Essen-Steele. Subventionen statt hoher Mieten: Förderprogramm soll Leerstände in Essen-Steele füllen. Welche Konzepte möglich sind und wer sich bewerben kann.
Zuletzt verabschiedete sich die Elektrokette Saturn aus Steele, jetzt soll das Sofortprogramm Innenstadt auch in dem Stadtteil greifen und Leerstände füllen. Für Mieter gibt es bis zu 300 Quadratmeter Fläche zum reduzierten Preis. Gesucht werden dafür Start-Ups, Pop-Up-Stores, neue Handelskonzepte, außergewöhnliche Gastronomen, Dienstleister und nachbarschaftliche Initiativen.
„Außergewöhnliche Konzepte für das Steeler Zentrum“, das steht über dem Projekt, mit dem die EMG – Essen Marketing GmbH mit Unterstützung der EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft die Steeler City beleben möchte. Wer sich durchsetzt, der erhält ein Ladenlokal und muss dafür lediglich 20 Prozent der bisherigen Miete zahlen. Die Vermieter müssen die Miete ihrerseits um mindestens 30 Prozent senken. Die Differenz tragen Land und Stadt.
Mit im Boot und in der Jury, die über die Mieter entscheiden wird, ist Jörg Schürholz (49). Sein Optikergeschäft gibt es seit mehr als 50 Jahren in Steele, er selbst ist seit dem Jahr 2000 vor Ort. Den Einzelhandel im Stadtteil kennt er nicht zuletzt als stellvertretender Vorsitzender des Initiativkreises City Steele (ICS).
Bei einer Bestandsaufnahme hätten sie bereits festgestellt, dass es zwar keine große Zahl an Leerständen gebe, dass aber Standorte wie das Center-Carree und die Fläche, auf der zuletzt Venhues Taschen an der Kaiser-Wilhelm-Straße verkaufte, zwei große Themen seien. Letzteres sei eine tolle Lokalität in interessanter Lage, die bei der Vermietung wohl weniger Probleme bereiten werde.
Die Suche nach den Eigentümern in Essen-Steele ging voraus
Schwieriger gestaltete sich da eher das Vorhaben, überhaupt herauszufinden, wer die Eigentümer der leerstehenden Flächen sind. Da gebe es wie bei Lederwaren Venhues etwa Erbengemeinschaften oder auch Makler sowie den ehemaligen Standort der Commerzbank, wo der Mietvertrag noch ein Jahr laufe, berichtet er von den Aufgaben, die für die Verantwortlichen anstanden, bevor nun der Wettbewerb starten kann.
Nun steht fest, dass es eine Handvoll Leerstände gibt, deren Lage Jörg Schürholz als interessant beschreibt. Nicht für alle sei das Förderprogramm notwendig. Viel wichtiger sei bei diesem ohnehin, dass sich neue, spannende Ideen durchsetzten. Junge, frische Konzepte seien wünschenswert. „Gastronomie jeglicher Art wäre toll“, sagt der 49-Jährige. Und umgekehrt: „Wir brauchen nicht mehr Bäcker oder Friseure.“
Kontakt für Bewerber
Wer sich mit seinem Konzept für eine der subventionierten Ladenflächen bewerben möchte oder Beratung braucht, kann sich an Jörg Schürholz wenden: j.schuerholz@Optik-schuerholz.deFormulare für die Bewerbung stehen zudem unter https://www.startup-essen.de/steele
Was bei dem Programm auch ausgeschlossen ist: Ein Wechsel von einem bestehendem Standort an einen der geförderten. Diese Wechsel gebe es durchaus im Stadtteil, wenn ein Einzelhändler ein passenderes Ladenlokal finde. Genau darum geht es nun nicht. Wer sich auch neu in Steele mit seinem Konzept bewerben und niederlassen möchte, Jörg Schürholz bietet sich als Ansprechpartner an. Mit seiner Erfahrung und in seiner Funktion möchte er beraten, wer wohin passen könnte.
„Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstadt und Zentren in NRW 2022“
Denn läuft alles nach Plan, soll das Projekt langfristige Effekte haben. Heißt: Die Beteiligten sollen nach Möglichkeit in der subventionierten Phase so weit Fuß fassen und sich etablieren, dass sie auch danach in Steele bleiben können. Die neuen Mieter haben bis zu zwei Jahre lang Zeit, sich mit ihrem Konzept zu etablieren.
