Essen-Stadtwald. Nach der Fällung einer Linde in Essen-Stadtwald fordern Anwohner ein Umdenken der Stadt in Bezug auf Straßenbäume. Was die Nachbarn vorhaben.
- Die Wut der Bürger in Essen-Stadtwald über die Fällung einer alten Linde ist noch nicht verraucht.
- Weitere Bäume im Umfeld könnten in Gefahr sein.
- Anwohner fordern Umdenken bei der Stadt.
Noch immer bewegt die Fällung einer über 100 Jahre alten Linde an der Straße Am Dönhof in Essen-Stadtwald die Anwohner, die sich seit vielen Jahren für den Erhalt des Baumes eingesetzt hatten. Sie fühlen sich von der Stadt übergangen und fürchten, dass weitere Bäume in ihrer Siedlung ein ähnliches Schicksal erleiden könnten. Was die Bürgerinnen und Bürger jetzt vorhaben.
Am Montag, 25. April, ist „Tag des Baumes“. Für die Anwohner in Stadtwald Grund genug, noch einmal ihrem Ärger über die Fällung der alten Linde Ende März Ausdruck zu verleihen. Sie wollen bei einem Treffen am 24. April über das weitere Vorgehen beraten, denn in ihrer Straße stehen zwei weitere Linden, denen womöglich ein ähnliches Schicksal drohen könnte. „Wir geben nicht auf“, macht Anwohnerin Christiane Brandt deutlich.
Anwohner hat sich intensiv mit der Bedeutung der Straßenbäume in Essen beschäftigt
Ihr Nachbar Ralph Schimpf, Mediziner und Biologe, hat sich intensiv mit der Bedeutung von Stadtbäumen beschäftigt. „Der beseitigte Baum gehörte zu einem Ensemble von drei Linden, das ganz entscheidend zum Mikroklima, zum Schutz und Erhalt der lokalen Fauna und nicht zuletzt zur Wohnkultur in diesem Straßenabschnitt beiträgt“, findet er. Dank regelmäßiger Bewässerung der Bürger hätten die Bäume auch Trockenphasen gut überstanden.
Nach Betrachtung des Stumpfes schätzt Schimpf das Alter der gefällten Linde auf 108 Jahre. An den Jahresringen hat er markiert, welche Stürme und Kriege der Baum schon überstanden hat – bis Grün und Gruga sein Leben beendet habe. Für den schlechten Zustand der Linde macht er Versäumnisse in den vergangenen Jahren verantwortlich. „Durch geeignete Pflegemaßnahmen hätte der Baum für voraussichtlich weitere 20 Jahre erhalten werden können.“
Bürger erhalten Rückendeckung aus der Politik
Rückendeckung hatten die Anwohner von der Politik bekommen. So hatte sich die Bezirksvertretung II wenige Tage vor der Fällung der Linde für eine erneute Prüfung ausgesprochen und Gelder für die Pflege in Aussicht gestellt.
In der nächsten BV-Sitzung am Donnerstag, 28. April, 17.30 Uhr, im Rathaus am Porscheplatz werden die Straßenbäume Am Dönhof erneut Thema sein.
Das Vorgehen der Stadt empfinden Ralph Schimpf und etliche seiner Nachbarn als „willkürlich und bürgerunfreundlich“. Im Namen der Anwohner hat er Oberbürgermeister Thomas Kufen eine schriftliche Beschwerde zu den Ereignissen zugesandt. Laut Jasmin Trilling vom Presseamt der Stadt ist der Brief eingegangen. Eine Antwort werde derzeit formuliert und dem Bürger dann zugeschickt, vorher wolle man sich nicht dazu äußern.
Die Bürger fordern eine Nachpflanzung in ihrer Straße
Die Bürger fordern nicht nur eine Nachpflanzung an Ort und Stelle, sondern auch geeignete Pflegemaßnahmen für die beiden anderen Linden sowie für zwei weitere in der Nähe. Laut Schimpf gibt es in der Straße auch Fledermäuse. Kurz vor der Fällung sei im Umfeld eine noch lebende Fledermaus gefunden worden, kurz danach eine tote. Die zeitliche Nähe zur Fällung könne Zufall gewesen sein, bestätige aber das Vorkommen der Tiere in der Nachbarschaft.
Für Schimpf sind die Stadtbäume nicht nur wichtig für das Klima, sondern auch als Lebensraum für Vögel, die er in großer Vielfalt beobachten könne. Seiner Meinung nach hätte der Baum Ende März wegen des Vogelschutzes nicht mehr gefällt werden dürfen, „zumal ja keine unmittelbare Gefahr für die Anwohner von ihm ausging“.
Die Nachbarn jedenfalls wollen den Verlust des Baumes nicht so einfach hinnehmen. „Wir hatten schon überlegt, an Stelle der gefällten Linde einen kleinen Birnbaum zu pflanzen, um den dann wachsen zu sehen und irgendwann die Birnen zu ernten und vielleicht Kuchen damit zu backen“, sagt Anwohnerin Christiane Brandt. Das Vorhaben sei aber gescheitert, weil der Stumpf der Linde ja noch stehe. „Wir möchten aber vor allen Dingen, dass sich der Umgang der Stadt mit den Stadtbäumen ändert. In anderen Städten gibt es deutlich bessere Konzepte.“
Politiker werden sich erneut mit dem Thema beschäftigen
Auch die Politik wird das Thema weiter beschäftigen. So gibt es für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung II am Donnerstag, 28. April, einen entsprechenden Antrag der Grünen. Danach soll die Verwaltung Standorte für neue Baumbeete für Straßenbäume als Ersatz für die gefällte Linde vorschlagen und die Kosten dafür ermitteln. Auch eine Ersatzpflanzung am alten Standort sei zu prüfen. Die Grünen wollen außerdem Informationen über Zustand und Zukunftsaussichten der noch stehenden Bäume in der Siedlung.