Essen-Kettwig. Die Einrichtung von Fahrradstraßen in einem Wohngebiet in Essen-Kettwig sorgt für Unmut bei Bürgern. Warum die Grünen sie für sinnvoll halten.

Die Diskussion darüber, wie eine Verbindung vom Panoramaradweg Niederbergbahn zum Ruhrtalradweg in Kettwig vor der Brücke gestaltet werden kann, spitzt sich zu. Vor allem dreht es sich um die Frage: Ist die Ausweisung von Fahrradstraßen im Wohnviertel von Landsberger Straße und Mintarder Weg notwendig? „Nein“, finden eine Vielzahl von Anwohnern sowie CDU und SPD. „Ja“, sagt dagegen die Fraktion der Grünen, die dafür nach ihrer Ansicht gute Gründe anführt.

Der Flyer der „Interessengemeinschaft alternative Radwegeverbindung vdBrücke“ ist inzwischen in den Briefkästen der Anwohner rund um die Ringstraße gelandet. Dort heißt es unter anderem: „Neben wesentlichen Verengungen der Fahrbahnen für den Pkw/Lkw-Verkehr und einer damit einhergehenden erzwungenen Reduzierung des Individualverkehrs ist der ersatzlose Wegfall von 69 Parkplätzen in diesen Bereichen vorgesehen.“

Halb auf dem Gehweg parken ist in dem Wohngebiet nicht zulässig

Dem widerspricht Ludger Hicking-Göbels, erster stellvertretender Bezirksbürgermeister in der BV IX und Vertreter der Grünen. „Dass 69 Parkplätze wegfallen würden, ist einfach nicht richtig. Denn die gibt es da gar nicht.“ Vielmehr sei es so, dass in den betreffenden Straßen (Volckmar-, Arndt- und Landsberger Straße sowie Mintarder Weg) Autos halbseitig auf dem Gehweg parkten. „Dies ist dort nicht erlaubt, also eine Ordnungswidrigkeit.“ Diesen Umstand habe die Verwaltung in ihrer Vorlage, die Ende Mai in der Bezirksvertretung und später im Verkehrsausschuss vorgestellt und besprochen wurde, auch so dargelegt. Insofern könne von den Anwohnern auch kein Parkraum eingefordert werden, wo keiner bestehe, betont der Grünen-Politiker.

Als nicht rechtmäßig bezeichnet die Stadtverwaltung das Hüftparken in der Volckmarstraße. Hier könne kein Parkraum eingefordert werden, wo keiner bestehe, findet Ludger Hicking-Göbels von den Grünen.
Als nicht rechtmäßig bezeichnet die Stadtverwaltung das Hüftparken in der Volckmarstraße. Hier könne kein Parkraum eingefordert werden, wo keiner bestehe, findet Ludger Hicking-Göbels von den Grünen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Ich verstehe die Anlieger durchaus“, sagt Hicking-Göbels. Er selbst sei erst vor einigen Tagen durch das Wohngebiet geradelt und habe beobachtet, „dass es in der Regel zu jedem Haus eine Garage gibt, nur sind die auch schon mal mit Hausrat belegt“. Er vermute, dass einige Garagen darunter auch für moderne Autogrößen nicht mehr passend seien. „Da hat es sich verständlicherweise als bequem erwiesen, das Auto vor dem Haus halb auf dem Gehweg zu parken. Doch dies ist bestenfalls eine schlechte Angewohnheit, das muss man sich ganz klar bewusst machen.“

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Rad-Entscheid: Mehr Sicherheit für Radfahrer schaffen

Seit vielen Jahren habe sich eine respektvolle Koexistenz zwischen Radfahrern und Autofahrern eingestellt, die keiner weiteren Regelung bedürfe – so das Argument der Anwohner, das auch von der SPD Kettwig geteilt wird, die das Geld (immerhin 1,7 Millionen Euro) lieber in Radwege-Erneuerungen (zum Beispiel Meisenburgstraße) stecken würde. Ludger Hicking-Göbels möchte das so nicht unterschreiben. „Ich sehe hier vor allem die Familien im Fokus. Vor allem Kinder, die noch nicht sicher auf dem Rad unterwegs sind.“ Genau diese Sicherheit biete ihnen aber eine Fahrradstraße. Einen greifbaren Nachteil für Autofahrer auf einer Fahrradstraße sehe er dagegen nicht.

Im Übrigen sei die von der Verwaltung vorgeschlagene Maßnahme konform mit dem 2020 vom Rat der Stadt Essen beschlossenen Rad-Entscheid. Ziel sei sowohl der unterbrechungsfreie und vom Fußverkehr getrennte Ausbau des Radhauptrouten- sowie Ergänzungsnetzes als auch der Umbau von Kreuzungen. „Die Route über die Ringstraße und durch das Wohngebiet ist die beste Lösung.“

Alternativroute wäre ein Umweg für die Radfahrer

Die von einigen Anwohnern und der CDU Kettwig ins Feld geführte Alternativroute über die August-Thyssen-Straße bzw. die ehemalige Bahntrasse dort, sei ein Umweg, erklärt Hicking-Göbels. Zudem sei an die benötigten Grundstücke aufgrund der Eigentümerstruktur schwer heranzukommen. Überdies falle die August-Thyssen-Straße in den Bereich der Bezirksregierung.

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Der von den Anwohnern ins Feld geführte Bedarf an mehr Stellplätzen für eine künftige Aula am Mintarder Weg sieht der stellvertretende Bezirksbürgermeister im Übrigen durch die Stellplatzordnung der Stadt gedeckt. Die Diskussion zu der ganzen Thematik sei natürlich noch nicht beendet. „Wir als Grüne stehen für einen Austausch mit den Bürgern in jeder Form zur Verfügung.“ In den Ratsgremien werde man schlussendlich einen Konsens finden müssen.