an emil.frick@jh-essen.de, postalisch an Emil-Frick-Haus, Baldeney 42, 45134 Essen. Möglich sind auch Facebook-Kommentare auf @emil.frickhaus.Wer möchte, kann die Fotos ebenfalls unter Corona-Regeln vorbeibringen und seine Geschichte persönlich erzählen. Die Mitarbeiter sind von montags bis freitags von 7 bis 14.30 Uhr im Haus. Es steht aber auch ein Briefkasten zur Verfügung.
Das Gästehaus, das wegen Corona derzeit keine Besucher beherbergen kann, ist gemäß dem Stiftungszweck vor allem Kindern und Jugendlichen vorbehalten. In den Wintermonaten finden dort aber auch Tagungen statt. „Wenn Übernachtungsplätze frei sind, können wir auch Familien unterbringen“, so die Leiterin. Normalerweise sei das Haus aber bis zu einem Jahr im Voraus ausgebucht.
Es gibt 55 Schlafmöglichkeiten in Ein- bis Zehn-Bett-Zimmern, die Kosten pro Nacht betragen zehn bis zwölf Euro. In der hauseigenen Küche wird für die Besucher frisch gekocht. Das riesige, rund 16.000 Quadratmeter große Gelände mit einer überdachten Tageshalle und großer Wiese bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten wie Fußballfeld, Feuerstelle, Kräutergarten, Weidentipi, Seilgarten und Pizzaofen. „Viele dieser Dinge sind im Rahmen von Freizeiten mit den Jugendlichen angelegt worden“, so Silvia Onbasi.
Jahrelang gab es das Sommercamp
Seit 1999 hatte es auf dem Gelände in den Sommerferien ein Zeltlager für Kinder und Jugendliche gegeben, das 2013 durch Aktionswochen ersetzt wurde. Zwischenzeitlich diente das Haus als Unterkunft für junge Flüchtlinge. „In den letzten Jahrzehnten fand oft ein Austausch mit den Essener Partnerstädten hier statt, so dass auf dem Gelände Pflanzen aus verschiedenen Regionen zu finden sind“, erklärt Tani Capitain, der hofft, dass die coronabedingte Ruhe im und ums Emil-Frick-Haus bald ein Ende hat.