Essen. Eine Umweltinitiative will im gesamten Essener Stadtgebiet Wassertanks zum Gießen der Straßenbäume aufstellen. Jeder kann dabei mithelfen.
Das Projekt „Gießkannenhelden“ will die Stadtbäume retten, die durch den Klimawandel gefährdet sind. Nach drei heißen Sommern und den Schäden durch Sturm „Ela“ 2014 ist laut aktueller Statistik rund jeder vierte Baum in Essen vom Absterben bedroht.
Deshalb werden nun hunderte Wassertanks im gesamten Stadtgebiet aufgestellt. Darin wird Regenwasser gesammelt, das zum Gießen verwendet werden kann. „Wir müssen die Bäume vor Dürre und Trockenheit schützen und jeder kann mithelfen“, erklärt Frank Münter vom Runden Umwelttisch, der an der Umsetzung des lokalen Projektes beteiligt ist.
Es werden Gießhelfer und Flächen für die Wassertanks gesucht
In den vergangenen Wochen sind 80 Tanks an unterschiedlichen Stellen in Essen aufgestellt worden. Weitere 200 Wasserspeicher sollen bis Ende des Jahres folgen. Langfristig ist dann ein stadtweites Netz mit 2000 Stück geplant. Damit will der Runde Umwelttisch, die Ehrenamt Agentur und die Initiative für Stadtwandel zum lokalen Klimaschutz beitragen. In allen Stadtteilen werden Helfer gesucht, die die Bäume gießen oder Flächen für die Tanks bereitstellen.
Der Wasserspeicher wird kostenlos aufgebaut und an der Regenrinne des Daches angeschlossen. Damit soll Bürgern das ehrenamtliche Helfen erleichtert werden. „Wenn man in einer oberen Etage wohnt, läuft man ja nicht fünfmal mit der gefüllten Gießkanne nach unten“, erzählt Frank Münter.
Das Sammeln des Regenwassers im Stadtgebiet hat aber auch praktische Gründe. „Dadurch wird kein Trinkwasser verschwendet. Der Tank füllt sich innerhalb von ein paar Tagen bei normalem Regen“, so Münter. Insgesamt fasst ein Speicher 1000 Liter Wasser, rund 100 Liter benötigt ein junger Baum einmal in der Woche. Die Kosten für Produktion und Aufstellung belaufen sich zurzeit auf rund 900 Euro pro Wassertank. Langfristig sollen die Kosten gesenkt werden, dann werde mit ungefähr 300 Euro pro Speicher gerechnet.
Ist er einmal aufgestellt, soll er 15 Jahre lang halten. Das Wasser wird mit einem UV-Schutz geschützt und Kunststoff soll als Material gegen Algen helfen. Außerdem ist der Tank beschwert, sodass er bei Sturm nicht umkippen kann. Insgesamt nimmt er eine Fläche von 1,2 mal 1,2 Metern ein und ist 1,6 Meter hoch. Damit die Gießkanne zum Befüllen unter den Hahn gestellt werden kann, steht der Speicher auf einer kleinen Empore.
Digitale Datenbank soll bei der Organisation des Projektes helfen
Ein Jahr lang hatten die Essener Initiativen an der Entwicklung gesessen. „Vergleichbare Projekte gibt es zum Beispiel in Berlin, aber nicht hier in der Umgebung“, erklärt Frank Münter. In den kommenden Monaten wird an einer digitalen Datenbank gefeilt, die die Organisation vereinfachen soll. In Zukunft soll möglichst jeder einzelne Baum in Essen mit einem Kataster erfasst werden. Was ist das für ein Baum? Wie alt ist er und wo steht er? Wie viel Wasser wird benötigt und wer kümmert sich darum?
Das sind Daten, die in dem System eingetragen werden sollen. Zusätzlich sollen alle Standorte der Wasserspeicher vermerkt werden. Wenn das Projekt ausgereift ist, wollen die Organisatoren anderen Städten die Idee kostenlos zur Verfügung stellen. „Das ist nur ein kleiner Baustein von einer großen Aufgabe. Aber ein guter Anfang für den lokalen Klimaschutz“, erklärt Janina Krüger von der Ehrenamt Agentur Essen.
Mehr Informationen zum Projekt
Die Initiative wird unterstützt durch: Ehrenamt Agentur Essen e.V., die Essen Marketing GmbH, Emschergenossenschaft, Gemeinsam für Stadtwandel, Grün und Gruga, Ruhrverband, Runder Umwelttisch Essen, Stadtwerke Essen, Transition Town und Ämter der Stadt Essen. Finanzielle Unterstützung kommt außerdem vom Umweltministerium NRW.
Das Wohnungsunternehmen Vonovia hat die Initiative einer Spende von 3000 Euro unterstützt und stellt Wassertanks an ausgewählten Immobilien in Essen auf – wie zum Beispiel an der Zwinglistraße in der Oststadt. „Wir wollen damit ein Zeichen für mehr lokalen Klimaschutz setzen. Bäume erfüllen eine wichtige Funktion für unser Leben und sind Teil nachhaltiger Stadtentwicklung“, sagt Ralf Feuersenger, Regionalleiter Essen-Mitte der Vonovia-West.
Engagieren können sich Privatpersonen, Vereine aber auch Firmen in Essen. Nach dem Patenprinzip übernehmen sie die Verantwortung für den Tankstandort. Wer einen Tank vor sein Haus stellen oder regelmäßig gießen möchte, kann sich auf www.gießkannenheldinnen.de registrieren.