Essen. Auch der ältere der in Essen tödlich verunglückten Golf-Insassen hatte keinen Führerschein. Die Polizei ermittelt, wem der Unfallwagen gehört.

Nach dem für zwei Autoinsassen tödlichen Sturz vom Dach des etwa 18 Meter hohen Parkhauses an der Kraftstraße in Essen-Borbeck hat die Polizei erste Erkenntnisse: Selbst der ältere der beiden 16- und 19-Jährigen besaß keinen Führerschein und das Unglücksauto hatte keine Kennzeichen, sagte Polizeisprecherin Vivien Volkmann am Dienstag.

Die jungen Männer waren Zeugen am Sonntag bereits aufgefallen, als sie vor dem Unglück in dem grünen VW ohne Nummernschilder im Stadtteil unterwegs waren.

Essener Staatsanwaltschaft hat auf eine Obduktion verzichtet

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Wem der Wagen gehört, müsse allerdings noch geklärt werden. Eine Spur führte zwischenzeitlich in den Kreis Kleve am Niederrhein: In Goch ist in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein grüner Golf gestohlen worden. Der Wagen, der auf einem Privatparkplatz an der Klever Straße stand, war abgemeldet und trug ebenfalls keine Kennzeichen. Ein Abgleich der Identifikationsnummern ergab jedoch, dass es sich um zwei unterschiedliche Fahrzeuge handelte, sagte eine Sprecherin der Klever Behörde.

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Die Essener Staatsanwaltschaft hat unterdessen auf eine Obduktion der Leichen in der Rechtsmedizin verzichtet, da die Todesursachen in diesem Fall eindeutig sei. Den Toten wurden lediglich Blutproben entnommen, um feststellen zu können, ob sie Alkohol getrunken oder Drogen genommen haben.

Wer am Steuer des Golfs saß, ist unklar

Es könne nun eine Woche vergehen, bis erste Ergebnisse vorliegen, so Volkmann. Mindestens so lange dürfte es dauern, bis die Ermittler mit Sicherheit sagen können, wer zuletzt am Steuer des Autos gesessen hat. Die Polizei hofft, diese Frage mit Hilfe von Fasern beantworten können, die nach der Sicherung entsprechender Spuren untersucht werden sollen.

Als Zeichen ihrer Anteilnahme zündeten Trauernde am Unfallort Kerzen an.
Als Zeichen ihrer Anteilnahme zündeten Trauernde am Unfallort Kerzen an. © dpa | Roland Weihrauch

Abgeglichen mit dem Reifenprofil des Unglückswagens wird zudem der von der Polizei entdeckte Reifenabrieb auf dem obersten Deck des Parkhauses. Es werde zwar vermutet, dass diese Abdrücke durch sogenanntes „Driften“ von dem Unfall-Golf stammen könnten. Gesichert sei aber noch nicht, dass ein missglücktes Fahrmanöver dieser Art die Ursache für den tödlichen Sturz war.

Ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche

Die Polizei habe keine Hinweise darauf, dass das Parkhaus in der Vergangenheit von Anhängern der örtlichen Poser- oder Tuner-Szene genutzt worden sei. Es war aber ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche, die dort die ein oder andere Polizeipräsenz provoziert haben. Neun Einsätze seit dem 1. November sind bei der Behörde nach Beschwerden von Zeugen aufgelaufen. Es habe sich aber nicht um Straftaten, sondern eher um „groben Unfug“ gehandelt, so Volkmann, wenn über die Brüstung auf die Straße gespuckt, ein Feuerlöscher in dem Gebäude entleert wurde oder Flaschen durch die Gegend flogen.

Bewohner hatten von regelmäßigen Partys und von quietschenden Reifen im Parkhaus berichtet. Vor Ort gab es bereits ein Krisen-Treffen der örtlichen Politik mit Betreiber sowie Eigentümer des Parkhauses.

Das Parkhaus ist Teil des Konzepts Philippusstift

Zwei Tage nach dem Unglück beschäftigte sich die Polizei Essen auch mit der Frage, wer aktuell eine Zutritts- und Nutzungsberechtigung für das Parkhaus hat. Die Immobilie befindet sich seit 2003 im Besitz der Katholische Klinik Essen GmbH (KKE), die Teil der Contilia-Gruppe ist, und wurde laut einer Sprecherin zuletzt bis zum 31. Dezember des vergangenen Jahres von einer privaten Gesellschaft betrieben. Die Plätze werden dort von Mitarbeitern des nahen Philippusstiftes und einigen wenigen Dauermietern genutzt.

Das Parkhaus an der Kraftstraße sei Teil des Erschließungskonzeptes für das Philippusstifts und der damit verbundenen Bauplanungen, heißt es. Im Zuge dessen gebe es Überlegungen, das Parkhaus so umzubauen, dass zukünftig auch eine öffentliche Nutzung möglich werde.

Zu der Frage, warum das Parkhaus frei zugänglich und offenbar auch für Nichtnutzer befahrbar war, will sich Contilia noch äußern.

Auch am zweiten Tag nach dem Unglück machte der Tod der beiden Teenager viele Menschen betroffen. Eine Anwohnerin kam und entzündete in der Nähe des Aufprallortes eine Kerze. Als Zeichen der Anteilnahme waren dort auch Plüschtiere und Blumen niedergelegt worden. Auf dem Parkdeck bereiteten am Dienstag Arbeiter die Reparatur der von dem Wagen durchbrochenen Abgrenzung vor. Das defekte Rolltor war am Dienstagmittag immer noch nicht geschlossen.