Essen-Katernberg. Morgens kommt es in Essen Katernberg regelmäßig zum Verkehrskollaps an der Grundschule Zollverein. Ein Vater wehrt sich gegen die Elterntaxis.

Sofie Clare geht seit einigen Wochen in die erste Klasse der Grundschule Zollverein. Die Sechsjährige wohnt nur 200 Meter von der Schule entfernt, alleine laufen darf sie aber nicht. „Die Situation ist hier morgens eine reine Katastrophe“, beklagt ihr Vater Keven Clare und spricht damit das leidige Thema Elterntaxis an. „Die Eltern würden ihre Kinder am liebsten mit dem Auto bis zu ihrem Stuhl im Klassenzimmer bringen“, so Clare, der zuletzt angehupt und beschimpft wurde, als er seine Tochter zu Fuß über die Straße „Distelbeckhof“ gebracht hat.

Um kurz vor 8 Uhr reiht sich dort morgens Auto an Auto. Auch die Heinrich-Lersch-Straße ist um diese Uhrzeit verstopft. Einige fahren, andere halten an, um ihre Kinder rauszulassen. Manche Eltern steigen aber auch aus und halten noch ein Pläuschchen: „Die eigentlichen Vorbilder für die Kinder sind gar keine Vorbilder“, beklagt Keven Clare, der seiner Verärgerung Luft gemacht hat und sowohl der Schulleitung, als auch der Stadt und dem Ordnungsamt eine Mail geschrieben hat.

Essener hat Änderungsvorschläge

„Ich denke, es wird nicht lange dauern, bis das erste Kind unter den Rädern liegt. Hier ist absoluter Handlungsbedarf und es wäre schön, wenn mal was passiert“, schreibt er dort. Präsenz von Polizei und Ordnungsamt, Tempoüberwachung, Querungshilfen, digitale Geschwindigkeitsanzeigen oder die Straße Distelbeckhof für Autos sperren – an Ideen mangelt es dem Familienvater nicht.

Seine Beschwerde traf auch direkt auf offene – aber zum Teil resignierte Ohren. Henrike Ennemann, Schulleiterin der Zollverein-Grundschule: „Meinem Appell, sich nicht länger als nötig vor dem Tor aufzuhalten und sich an die Verkehrsregeln zu halten, kommen viele Eltern und Angehörige leider nicht nach. Ich werde diesen aber immer wieder wiederholen.“

Austausch mit Katernberger Polizeiwache

Ennemann ist im ständigen Austausch mit der Katernberger Polizeiwache, die seit Schulbeginn schon zwei Mal vor Ort war, um Gespräche mit Eltern zu führen und Verwarngelder zu verteilen. „Man rennt da teilweise gegen eine Wand“, weiß Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato, der noch einmal betont, dass das Parken auf dem Gehweg genauso verboten ist wie eine „vermeidbare Behinderung des Verkehrs durch Quatschen mit anderen Verkehrsteilnehmern.“ Wer das missachtet, zahlt zwischen 15 und 35 Euro – nach neuem Bußgeldkatalog, der aktuell noch nicht in Kraft ist, kostet das Parken auf dem Gehweg 55 Euro Strafe.

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Seine Kollegen würden viele Gespräche mit den Eltern führen und immer wieder dafür plädieren, die Kinder ein paar Straßen vor der Schule rauszulassen und dann gemeinsam mit ihnen den Rest des Weges zu gehen.

Immer wieder gefährliche Situationen

Dafür wirbt auch Stadtsprecherin Jasmin Trilling, die versichert, dass sich auch das Ordnungsamt die Lage an der Grundschule Zollverein nochmals genauer anschauen wird. „Die Kinder müssen lernen, sich im Straßenverkehr fortzubewegen.“ Aktuell würden immer wieder gefährliche Situationen entstehen, die gelte es zu verhindern.

Wenn es um bauliche Veränderungen oder digitale Geschwindigkeitsüberwachung geht, dann mahlen die Mühlen der Stadt naturgemäß langsam. Geräte müssten finanziert und angeschafft werden, Bezirksvertretung und Rat müssen entsprechende Mehrheiten finden und Beschlüsse fassen. Bis das umgesetzt ist, wird die sechsjährige Sofie die Baukosten vielleicht schon selbst ausrechnen können.