Essen-Stadtwald. Grün & Gruga will einen Baum in Stadtwald aus Sicherheitsgründen fällen. Anwohner wollen sie retten. Warum sie an die Zukunft der Linde glauben.

  • Anwohner in Essen-Stadtwald sammeln Spenden für Erhalt eines Baumes.
  • Bürger beauftragen einen Gutachter.
  • Aus der Politik kommen laut Anwohnern positive Signale.

Seit Wochen kämpfen Anwohner der Straße Am Dönhof in Essen-Stadtwald für den Erhalt einer rund 100 Jahre alten Linde, die das Straßenbild prägt. Grün und Gruga will den Baum fällen lassen, weil er zu den Risiko-Bäumen gehöre. Die Bürger haben auf eigene Kosten einen Gutachter engagiert. Jetzt gibt es gute Nachrichten für die engagierten Baumschützer.

Der Gutachter habe bestätigt, dass der Baum mit entsprechender Pflege erhalten werden könne, so Anwohnerin Christiane Brandt auf Nachfrage. „Es ist unglaublich, wie viel Zuspruch wir in den vergangenen Wochen erfahren haben und wie viele Leute sich für den Erhalt von Bäumen einsetzen.“ Jetzt setzen die Anwohnerinnen und Anwohner ihre Hoffnung auf die örtlichen Politiker: Am Donnerstag, 24. März, steht das Thema auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung II (Stadtwald, Rellinghausen, Bergerhausen, Rüttenscheid.)

Die alte Linde in Essen-Stadtwald war 2014 durch Sturm Ela beschädigt worden

Die Linde in Höhe des Hauses Am Dönhof 26 stammt wohl noch aus der Gründungszeit der benachbarten Eyhof-Siedlung vor rund 100 Jahren. Sie war durch Pfingststurm Ela 2014 stark beschädigt und im Anschluss wohl falsch beschnitten worden, hatten die Anwohner recherchiert. Bei fachgerechter Pflege könne der Baum wohl erhalten werden, habe ihnen ein Forstwirt bestätigt, das würde allerdings teuer. Viele Menschen seien aber bereit, dafür zu spenden, das hätten sie in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, so Christiane Brandt.

Am Sundernholz blieb Einsatz ohne Erfolg

Die Nachbarn an der Straße Am Dönhof hoffen, dass es ihnen nicht so ergeht wie den Bürgern am Sundernholz, ebenfalls in Stadtwald. Auch sie hatten um zwei alte Linden gekämpft, die bei Sturm Ela stark beschädigt worden waren, und angeboten, sich an der notwendigen Pflege der Bäume zu beteiligen.

Ihr Einsatz blieb ohne Erfolg. Die Bäume wurden im Januar 2021 gefällt.

„Wenn solch massive Sicherheitsbedenken bestehen, hätte man doch schon früher etwas unternehmen müssen, wir wohnen ja schließlich im Umfeld des Baumes“, meint die Anwohnerin. Die Nachbarn würden sich auch keinesfalls gegen die Fällung stemmen, wenn echte Gefahr von der Linde ausgehe.

Das Versprechen von Grün und Gruga, dass nach der Fällung ja ein Ersatzbaum gepflanzt werde, überzeugt die Bürger nicht. Sie befürchten, dass nur ein kleiner Baum nachgepflanzt werde, der 20 bis 25 Jahre brauche, um die Funktion der alten Linde zu übernehmen. In der Vergangenheit hätten Bürger den Baum bereits einmal vor der Fällung gerettet. Eine Nachpflanzung an Ort und Stelle werde es aufgrund der engen Straßensituation nicht geben, das habe sich bei einer gemeinsamen Begehung mit Mitgliedern der Bezirksvertretung, von Grün und Gruga, sowie Anwohnern und interessierten Bürgern herausgestellt.

Der Baum ist Lebensraum für verschiedene Tiere

„Wenn irgendwo anders ein Baum gepflanzt wird, haben wir hier ja nichts davon“, sagt Christiane Brandt. Sie sei vor 18 Jahren auch wegen des alten Baumbestandes dorthin gezogen, der auch Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und Eichhörnchen sei. „Es gibt in unserer gesamten Straße nur noch fünf Straßenbäume. Neben dieser Linde ist sogar bereits eine weitere zur Fällung markiert. Die Straße wäre ohne den Baum total kahl“, findet auch ihr Mann Uli Brandt.

Mit Hilfe von Spendengeldern habe man einen externen Baumgutachter aus Gütersloh beauftragt. Das Ergebnis sei erfreulich: Die Linde sei nach unkomplizierten Pflegemaßnahmen als verkehrssicher einzustufen und solle dann nur noch jährlich kontrolliert werden. „Mit einer fachlich richtigen Baumpflege kann der Baum noch 20 Jahre erhalten werden“, zitiert Christiane Brandt aus dem Gutachten. Bei einem Ortstermin hätten die Anwohner bereits positive Signale seitens der Politik bekommen. „Das stimmt uns natürlich optimistisch, dass der Baum noch gerettet werden kann“, hofft Christiane Brandt auf ein entsprechendes Votum der Politikerinnen und Politiker.