Essen-Südostviertel. Wer ein überzeugendes Konzept vorlegt, muss zwei Jahre nur 20 Prozent der Miete zahlen. Bewerbungen sind erwünscht. Wie die Idee ankommt.

  • Auch das Südostviertel soll vom Landesprogramm zur Förderung der Innenstädte profitieren.
  • Wer ein besonderes Konzept für Geschäft oder Gastronomie hat, kann sich bewerben.
  • Nicht überall ist die Idee mit den Mietnachlässen erfolgreich.

Ab sofort sucht die EMG (Essen Marketing GmbH) Start-ups, Pop-up-Stores, außergewöhnliche Konzepte für Handel und Gastronomie, Dienstleister und nachbarschaftliche Initiativen, die ein Ladenlokal im Essener Südostviertel rund um den Wasserturm anmieten möchten. Wie die Idee im Stadtteil ankommt.

Die Mieter müssen nur 20 Prozent der bisherigen Miete zahlen. Möglich macht dies das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstadt und Zentren in NRW 2022“. Svenja Krämer, Citymanagerin der EMG: „Ich freue mich sehr auf die kreativen Bewerbungen. Die besonderen Konditionen sind eine ideale Voraussetzung, um das eigene Geschäftsmodell zu testen.“

Die reduzierte Miete gilt für zwei Jahre. In dieser Zeit sollen sich die neuen Mieter mit ihrer Einrichtung etablieren, so dass sie auch nach der subventionierten Zeit wettbewerbsfähig bleiben. In Steele und Borbeck ist das Programm bereits angelaufen, in Borbeck allerdings floppt es bisher. Laut EMG ist man mit dem Landesprogramm aber zufrieden. Vor allem in der Innenstadt habe man gute Konzepte auf der Limbecker Straße realisieren können und die Nachfrage halte an.

Das Förderprogramm greift nicht überall in Essen sofort

„Es zeigt sich aber auch, dass das Sofortprogramm nicht überall sofort greift. In Borbeck gibt es eine Bewerbung eines guten Gastrokonzepts, aktuell scheitert die Umsetzung allerdings am Leerstand mit vorhandener Gastronomie-Infrastruktur“, so EMG-Sprecher Florian Hecker. In Steele gebe es sehr gute Bewerber aus Handel, Gastronomie und Bürgerinitiativen. Aktuell würden Ladenlokale besichtigt und erste Verhandlungen mit Eigentümern geführt.

Hier kann man sich bewerben

Wer sich für das Förderprogramm bewerben möchte, kann das auf der Webseite https://www.startup-essen.de/suedostviertel hinterlegte Formular ausfüllen. Das Sofortprogramm Innenstadt wird gefördert durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen und die Landesinitiative „Zukunft Innenstadt Nordrhein-Westfalen“.

Im Südostviertel steht Apotheker Jan Olgemöller von der Interessengemeinschaft „Wir am Wasserturm“ der Idee „extrem positiv“ gegenüber. Eine Einschränkung macht er allerdings: „Das ist sinnvoll, wenn nicht Subventionen mit hoffnungslosen Fällen verbrannt werden, die sich während der Förderzeit so eben über Wasser halten können und danach dann sofort aufgeben.“

Das Programm sei quasi eine Fortführung der Idee der Interessengemeinschaft, Leerstände durch Kunst zu ersetzen. „2004 hatten wir eine Phase extremer Leerstände. Da sind wir an die Vermieter herangetreten, die Räume doch weitgehend kostenfrei Künstlern zur Verfügung zu stellen, damit diese dort ihre Werke präsentieren können.“

Vor 20 Jahren sollten Leerstände durch Kunstausstellungen behoben werden

Die Idee sei gewesen, den Standort durch kleine Galerien aufzuwerten, Publikum anzuziehen und so auch längerfristige Vermietungen zu fördern. „In ein, zwei Fällen ist das damals auch gelungen, das Ganze hat sich aber langfristig nicht etabliert“, so Olgemöller. Das Bestreben bleibe aber, Leerstände, die aktuell rund um den Wasserturm längst nicht so dramatisch wie vor knapp 20 Jahren seien, mit wertigen Angeboten zu beheben. „Deshalb ist es wichtig, dass bei der subventionierten Vergabe von Ladenlokalen jemand die Konzepte sorgfältig prüft“, betont Olgemöller.

Laut EMG entscheidet eine Jury aus Vertretern von Stadt, Politik, Handel und Gastronomie anhand festgelegter Kriterien, wer über das Landesprogramm gefördert wird. Seitens der Politik gibt es aber Bestrebungen, die Entscheidung über solche Mietverträge wieder in den Rat zurückzuholen. Will die Stadt künftig Mietverträge mit einer Jahresmiete von über 75.000 Euro abschließen, dann müsse der Planungsausschuss vorher grünes Licht geben. Das soll für die Innenstadt, aber auch für Steele und das Südostviertel gelten.

Das Essener Südostviertel rund um den Wasserturm soll durch das Förderprogramm aufgewertet werden.
Das Essener Südostviertel rund um den Wasserturm soll durch das Förderprogramm aufgewertet werden. © Unbekannt | EMG

Jan Olgemöller sieht das Förderprogramm als einen Mosaikstein zur Aufwertung des Standorts. „Wichtigster Punkt bleibt die geplante Umgestaltung der Steeler Straße, bei der die Aufenthaltsqualität, auch in den Abendstunden, deutlich erhöht werden soll.“ Das innenstadtnahe Südostviertel sei eigentlich attraktiv, gut angebunden und Rüttenscheid ähnlich, aber wahrgenommen werde zu 90 Prozent die Optik der Steeler Straße. „Und die ist natürlich verbesserungsbedürftig.“

Die Umgestaltung sollte eigentlich Ende 2020 starten, liegt aber derzeit auf Eis. Zuletzt habe es – berechtigte – Einwände der Feuerwehr gegeben, dass es in den eng bebauten Bereichen zwischen Wörth- und Herwarthstraße Probleme gebe, weil im Einsatzfall der Leiterwagen mit Stromleitungen in Konflikt komme.

Die Umgestaltung der Steeler Straße liegt derzeit auf Eis

Nach der Umgestaltung will sich laut Olgemöller die Bezirkspolitik für mehr Außengastronomie einsetzen. „Ich würde mir jetzt schon im Zuge des Förderprogramms hochwertige Gastronomie und Bekleidungsgeschäfte hier wünschen.“ Vermisst würden auch Geschäfte wie das Haushaltwarengeschäft Junius, das es bis 2010 an der Steeler Straße gegeben habe. Wünschenswert sei ein gehobener Branchenmix, nicht nur Friseure und Bäckereien, so wichtig diese auch seien. Laut EMG gibt es im Südostviertel bereits „eine interessante Bewerbung eines Bürgervereins, ein passendes Ladenlokal ist bereits gefunden, Details müssen noch geklärt werden“.