Essen-Stadtwald. In St. Theresia in Essen-Stadtwald wird Pfingsten die letzte Messe gefeiert. Mathilde Beitzen hat zu dem Kirchengelände eine besondere Beziehung.
- Die Kirche St. Theresia wird zur Kita umgebaut.
- Das Gelände war früher Standort eines Bauernhofs.
- Pensionierte Lehrerin hat Ahnenforschung betrieben.
In der katholischen Kirche St. Theresia in Essen-Stadtwald feiern die Gläubigen am Pfingstsonntag die letzte Messe. Danach wird das Gebäude umgebaut und soll später eine Kita beherbergen. Bevor die Kirche errichtet wurde, existierte dort über Jahrhunderte der Leveringhof. Der landwirtschaftliche Betrieb war eng mit der Familiengeschichte von Mathilde Beitzen verbunden.
In den 1980er Jahren hat die Essenerin ein Buch darüber geschrieben. Die 81-jährige Mathilde Beitzen hat zu dem Hof, der auf dem Gelände von St. Theresia stand, eine ganz besondere Beziehung. Ihre Ur-Ur-Großmutter mütterlicherseits, Elisabeth Kreutzenbeck genannt Levering, wurde 1844 auf dem Leverich-Hof geboren. Aus Leverich wurde Levering, bis heute liegt die Kirche an der Leveringstraße. „Leverich bedeutete Höhe oder Erhebung und beschreibt wohl die Lage des Geländes“, so Mathilde Beitzen.
Die pensionierte Lehrerin für Geschichte und Religion wurde in Krefeld geboren und wohnt jetzt im Südviertel. Bis heute ist sie der Heimat ihrer Vorfahren verbunden und hat zu ihrer Familiengeschichte intensiv geforscht. „In mir steckt zu einem 16tel eine Levering.“ Später war die Familie in umliegenden Stadtteilen ansässig: Ihre Urgroßmutter sei in der Dorfschenke in Rellinghausen geboren worden, die Großmutter habe in Bergerhausen gelebt.
Das alte Fachwerkhaus in Essen-Stadtwald wurde 1955 abgerissen
Mathilde Beitzen kam 1951 nach Essen, wo ihre Tante noch schräg gegenüber vom alten Fachwerkhaus wohnte, das damals längst nicht mehr in Familienbesitz war. Neben dem Wohnhaus habe es früher eine Krautfabrik gegeben. 1955 wurde das Haus abgerissen und die Kirche St. Theresia erbaut, die 1958 eingeweiht wurde. „Von innen habe ich das Haus allerdings nicht gesehen, da wohnten damals ja fremde Leute drin“, erzählt sie und zeigt ein Foto vom Hofgebäude, das ihre Tante gemacht hat.
Das Buch mit zahlreichen Karten und Urkunden, das Mathilde Beitzen nur privat verteilt hat, war im Zusammenhang mit dem 25-jährigen Bestehen von St. Theresia entstanden und trägt den Titel „Der Leveringhof in Essen-Rellinghausen-Heide“, wie das Gebiet früher hieß. Der Kotten sei bereits 1361 urkundlich erwähnt und 1378 in zwei Kaufurkunden genannt worden. Seitdem gehörte er dem Damenstift Rellinghausen, das ihn auf Lebenszeit verpachtete.
Das Grundstück wurde immer weiter verkleinert
Das Gelände umfasste rund 125.000 Quadratmeter, hat Mathilde Beitzen für ihr Buch recherchiert. Das Grundstück mit Wiesen, Wald und Feldern schrumpfte im Laufe der Jahrhunderte, weil Teile an die Stadt oder an Eisenbahngesellschaften abgegeben werden mussten. „Früher war das ein großer Hof mit Tieren und einem Ententeich“, erklärt Mathilde Beitzen.
Nach der Auflösung des Stifts Rellinghausen hätten die Besitzer häufiger gewechselt, der Hof sei teils verkauft, teils versteigert worden und habe Anfang des 20. Jahrhunderts zeitweise der Unternehmerfamilie Koppers gehört, die ihn als Wohnhaus vermietete. Die Familie von Mathilde Beitzen war dort schon seit 1882 nicht mehr ansässig, nachdem die Söhne der Familie nach Amerika ausgewandert waren. „Inzwischen waren verschiedene Familienangehörige insgesamt viermal in Essen, um sich das Gelände und Essen anzusehen“, sagt die 81-Jährige.
Dem Ende des Leveringhofs folgt jetzt das Aus für die Kirche. Im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses im Bistum Essen wurde bereits 2017 beschlossen, die Filialkirche St. Theresia aufzugeben und dort eine große Kita, eine Kapelle und Gemeinderäumlichkeiten - insbesondere für die Pfadfinder - einzurichten, so der Gemeinderatsvorsitzende Claus Bonsen. Zuletzt wurde in einer Gemeindeversammlung im Januar über den Stand der Planung und die nächsten Schritte informiert.
Jetzt steht der Tag der Schließung kurz bevor. Am Pfingstsonntag, 5. Juni, um 11.15 Uhr wird in der Kirche St. Theresia die letzte heilige Messe gefeiert. Der Gemeinderat lädt im Anschluss an die Messe auf die Wiese hinter der Kirche ein, um an diesem Tag, der für viele Gemeindemitglieder mit Trauer und Wehmut verbunden ist, noch gemeinsam zu verweilen. Bei Getränken und einem Imbiss können die Gemeindemitglieder Geschichten aus der Vergangenheit austauschen und sich an Momente aus dem Gemeindeleben erinnern.