Möglich macht die Subventionierung das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstadt und Zentren in NRW 2022“, das bereits dafür gesorgt hat, dass so in der Essener Innenstadt bislang fünf Ladenlokale angemietet worden sind (darunter Mykraut, Strike.Wardrobe und The Outleter). „Wir freuen uns sehr, dass nach der Essener Innenstadt und Borbeck nun auch Steele Gelder durch das Förderprogramm erhält“, Svenja Krämer, Citymanagerin der EMG. Sie ist überzeugt davon, dass sich auch für Steele spannende und kreative Konzepte finden werden. In der Innenstadt sorgte hingegen zuletzt die Tatsache, dass selbst der milliardenschwere Schokoladenproduzent Lindt auf der Limbecker Straße vom NRW-Förderprogramm profitierte.
Großer Wunsch nach mehr Vielfalt und höherer Qualität insbesondere beim Einzelhandel
In Steele entscheidet nun zunächst eine Jury (Vertreter der Stadt und Politik, aus dem Handel und der Gastronomie) anhand festgelegter Kriterien, wer über das Landesprogramm gefördert wird. „Eine Befragung in Steele Ende 2021 hat ergeben, dass ein großer Wunsch nach mehr Vielfalt und höherer Qualität insbesondere beim Einzelhandel besteht. Mit dem Sofortprogramm wird diesem Anliegen der Bürger und Bürgerinnen wahrscheinlich schon bald nachgegangen werden können“, hofft Svenja Krämer.
Einen Einsendeschluss oder einen festen Zeitpunkt, an dem die Jury entscheiden werde, gebe es nicht, sagt Jörg Schürholz. Denn der Prozess sei fließend. Doch je später ein Bewerber startet, desto weniger geförderte Zeit steht ihm zur Verfügung. Denn die Förderung läuft Ende 2023 aus.
Darüber hinaus gibt es übrigens noch weitere Töpfe, die die Verantwortlichen in Steele anzapfen werden: darunter den zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Dazu kündigt Jörg Schürholz einen Termin mit der EMG in der kommenden Woche an. Dazu sollen Ideen entwickelt werden, die ebenfalls mit Fördergeldern umgesetzt werden sollen. Die Ergebnisse werden dann in der Steeler City zu sehen sein.
Kriterien für die Bewerber der subventionierten Ladenlokale
Wer sich für die subventionierten Ladenlokale bewerben möchte, muss einige Kriterien erfüllen. So werden Bewerbungen ausschließlich von angemeldeten Unternehmen akzeptiert. Diese dürfen nicht lediglich umsiedeln. Sie müssen ein „zukunftsorientiertes Geschäftsmodell mit Potenzial“ vorweisen, um damit nach Ablauf der Förderphase, die am Markt übliche Mieten zahlen zu können.
Das Konzept muss Passantenfrequenz bringen, als Beispiel werden Einzelhandel-Startups (Popup-Stores) und Gastronomie-Startups, Dienstleistungsgewerbe mit Publikumsverkehr, Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte, neue Angebote von Lieferservices/ Verteilstationen, Showrooms des regionalen Online-Handels, kulturwirtschaftliche Nutzungen, bürgerschaftliche und nachbarschaftliche (wohn-affine) Nutzungen, Repair-Cafés sowie Räume für Initiativen genannt. Auch Bildungsangebote und Kinderbetreuung sind möglich. Die Nutzungen sollen neue Mobilitätslösungen (zum Beispiel Fahr-radabstellflächen mit E-Ladestationen) ermöglichen.
Bewerber müssen eine kurze Umsatz- und Gewinnkalkulation einreichen
In dem Formular müssen Bewerber ihre Geschäftsidee, den Kunden- bzw. Marktnutzen sowie die Zukunftsaussichten des Konzepts kurz zusammenfassen. Es geht dabei auch um Fragen wie: Welche Zielgruppen werden angesprochen? Welche Frequenzen werden erwartet? Welche Öffnungszeiten sind geplant? Wie lässt sich damit Geld verdienen? Wie soll das Konzept beworben werden? Gibt es eine Corona-/Krisen-Planung? Auch eine Darstellung, dass das Konzept nach zwei Jahren mit marktgerechten Mieten funktioniert, soll angefügt werden, dazu eine kurze Umsatz- und Gewinnkalkulation.
Beantwortet werden müssen zudem Fragen nach Produkten oder Dienstleistungen, nach Alleinstellungsmerkmalen und dem Preissegment. Die Bewerber müssen dann ihre Anforderungen an die Immobilie/das Ladenlokal formulieren: Notwendig sind Angaben zu Kriterien wie Größe, Verkaufsfläche, Lagerfläche, maximaler Mietpreis, Außenfläche, technische Voraussetzungen, Schaufensterfront, und sie müssen eine Aussage dazu treffen, ob sie bereit sind, das Ladenlokal kollektiv mit anderen passenden Konzepten zu nutzen.