Essen. CDU und Grüne legen konkrete Vorschläge für eine Nord-Süd-Radtrasse durch Essen vor. Auf diesen Wegen soll es lang gehen.

Die Mehrheit aus CDU und Grünen im Rat der Stadt bemüht sich um mehr Tempo beim Ausbau des Radwegenetzes. Aktuelles Beispiel: eine durchgängige Nord-Süd-Verbindung, auf der Radfahrer und Radfahrerinnen sicher von Karnap bis Kettwig radeln können.

Wer sich abseits der gut ausgebauten ehemaligen Bahntrassen mit dem Fahrrad auf die Straßen wagt, dürfte sich verwundert die Augen reiben. Denn was CDU und Grüne in Form eines Prüfauftrages von der städtischen Planungsverwaltung verlangen, davon können Radfahrer in Essen nur träumen. Das Radwegenetz ist bekanntermaßen noch immer lückenhaft. „Wenn wir kein vernünftiges Netz haben, muss sich man sich auch nicht wundern, wenn keiner mit dem Fahrrad fährt“, sagt Ulrich Beul, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, und fordert, was Essens Fahrrad-Lobby seit Jahrzehnten formuliert: den zügigen Ausbau desselben.

Auch für den Radverkehr fehlt es in Essen an einer attraktiven Nord-Süd-Achse

Während mit dem Radschnellweg RS1 langsam, aber sicher eine attraktive Ost-West-Route entsteht, mangelt es vor allem an Nord-Süd-Verbindungen. Da ergeht es Fahrradfahrern wie Autofahrern. CDU und Grüne wollen das ändern und legen dafür eine konkrete Trassenführung vor (siehe Grafik). Diese beginnt in Kettwig und verläuft von dort auf vorhandenen Radwegen, die freilich erneuert oder ausgebaut werden müssten, gen Norden. Weiter in Richtung Innenstadt geht es entlang der Bahnlinie S 6.

Den kürzeren Weg über die Rüttenscheider Straße spart diese Trasse bewusst aus. Denn obwohl als Fahrradstraße ausgewiesen, kommen Fahrradfahrer auf der Rü bekanntermaßen nur langsam voran. Wegen des dichten Verkehrs und der vielen Kreuzungen tauge die Straße schlichtweg nicht als Schnell-Trasse.

An vielbefahrenen Essener Straßen sollen „geschützte Radfahrstreifen“ errichtet werden

Schneller soll es über die Moltke- und die Richard-Wagner-Straße gehen und an der Innenstadt vorbei in Richtung Norden. Damit Radfahrer möglichst sicher fahren können, sind an kritischen Stellen geschützte Radstreifen vorgesehen nach dem Vorbild der „Protected Bike Lane“ durch den Tunnel an der Bernestraße. Dort trennt eine 80 Zentimeter hohe Betonmauer den Radfahrstreifen vom Autoverkehr. So etwas stellen sich CDU und Grüne auf der Richard-Wagner-Straße vor sowie auf der Herkules- und der Goldschmidstraße bis zur Stoppenberger Straße.

Damit Fahrradfahrer nicht an Kreuzungen oder vielbefahrenen Straßen ausgebremst werden, sollen diese auf neuen Brücken überquert werden. Das gilt vom Moltkeplatz kommend beispielsweise für die Kronprinzenstraße wie auch für die Kreuzung Herzogstraße/Stoppenberger Straße. Dort schwebt den Antragstellern eine schwebende Brücke vor. Man darf gespannt sein.

Radwege und ehemalige Bahntrassen sollen zu einem Radwegenetz verknüpft werden

Für das nördliche Trassenstück spielen ehemalige Bahntrassen eine tragende Rolle, heißt es. Leider verliefen diese nicht mehr durchgängig, seit der Bahnverkehr aufgegeben wurde, bedauern CDU und Grüne. Für die Nord-Süd-Achse sollen die verbliebenen Teilstücke nun wieder zusammengeführt werden. Den Helenendamm in Altenessen sollen Radfahrer dann auf einem aufgeständerten Radweg überqueren, der die ehemaligen Bahntrassen südlich der Lierfeldstraße und nördlich des Palmbuschweges miteinander verbinden würden. Eine ähnliche Konstruktion schwebt CDU und Grünen auch am Altenessener Bahnhof vor mit Anschluss an den Grünzug Zangenstraße.

Vergleichbares hatte jüngst die SPD vorgeschlagen. Details sollen nun in einem interfraktionellen Arbeitskreis besprochen werden. Bis zum Rhein-Herne-Kanal sollen bestehende Radwege mit ehemaligen Gleisanlagen verknüpft werden.

Eine Route durch die Innenstadt

Nach dem Willen von CDU und Grünen soll sich die städtische Planungsverwaltung auch mit einer verbesserten Durchquerung der Innenstadt beschäftigen. Dazu gehören baulich von der Fahrbahn getrennte Radfahrstreifen entlang der Huyssenallee sowie ein Radfahrstreifen über den Europaplatz und die Freiheit in Richtung Umweltspur auf der Schützenbahn.

Auch der Weg über den Willy-Brandt-Platz, Akazienallee und I. Dellbrügge soll für Radfahrer attraktiver gestaltet werden. Gleiches gilt für die Fahrradstraße auf der Altenessener Straße.

Das alles gäbe es nicht zum Nulltarif. Ohne konkrete Zahlen zu kennen, machen beide Fraktionen aber bereits deutlich, dass nach ihrem Willen eine Nord-Süd-Fahrradachse nicht an den Finanzen scheitern soll. „So was kostet etwas. Aber wir wollen das“, sagt Stephan Neumann von den Grünen. Nach Überzeugung der Kooperationspartner im Rat der Stadt kann es mit Hilfe eines attraktiven Radwegenetzes gelingen, den Anteil des Fahrradverkehrs auf 25 Prozent zu steigern. Dieses Ziel hat sich die Stadt bis zum Jahr 2035 gesetzt.

Eine solche Trasse „würde nicht einmal zu Lasten des Autoverkehrs gehen“, betont Ulrich Beul, der davor warnt, „das Fahrrad nicht als Waffe zu benutzen, um das Auto zu verdrängen“.

Umgesetzt werden sollen die Vorschläge Zug um Zug, zuerst dort, wo sich die Trasse ohne großen Aufwand realisieren ließe. Näheres auch zu Kosten und Fördermöglichkeiten versprechen sich CDU und Grüne nun von einer Machbarkeitsstudie, welche die Verwaltung zu erstellen hat.