Essen-Altenessen. Eigene Stärken erkennen: Das ist das Ziel eines Projektes in Essen. Bei einem Besuch an der Emscherschule zeigt sich, wie das funktioniert.

Starkes Miteinander und ein respektvoller Umgang: Das sollen Kinder bei dem Gemeinschaftsprojekt „Facettenreich“ der Jugendhilfe Essen (JHE) und Jugendamt lernen. Das Projekt geht nach den Sommerferien an 56 offenen Ganztagsschulen über die Bühne und soll das Einfühlungs- und Reflexionsvermögen fördern. Mit dabei ist auch die Emscherschule in Altenessen.

Wertschätzung für sich und andere entwickeln

„Bei Facettenreich lernen die Kinder sich und ihre eigenen Stärken neu kennen“, fasst Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, die neue pädagogische Methode zusammen, „sie entwickeln Wertschätzung für sich selbst und andere und leben diese Tugenden an der Schule und in ihrem Alltag.“

Ausgehend von der Praxis wurde ein Modell aus acht „Facetten“ entwickelt: Wissen, Mut, Fürsorge, Verantwortung, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Mut und Humor. Zum Kennenlernen der Tugenden sind zehn Wochen in der Ganztagsbetreuung vorgesehen.

Fürsorge, Verantwortung und Friedlichkeit

„Fürsorge ist, wenn man nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere denkt“, erzählt ein Emscherschul-Kind in Altenessen. Zu „Friedlichkeit“ weiß eine andere: „Dass man sich wieder verträgt, wenn man gestritten hat – oder sich gar nicht erst streitet.“ Zuletzt stand die „Verantwortung“ auf dem Programm und Übungsleiter Lukas Baumgarten demonstrierte den Kindern an der Emscherschule die Facette mittels einiger Spiele: In der ersten Runde hat ein Kind eine Augenbinde auf, während das andere seinen Schützling durch den Raum führt. Im zweiten Durchlauf ist ein Kind die Skulptur, das vom anderen positioniert wird. Zwischendurch wechseln die Schülerinnen und Schüler. Nach jeder Übung wird dann gemeinsam überlegt, was Verantwortung sein könnte, bis die Kinder es zusammen ausgetüftelt haben.

Lukas Baumgarten (h.l.), Übungsleiter im Projekt „Facettenreich“, Marion Rösmann (h.M.), OGS-Fachberaterin bei der Jugendhilfe Essen, und Sabine Wetzling, Erzieherin im Offenen Ganztag der JHE, helfen den Kindern der Altenessener Emscherschule, Tugenden wie „Verantwortung“, „Freundlichkeit“ und „Dankbarkeit“ zu verinnerlichen.
Lukas Baumgarten (h.l.), Übungsleiter im Projekt „Facettenreich“, Marion Rösmann (h.M.), OGS-Fachberaterin bei der Jugendhilfe Essen, und Sabine Wetzling, Erzieherin im Offenen Ganztag der JHE, helfen den Kindern der Altenessener Emscherschule, Tugenden wie „Verantwortung“, „Freundlichkeit“ und „Dankbarkeit“ zu verinnerlichen. © Müller/JHE | Unbekannt

Sabine Wetzling, Erzieherin im Offenen Ganztag, gibt den Schülerinnen und Schülern ebenfalls ein Beispiel: „Meine Verantwortung ist, dass es euch gut geht, dass ihr euch nicht wehtut und dass ihr fröhlich seid.“ „Durch die Spiele macht den Schülern das Projekt sehr viel Spaß und sie verstehen die Inhalte sehr gut“, weiß Marion Rösmann, OGS-Fachberaterin der Jugendhilfe Essen.

Um diese Werte greifbar zu machen, bastelt jedes Kind zu Beginn eine Schatztruhe. „Wir erklären dann, dass jedes Kind auch eine innere Schatztruhe hat, die sich füllen kann, wenn es Gutes tut oder gute Erfahrungen macht und die sich leeren kann, wenn es mal nicht so gut läuft“, erklärt Rösmann. Tatsächlich bekommen die Kinder während des Projekts dann auch verschiedene Edelsteine für ihre Truhe. „Das Projekt gibt den Kindern das Vokabular und die Möglichkeit, ihre Gefühle besser auszudrücken“, erklärt Lukas Baumgarten.

 Wie geht „Verantwortung“? Als Beispiel mussten die Kinder sich bei einem Spiel blind durch den Raum führen lassen und dabei aufeinander achten.
 Wie geht „Verantwortung“? Als Beispiel mussten die Kinder sich bei einem Spiel blind durch den Raum führen lassen und dabei aufeinander achten. © JHE | Müller

Rösner weiß, dass die Kinder das Erlernte sehr schnell in ihren Alltag übertragen und somit die Klasse, die Schulgemeinschaft und auch das Familienleben profitiere. So legt ein Kind beispielsweise am Mittagstisch zu Hause seit neuestem Wert darauf, dass jeder aussprechen darf, andere hätten sofort geholfen, als ein Kind auf dem Schulhof gestürzt sei und auch aktiv formuliert, dass es mutig sei, das zu tun.

Bisher ist das Projekt an zehn Schulen angelaufen und die Rückmeldungen sind laut Rösmann ausgesprochen positiv: „Wir freuen uns schon, das Projekt auf weitere Schulen auszuweiten.“